Militärrat verhindert HTS-Infiltration in Minbic

Der Militärrat von Minbic hat eine Infiltration durch den syrischen Al-Qaida-Ableger Hayat Tahrir al-Sham in ein strategisches Dorf an der Kontaktlinie zur Autonomieregion verhindert. Dabei wurden mehrere Angreifer getötet.

Der Militärrat von Minbic hat eine Infiltration durch den syrischen Al-Qaida-Ableger Hayat Tahrir al-Sham (HTS) in ein strategisches Dorf an der Kontaktlinie zur Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (AANES) verhindert. Das teilt das Medien- und Kommunikationszentrum des Kampfverbands mit, der den Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) angegliedert ist. Dabei wurden den Angaben zufolge mindestens neun HTS-Mitglieder getötet und elf weitere verletzt. Der Militärrat stellte zudem zahlreiche Waffen und Munition geflüchteter Söldner sicher.

Bereits seit Mittwochabend versuchte HTS bereits, im rund zwanzig Kilometer nordwestlich vom Stadtkern Minbics entfernte Dorf Arab Hasan (ku. Ereb Hesen) einzudringen. Begleitet worden sei der Infiltrationsversuch von massiven Angriffen mit schwerem Kriegsgerät auf Positionen des Militärrats und Häuser der Zivilbevölkerung. Nach Auskunft des Militärrats dauerten die Angriffe bis in die frühen Morgenstunden des Donnerstags an. Das Einsickern von HTS in Arab Hasan sei unmittelbar mit heftigem Beschuss beantwortet und letztlich verhindert worden.

Die Terrororganisation HTS, die gemeinsam mit der Türkei ein Protektorat in der nordwestsyrischen Provinz Idlib beherrscht, hatte am Mittwoch ihre Truppen nach Minbic verlagert. Der Schritt fällt mit den bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den QSD und bewaffneten Gruppierungen, die dem Sicherheitsapparat des syrischen Regimes, Iran-treuen Milizen und IS-Schläferzellen angehören, im Rahmen der „Operation Sicherheitsverstärkung“ im Großraum von Deir ez-Zor zusammen. Gleichlaufend zu dem Einsatz hatte zunächst die von der Türkei gesteuerte SNA („Syrische Nationalarmee“) heftige Angriffswellen gegen Gebiete in der AANES verübt, darunter in Minbic, Ain Issa und Til Temir.

Minbic selbst wird seit dem 1. September von dschihadistischen Proxy-Truppen der Türkei angegriffen. Seither kamen mindestens zehn Menschen aus der Zivilbevölkerung sowie mehrere Angehörige der Sicherheitskräfte Asayîş ums Leben. Gestern wurde dann der Militärratskommandant Bozan Berkel bei einem Autobombenanschlag in Minbic getötet. Die Angriffe haben große Vertreibungswellen ausgelöst. Allein aus Arab Hasan sind bereits rund hundert der insgesamt knapp 140 Familien geflohen.

Seit HTS bei den Kriegshandlungen gegen Minbic mitmischt, mussten weitere Menschen ihre Häuser verlassen. Am Mittwochmorgen hatte HTS das westliche Umland von Minbic mit Artillerie und Raketen beschossen. Im Zuge des Infiltrationsversuchs in Arab Hasan wurden laut dem Militärrat auch weitere Siedlungsgebiete an der Sajur-Linie – benannt nach dem Fluss, der als De-Facto-Grenze zwischen Besatzungszone und Autonomieregion gilt – von dem Dschihadistenbündnis ins Visier genommen. Die Nachrichtenagentur ANHA hat Bilder veröffentlicht, die die Zerstörung in Minbic zeigen.


Strategische Schlüsselposition von Minbic

Minbic liegt 30 Kilometer südlich der türkischen Grenze und nimmt eine strategische Schlüsselposition in den Plänen der Türkei für eine Ausdehnung ihrer illegalen Besatzungszone in Nordsyrien ein. Die von der Autonomieverwaltung administrierte Stadt liegt an der wichtigen Schnellstraße M4, die das nördliche Syrien wie eine Lebensader durchzieht und bereits für den IS eine strategische Versorgungsroute darstellte. 2022 wurde Minbic vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan neben Tel Rifat als erstes Angriffsziel für eine neuerliche Invasion der Türkei in Nord- und Ostsyrien benannt.