Kontranetzwerke in Nordsyrien – Teil 2

Im zweiten Teil des ANHA Dossiers über ein aufgedecktes Kontranetzwerk in Nordsyrien mit enger Anbindung an Dschihadisten und den türkischen Staat werden weitere Ergebnisse der Vernehmungen der Mitglieder des Netzwerks dokumentiert.

Das vom türkischen Geheimdienst MIT finanzierte Netzwerk ist für die Ermordung von acht Personen aus dem politischen wie auch aus dem militärischen Sektor in Nordsyrien verantwortlich. Insbesondere die Mordversuche am Ko-Vorsitzenden des Rates für Außenbeziehungen des Kantons Cizîrê Dr. Abdulkerim Omar, dem Ko-Vorsitzenden des Sicherheitsrates von Cizîrê Abdulkerim Saruxan und dem Generalsekretär der kurdischen Linkspartei Mihemed Musa fanden auf Forderung des türkischen Geheimdiensts statt. Der türkische Geheimdienst hatte über eine bisher unbekannte Person Verbindung mit dem Netzwerk über Flodi Iskender aus dem Führungszirkel der Gruppe gehalten.

Die Aussagen der Mitglieder des Netzwerks gegenüber den Asayish von Rojava:

8. Februar 2014 – Die versuchte Ermordung von Dr. Abdulkerim Omar

Der Plan zur Ermordung des Ko-Vorsitzenden des Rates für Außenbeziehungen des Kantons Cizîrê Dr. Abdulkerim Omar wurde von Flodi und Şiban ausgearbeitet. An seinem Auto vor seinem Haus wurde eine ferngezündet Bombe plaziert. Firas Salih hatte die Ermordung von Dr. Omar vorgeschlagen. Xelil Cedûh Cenwî sollte Wache stehen, Mihemed Abdulsemed al-Ibrahim wurde mit dem Anbringen des Sprengsatzes an Dr. Omars Auto beauftragt.

In den Aussagen von Şiban heißt es, Firas Salih habe nicht nur das Ziel ausgesucht, sondern ihnen auch das Haus von Dr. Omar gezeigt. Die Gruppe habe sich auf eine Bombe als Tatmittel geeinigt und Mihemed Abdulsemed al-Ibrahim damit beauftragt, die Bombe zu platzieren. Mihemed Abdulsemed sagte aus, dass Şiban intensive Vorbereitungen unternommen und entschieden habe, dass eine Bombe vor dem Haus von Dr. Omar im Stadtviertel Korniş an der El Xeliç Kreuzung in Qamişlo gelegt werden sollte.

Mihemed Abdulsemed gab an, er habe die Bombe von Şiban erhalten, sie mit nach Hause genommen, um dann am folgenden Tag von Xelîl Ceduh mit dem Motorrad zum Tatort gefahren zu werden. Dann hätten sie die Bombe angebracht und sich entfernt. Firas habe sich ebenfalls in einem Taxi in dem Gebiet aufgehalten, er stand Wache und sollte die Detonation auslösen.

Xelîl Ceduh sagte aus, wie Mihemed Abdulsemed zu ihm Verbindung aufgebaut habe: „Mihemed Abdulsemed hat mir gesagt, dass er ein Motorrad für eine Arbeit braucht. Mihemed hatte eine schwarze Tasche in der Hand, darin befand sich die Bombe. Er sagte zu mir, dass ich damit ja nichts zu tun hätte, er würde nur die Bombe anbringen und dann würden wir wieder wegfahren.“

Der Angriff bleibt erfolglos.

Firas berichtete über den Misserfolg des Anschlags: „Nach Planung der Zelle war es meine Aufgabe, die Bombe aus der Ferne zu zünden. Zu dieser Zeit war ich Taxifahrer im Viertel Korniş von Qamişlo. Die anderen Mitglieder hatten die Bombe an einem Mast neben dem Auto von Dr. Abdulkerim Omar angebracht. Als Dr. Omar das Haus verließ, drückte ich Dutzende Male auf den Auslöser. Aber nichts geschah.“

Mihemed Abdulsemed gab an, Şiban habe ihn angerufen und gesagt, dass die Bombe nicht detoniert sei und er sie wieder abholen solle.

