Der türkische Geheimdienst MIT hat sich mit dem „Kurdischen Nationalrat“ (ENKS) und der „Nationalen Koalition“ (ETILAF) getroffen. An dem Treffen nahmen für den ENKS Abdulhakim Başar, Generalsekretär der PDK-S, und für die Milizen der ehemalige Offizier Abdulbasit Abdullatif teil. Auf dem Treffen sei laut Quellen der Nachrichtenagentur ANHA geäußert worden: „Im Falle einer möglichen Operation soll Nord- und Ostsyrien der Partei der Demokratischen Einheit (PYD) genommen und dem ENKS übergeben werden.“ Der ENKS verfügt über eigene Milizen, die sogenannten Roj-Peschmerga, die teilweise auch mit deutscher Bewaffnung ausgestattet sind und unter anderem für Angriffe auf die Region Şengal verantwortlich zeichnen. Die Gespräche fanden zur gleichen Zeit statt, in der sich ENKS unter Vermittlung von Frankreich mit der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien getroffen hatte.
Bildern und Dokumenten zu Folge fand das Treffen am 27. Juli 2019 statt und wurde auf Initiative des ENKS vom MIT organisiert. Bei dem Gespräch soll es vor allem um „die aktuelle Situation in Efrîn und die Stärkung der Arbeiten in der Region“ gegangen sein. Dem ENKS war vor der Efrîn-Invasion eine wichtige Rolle im Besatzungsregime von Efrîn versprochen worden, nach der Invasion wurde er jedoch weitgehend verdrängt. Neben Abdulhakim Başar und Abdulbasit Abdullatif nahmen Nazir Hakim, Abdullah Kado und Faysal Yusuf aus dem Leitungsausschuss des ENKS an dem Gespräch teil. Darüber hinaus befanden sich Personen aus dem Besatzungsregime von Efrîn auf dem Treffen. Es handelte sich um Vertreter der Gruppe Mahmud Noah, der Gruppe Wahib Arab mit ihrem Generalsekretär Hanan, Saif Abu Bakr, Anas Sheikh Wes und Ahmed Berri und Mustafa Zeer und Wael al-Sidi für die Sultan-Murad-Brifade, wie auch Abu Ibrahim al-Tewil vom Besatzungsrat von al-Bab.
Abdulhakim Başar bezeichnete die PYD als terroristische Struktur und rief die Kurden in Syrien auf, nicht mit ihr zu kooperieren. „Wir werden unsere Beziehungen mit der Türkei stärken und den Dialog mit allen syrischen Komponenten in der Region aufbauen“, erklärte er. Nach einer möglichen militärischen Offensive der Türkei in Nord- und Ostsyrien solle die Verwaltung der Region dem ENKS übertragen werden.
Der Generalsekretär des ENKS bewertete die Beteiligung von Personen aus der Besatzungsregierung von Efrîn positiv und erklärte, dass „solche Treffen intensiviert" werden sollten. „Auf diese Weise können wir Hindernisse überwinden und Vorschläge an Beamte des türkischen Staats weiterleiten.“
Die Teilnehmer des Treffens, die aus Efrîn kamen, konzentrierten sich auf die Vergehen von bewaffneten Gruppen des türkischen Staates. Sie kritisierten auch, dass die vom türkischen Staat ernannten Verwalter der Korruption und des Raubs schuldig sind. Das würde für eine negative Außenwirkung sorgen. So könnten negative Folgen für ETILAF und den ENKS und Vorteile für die PYD entstehen. Sie forderten daher ein Ende dieser Verstöße und verlangten die Kontrolle über die Verbreitung von Waffen und ein Ende der chaotischen Sicherheitslage.
Weitere Leaks aus der Sitzung deuten darauf hin, dass Vertreter des ENKS und von ETILAF die Möglichkeit erörtert haben, eine Besatzungsoperation gegen Nord- und Ostsyrien einzuleiten, die Selbstverwaltung der Region zu beenden und die Herrschaft dem ENKS zu übergeben.