Die türkische Armee und ihre dschihadistischen Hilfstrupps greifen in der nordsyrischen Stadt Minbic zivile Siedlungsgebiete an. Ziel der Angriffe sind Dörfer entlang des Flusses Sajur sowie Verteidigungspositionen des Militärrats von Minbic (MMC), meldet die Pressestelle des Kampfverbands. Insgesamt acht Mörsergranaten seien seit dem frühen Montagmorgen bereits in der Region eingeschlagen. Abgefeuert wird die Artillerie von der Militärbasis der Besatzungstruppen im arabischen Dorf Karatha, das sich im Nordosten Minbics befindet. Der Ort liegt direkt gegenüber vom Dorf Awn al-Dadat (auch Aoun al-Datat), das de facto die Grenze zwischen den besetzten und selbstverwalteten Regionen von Nordsyrien bildet.
Laut dem Militärrat führten die Bombardierungen bislang nicht zu menschlichen Opfern. Allerdings sei Sachschaden an den Häusern und in Gärten der Zivilbevölkerung entstanden. Vor gut einer Woche war eine Zivilistin bei einem Angriff mit schweren Waffen auf Awn al-Datat verletzt worden. Die Frau wurde von Schrapnellen an Händen und Beinen getroffen.
Einschlagende Artillerie nahe einer MMC-Stellung, Aufnahme von heute © MMC
Minbic wird immer wieder von der türkischen Armee und verbündeten Milizen unter Artilleriefeuer gesetzt. Für die Verteidigung der Region sorgt der örtliche Militärrat, der eine Komponente der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) ist. Vor drei Wochen gelang dem MMC die Zerschlagung einer vom türkischen Geheimdienst MIT gestützten Schläferzelle.
Fast drei Jahre IS-Terror in Minbic
Über zweieinhalb Jahre herrschte in Minbic die Terrormiliz IS über die Bevölkerung. Am 1. Juni 2016 leiteten die QSD gemeinsam mit dem MMC am Tischrin-Staudamm eine Offensive zur Befreiung der Stadt ein. Insgesamt 75 Tage dauerte der Kampf um Minbic, über das seit 2014 der IS-Terror herrschte. Er war ein voller Erfolg, an dem vor allem YPJ-Kämpferinnen maßgeblich beteiligt waren. Am 15. August 2016 verkündete der Militärrat den Sieg über den IS. Seitdem wird die Stadt von einem Zivilrat verwaltet, in dem alle Bevölkerungsgruppen und vor allem auch Frauen vertreten sind.