In der Aussage von Xelil Ceduh heißt es dazu, Şiban habe mit Mihemed gesprochen, dass er die Bombe wieder entfernen sollte: „Mihemed hatte die Kleidung eines Reinigungsarbeiters angezogen und eine Tasche dabei. Er ging zur Bombe, steckte sie in die Tasche und wir fuhren mit dem Motorrad weg. Ein Taxi verfolgte uns. Wir bemerkten, dass es Firas war. Er wollte, dass Mihemed zu ihm nach Hause geht. Mihemed sagte, dass er ein Mitglied der Zelle sei.“

Şiban berichtete über das Geschehene: „Als unser erster Tötungsversuch keinen Erfolg hatte, kamen wir im Haus von Firas zusammen um Flodi zu informieren. Die Bombe wurde untersucht. Am folgenden Tag ging ich wieder zum Ort des Geschehens, Mihemed brachte die Bombe noch einmal am Mast neben dem Fahrzeug von Dr. Abdulkerim Omar an, deshalb wollte er, dass ich mich entferne. Dann entfernte er sich mit einem Dienstfahrzeug. Die Fernzündung lag wieder bei Firas.“

Omars Fahrer wird umgebracht

Firas erklärte, dass er zwei Tage nach dem ersten Versuch angerufen und ihm gesagt wurde, die Bombe sei nun bereit und die Fernsteuerung bei ihm. Firas berichtet über den Anschlag: „Als Dr. Abdulkerim Omar das Gebäude verlassen hatte, ging er in Richtung seines Autos. Ich drückte den Auslöser. Aber in diesem Moment kam ein anderes Fahrzeug zwischen die Bombe und das Fahrzeug von Dr. Abdulkerim Omar. Der Fahrer dieses Wagens starb. Danach ging ich nach Hause. Einen Tag später kam Flodi zu mir und nahm die Fernsteuerung mit.“

Şiban sagte aus, dass Firas etwa 50 Meter vom Explosionsort entfernt war und er Dr. Abdulkerim Omar beobachtet habe. Mit der Explosion der Bombe sei ein anderer Autofahrer getötet worden und der Strommast auf das Auto von Dr. Omar gestürzt.

Versuchter Anschlag auf YPG-Inspekteur Selim Ahmed Ali im Jahr 2013

Ein Anschlag auf den YPG-Inspekteur Selim Ahmed Ali wurde von Flodi und Şiban vorbereitet. Das Ziel war von Flodi und Salih Ahmed Temo ausgewählt worden. Man hatte entschieden, an seinem Auto eine Bombe anzubringen. Der erste Versuch wurde von Salih Temo und Musa Al-Betuşi umgesetzt. Flodi und Şiban bereiteten die Bombe bei Flodi zu Hause vor. Der zweite Versuch wurde dann von Ahmed Xerib und Ibrahim Xerib durchgeführt.

Şiban sagte über den Attentatsversuch folgendes aus: „Flodi und Salih Ahmed Temo schlugen vor, den als Abu Sami bekannten YPG-Inspekteur mit dem Namen Selim zu töten. Beide kannten den Inspekteur. Sie informierten mich in der Nacht darüber. Flodi wollte von mir, dass ich zu dem Haus gehe und sagte, dass Musa al-Betuşi und Salih Temo das Haus des Inspekteurs Selim kennen. Danach habe ich bei Flodi zu Hause die Bombe vorbereitet. Al-Betuşi und Temo brachten die Bombe am Fahrzeug des Inspekteurs an und begannen den Straßenzug zu beobachten um die Bombe zu zünden, sobald er das Haus verlässt. Der Inspekteur verließ am folgenden Tag eilig das Haus, doch die Bombe war nicht in der Reichweite der Fernsteuerung und explodierte nicht. Ich hatte zur Umsetzung der Aktion zwei Namen vorgeschlagen, es handelte sich um Ehmed Xerib und Ibrahim Xerib. Wir bereiteten wieder in Flodis Haus die Bombe vor und übergaben ihnen die Fernsteuerung. Sie brachten die Bombe am Auto an und gingen zum Stadion Şehîd Heysem Bico, um das Auto zu beobachten.

