Die Lage in Deir ez-Zor scheint sich allmählich zu entspannen. Nach Tagen der Gewalt mit dutzenden Toten und Verletzten ist in der Region im Osten von Syrien vorerst wieder weitgehend Ruhe eingekehrt, erklärte Zidan al-Assi vom Verteidigungsbüro der Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien (AANES). In der Kleinstadt Shahil (auch Al-Shuhayl) südwestlich von Deir ez-Zor durchkämmten die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) die Gegend noch am Montagabend nach Milizionären. Dabei stießen die Kämpferinnen und Kämpfer an einigen Orten auf Waffenverstecke. Laut Al-Assi liege der Fokus nun auf dem weiter südlich von Shahil gelegenen Diban, wo sich Bewaffnete verschanzt hätten. „Die Stadt wurde umzingelt und die Versorgung der bewaffneten Gruppen unterbrochen. Ihnen ist eine Frist zur Aufgabe gesetzt worden.“
Die QSD hatten vor mehr als einer Woche mit Unterstützung der US-geführten Anti-IS-Koalition eine Militäroperation mit dem Namen „Sicherheitsverstärkung" am Ostufer des Euphrat, insbesondere in Deir ez-Zor, gestartet. Die Operation richtet sich gegen IS-Zellen, Zellen des Geheimdienstes des Assad-Regimes, Korruption und Drogenhandel. Mitte vergangener Woche wurde der Kommandant des Militärrats von Deir ez-Zor, Ahmed al-Khubail, bekannt als Abu Khawla, wegen Korruption, Verwicklung in den Drogenhandel und Machtmissbrauch seines Amtes enthoben und festgenommen. Auch weitere Mitglieder des Militärrats wurden entlassen.
Zidan al-Assi © ANHA
Daraufhin waren schwere Auseinandersetzungen zwischen den QSD und Bewaffneten aus dem Kreis von Abu Khawla sowie Stammesmilizen, die dem Sicherheitsapparat des syrischen Regimes, Iran-treuen Milizen und IS-Schläferzellen angehören und die in einige Dörfer am Ostufer des Euphrats eingesickert waren, ausgebrochen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die in Großbritannien sitzt und ihre Informationen von einem Aktivistennetzwerk bezieht, forderten die Kämpfe in Deir ez-Zor bisher rund siebzig Todesopfer, darunter sieben Frauen und Kinder, 39 Bewaffnete und 23 Mitglieder der QSD. Etwa hundert Menschen wurden verletzt.
„Der türkische Staat und der Iran, Russland sowie die Regierung in Damaskus versuchen mit bewaffneten Gruppen, das Projekt der Selbstverwaltung zu torpedieren. Sie greifen die Sicherheit und Stabilität der Region an, indem sie Unruhen und Konflikte zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen provozieren“, kommentierte Al-Assi die Situation in Deir ez-Zor. QSD-Generalkommandant Mazlum Abdi zeigte sich zuversichtlich, dass in der Region schon bald wieder Stabilität einkehrt. „Dank der QSD, der lokalen Zivilbevölkerung und mit dem Bewusstsein der Stämme wird die Sicherheit wiederhergestellt, der Bürgerfrieden gewahrt und die Situation stabilisiert“, schrieb Abdi auf „X“, ehemals Twitter.