Minderheitenbericht aus Nord- und Ostsyrien veröffentlicht

Das Rojava Information Center hat einen Bericht zur Situation der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in den Autonomiegebieten in Nord- und Ostsyrien veröffentlicht.

Die Region Nord- und Ostsyrien ist sowohl religiös als auch ethnisch vielfältig. Es wird nicht nur von (hauptsächlich sunnitisch-muslimischen) Arabern und Kurden bewohnt, sondern auch von syrisch-assyrischen Christen, armenischen Christen, Turkmenen, Tscherkessen, Aleviten, Eziden, Nawaren und Tschetschenen.

Vor allem die christliche und die ezidische Minderheit erlebten eine historische Marginalisierung durch die Assad-Regierung. Dieser folgten die auf einen Genozid abzielenden Angriffe des „Islamischen Staat“ und anderer Dschihadistengruppen. Die türkischen Invasionen in den Jahren 2018 und 2019 haben zur Besatzung von Efrîn, Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) und zu einem gewaltsamen demografischen Wandel geführt, der neben den Kurden auch Christen und Eziden betrifft.

Mit der Einrichtung der Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens entstand für alle Bevölkerungsgruppen die Gelegenheit, oft zum ersten Mal eigene zivile Organisationen, politische Parteien und militärische Kräfte zu gründen und eine garantierte Vertretung in politischen Strukturen zu erhalten, um die Interessen ihrer Gemeinschaften zu vertreten. Die Autonomieverwaltung verankert das Recht religiöser und ethnischer Minderheiten auf freie, offene und autonome Ausübung ihrer Kultur und ihres Glaubens als einen grundlegenden Aspekt ihres politischen Projekts. Dieses Ziel wurde bis zu einem gewissen Grad verwirklicht, obwohl in einigen Fällen auch Minderheitengruppen Meinungsverschiedenheiten mit der Autonomieverwaltung hatten.

Das Rojava Information Center gibt in einer neuen Broschüre einen Überblick über die Geschichte und die heutige politische, militärische und zivilgesellschaftliche Organisation religiöser und ethnischer Minderheitengruppen im Nordosten Syrien. Der Bericht basiert auf Interviews und liefert eine eigene Einschätzung darüber, inwieweit diese Gruppen am politischen Prozess teilgenommen haben, welche Auseinandersetzungen sie mit der Autonomieverwaltung hatten und wie diese gelöst wurden. Dabei wird untersucht, inwieweit das Selbstverwaltungsmodell in der Lage war, religiösen und ethnischen Minderheiten, die seit Hunderten oder sogar Tausenden von Jahren verfolgt und unterdrückt wurden, Frieden und Stabilität zu bringen – und dies im Kontext eines Konflikts, der häufig Gewalt, Vorurteile und sogar Völkermord gegen diese Gemeinschaften hervorgerufen hat.

Der Bericht schließt mit politischen Empfehlungen für internationale Akteure, die eine sichere Zukunft für die religiösen und ethnischen Minderheiten Syriens gewährleisten wollen. Der aus 66 Seiten bestehende Bericht kann in englischer Sprache auf der Seite des Rojava Information Center heruntergeladen werden.