Nach kurzer Zeit kam jemand und brachte die Jugendlichen aus dem Stadion. Sie hatten gemerkt, dass am Auto eine Bombe angebracht war. Sie entfernten sich auf dem Motorrad und berichteten Flodi, dass sie keinen Erfolg gehabt hatten.

Der Attentatsversuch auf den Sekretär der kurdischen Linkspartei Mihemed Musa Mihemed 2014

Die Gruppe plante als nächstes einen der Demokratisch Autonomen Selbstverwaltung nahestehenden Funktionsträger zu töten. Firas schlug den Generalsekretär der kurdischen Linkspartei Mihemed Musa Mihemed vor. Flodi und Şiban entwarfen den Plan und bereiteten die Bombe vor. Der Attentatsversuch wurde von Salih Temo und Mihemed Abdulsemed durchgeführt. Firas erhielt die Aufgabe, die Bombe zu zünden.

Nach Aussagen von Şiban sagte Flodi zu Firas, er solle der Linkspartei beitreten, um Informationen über die Führung der Demokratisch Autonomen Selbstverwaltung zu sammeln. Firas gab an, Şiban und Flodi hätten von ihm den Namen von jemandem aus der Führung einer kurdischen Partei gewollt, daraufhin habe er Mihemed Musa vorgeschlagen.

Am intensivsten beteiligte sich Şiban an der Planung und Umsetzung des Anschlags. Nachdem Firas der Linkspartei beigetreten war, habe man sich in Flodis Haus getroffen, um den Attentatsplan auf Mihemed Musa zu konkretisieren.

Sie entschieden sich dafür, am Auto von Mihemed Musa, während es in der Muni Hebib Straße vor der Parteizentrale steht, eine Bombe anzubringen. Firas hatte den Auftrag die Bombe zu zünden, sobald Musa das Haus verlässt. Am geplanten Tag fand vor dem Büro eine Versammlung statt und ein Auto parkte dort. Firas erklärte den anderen Mitgliedern seiner Zelle, er habe aufgrund der Menschenmenge die Bombe nicht an Musas Auto anbringen konnten.

Die Gruppe teilte Firas mit, dass vor dem Jugendzentrum in Qamişlo eine Versammlung stattfinden werde und dass das Auto dann vor dem Gebäude stehe. Man müsse die Bombe dann nur am Auto anbringen und wenn er aussteigt zünden.

Mihemed Abdulselam sagte, er habe sich gemeinsam mit Salih auf dem Motorrad dem Parteigebäude genähert, es hätten sich aber viele Frauen beim Auto befunden und er habe deswegen die Bombe nicht anbringen können.

Firas sagte zu dem Anschlagversuch, dass er in dem Moment, in dem das Attentat stattfinden sollte, er im Parteigebäude gewesen sei und den Fernzünder von Abdulselam und Salih erhalten habe. Als der Attentatsversuch vor dem Parteigebäude gescheitert war wurde gesagt, dass Salih Temo und Mihemed Abdulselam das Attentat vor dem Jugendzentrum ausführen sollten. Da sich vor dem Gebäude viele Asayish-Kräfte befunden hätten, hätten sie die Bombe nicht am Auto anbringen können. Nach Angaben von Firas riefen sie Şiban an und erklärten, dass sie die Aktion nicht umsetzen könnten.

Der Attentatsversuch auf den damaligen Vorsitzenden des Sicherheitsrates des Kantons Cizîrê, Abdulkerim Saruxan 2013

Im Jahr 2013 gab es zwei Attentatsversuche auf den damaligen Vorsitzenden des Sicherheitsrates des Kantons Cizîrê Abdulkerim Saruxan. Das Attentat wurde von Flodi und Şiban federführend organisiert. Salih und Abdulsemed wurden damit beauftragt, das Attentat mit einer Waffe mit Schalldämpfer durchzuführen. Laut Şiban habe Flodi als Ziel Saruxan vorgeschlagen.

Sie hatten entschieden, dass Saruxan in seinem Haus in Um al-Fursan im Osten von Qamişlo mit einer Waffe mit Schalldämpfer getötet werden sollte. Sie wollten als Zivilisten gekleidet zu ihm nach Hause gehen und ihn wegen irgendwelchen Problemen um Hilfe bitten. In dem Moment, wenn er die Tür öffnet, wollten sie ihn töten.

Mihemed Abdulsemed erklärte, dass Şiban von ihm wollte, dass er einen Verantwortlichen der Selbstverwaltung mit einer Waffe mit Schalldämpfer tötet und dass er von ihm das Ziel und den Ort erfahren habe. Salih und Abdulsemed fuhren mit dem Motorrad zum Haus von Saruxan und taten so, als ob sie Informationen über einen Gefangenen einholen wollten. Als sie Um al-Fursan erreichten, klingelten sie bei ihm an der Tür. Saruxans Ehefrau öffnete und sagte, dass ihr Mann seit einer Woche nicht zu Hause gewesen sei.

In den Aussagen von Şiban heißt es, dass nach dem ersten erfolglosen Versuch an Stelle von Abdulsemed, Flodi Musa al-Betuşi beauftragt hatte. Betuşi versuchte zusammen mit Salih Temo das Attentat umzusetzen, da Saruxan jedoch umgezogen war, war auch dieser Versuch ohne Erfolg.

Mihemed Abdulsemed bestätigte diese Aussage und sagte, dass Musa al-Betuşi gemeinsam mit Salih Temo 15 Tage nach dem ersten Versuch Saruxan erneut zu töten versucht haben, sie jedoch gescheitert seien, da Saruxan umgezogen war.

Attentatsversuch gegen Staatsanwalt Faruq Abu Eseed im Jahr 2013

Ein weiterer Attentatsplan von Flodi und Şiban richtete sich gegen das Mitglied der Kommission für Gesellschaftliche Gerechtigkeit von Qamişlo, Faruq Abu Eseed. Abu Eseed sollte von Salih Temo, Mihemed Abdulsemed und Musa al-Betuşi erschossen werden. Mihemed Zeki al-Himedi sollte Wache stehen.

In den Aussagen von Şiban heißt es, dass Mihemed Zeki al-Himedi mit dem Codenamen Xero unter dem Vorwand einen Prozess diskutieren zu wollen, zur Wohnung von Abu Eseed gegangen sei, um zu erfahren, wie viele Zimmer die Wohnung hat und wie weit sie vom Gericht entfernt sei. Danach informierte Xero die Gruppe über das Haus in Qamişlo-Hilêliye.

Mihemed Abdulsemed nahm eine Handgranate mit, um Abu Eseed zu töten, Salih Temo trug eine Waffe mit Schalldämpfer bei sich. Beide waren mit dem Motorrad unterwegs. Musa al-Betuşi war bereits im Viertel Hilêliye, um sicherzustellen, dass Abu Eseed zu Hause ist. Er teilte dann beiden mit, dass Abu Eseed nicht zu Hause sei.

In den Aussagen Şibans wird Betuşis Rolle folgendermaßen beschrieben: „Musa al-Betuşi ging unter dem Vorwand sich mit dem Staatsanwalt wegen eines Prozesses treffen zu wollen zu Faruqs (Abu Eseed) Wohnung. Mihemed Abdulsemed und Salih Temo wollten Faruq mit einer Waffe mit Schalldämpfer töten. Aber der Plan konnte nicht umgesetzt werden, da er nicht zu Hause war.“

Attentatsversuch auf den YPG-Kämpfer Lokman Çoli 2014

Bei Şibans Vernehmung kamen auch Informationen zum Anschlag auf den YPG-Kämpfer Lokman Çoli ans Licht. Şiban sagte zu dem Fall: „Mihemed Zeki Cuma al-Himedi und Flodi Iskender Ibrahim hatten die Tötung des YPG-Mitglieds Lokman Çoli vorgeschlagen. Das Attentat sollte mit einer Bombe an Lokmans Privatauto durchgeführt werden. Deswegen wurden Informationen über seinen Wohnort und über sein Auto gesammelt. Flodi und Xero bereiteten in Flodis Haus die Bombe vor. Den Plan für Çolis Ermordung machten Ahmed Xerib und Firas Omar. Es wurden Funkgeräte besorgt. Ahmed Xerib verkleidete sich als Bettler und fuhr gegen 3.30 Uhr zu Çolis Wohnung und brachte dort die Bombe unter seinem Auto an.“

Firas gab an, dass er von Şiban selbst beauftragt wurde Lokman Çoli zu verfolgen und erhielt von ihm dessen Adresse. Çolis Haus befand sich neben einer Bäckerei. Firas sollte unter dem Vorwand Brot kaufen zu wollen in die Straße, in der sich Çolis Haus befand, gehen. Firas beobachtete Çoli und erfuhr so, dass er das Haus zwischen 8.30 und 9.00 Uhr verlässt. Einen Tag vor dem Anschlag bekam Firas von Şiban die Fernsteuerung der Bombe.

Am folgenden Tag ging Firas zum Tatort und wartete darauf, dass Çoli das Haus verlässt. Firas wartete lange auf Çoli und einige Nachbarn wurden auf ihn aufmerksam. Als er bemerkte, dass er die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, entfernte er sich. Als Şiban das hörte, gab er die Fernsteuerung in großer Eile an Mihemed Abdulsemed weiter. Abdulsemed wartete auf sein Ziel in etwa 150 Metern Entfernung und versuchte die Bombe zu zünden, als Lokman Çoli sein Fahrzeug bestiegt. Die Bombe explodierte nicht und als Çoli etwas mit dem Auto gefahren ist, riß sie ab und fiel herunter. Sie sprengten dann die Bombe, als niemand in der Nähe war. Der Attentatsversuch scheiterte.

Die Entführung von Wedha Selah – Mai 2016

Flodi und Şiban schlugen vor, das Kind Wehda Selah zu entführen, um von der Familie Lösegeld zu erpressen. Nach dem Plan der Gruppe wurde Xelil Cedûh mit der Aufgabe betraut, Cenwî Wehdas Haus zu beobachten, Elai Cerbui stellte das Auto zur Verfügung und Abdulrezaq Eli und Abdulhaq Dawud sollten das Kind entführen; bei Fadil Mecis Ose sollte es untergebracht werden. Der Plan wurde von Şiban vorbereitet.

Nach Şibans Angaben hatten Flodi und Selah vorgeschlagen das Kind zu töten, er habe dies aber nicht akzeptiert und gefordert, Lösegeld mit dem Kind zu erpressen. Selah ist eigentlich mit Şiban verwandt.

Abdulhaq und Şiban gingen gemeinsam zum Haus von Abdulrezaq und schickten ihn anschließend auf den Markt, um Kleidung zu kaufen, die der von Heyva-Sor-Teams (Kurdischer Roter Halbmond) ähnlich sieht. Außerdem habe ihnen Şiban Kleidung, die denen von UNICEF-Mitarbeitern ähnlich sieht, gegeben. Im Rahmen der Vorbereitungen der Entführung gab Şiban der Familie von Fadil Mecid Ose (Abu Riyan) Geld, damit sie das Kind bei sich unterbringen.

Wehda Selah war ein Jahr alt. Bei der Entführung von ihr rammte Flodi das Auto des Vaters von Selah, um seine Heimkehr zu verzögern. Abdulrezaq und Abdulheq klingelten in der Zwischenzeit an der Tür von Selah. Seine Ehefrau machte gemeinsam mit der Tochter auf. Sie sagen der Frau, sie würden Milch für die Kinder verteilen und wollten die Dokumente der Familie einsehen. Als Selahs Ehefrau sich umdrehte um die Dokumente zu holen, hielten sie der Frau den Mund zu, schoben sie in ein Zimmer und hinterliesen einen Zettel, dass sie das Kind entführt haben.

Das Kind wurde um 11.00 Uhr zu Fadil nach Hause gebracht. Er sagte, er habe dafür Geld erhalten. Fadil berichtete, dass Şiban von ihm wollte , dass das Kind auf einem Foto weint und er habe dem Kind dafür Schmerzen zugefügt. Das Kind blieb sechs Monate bei Fadil. Eines Tages sagte Şiban, dass er bald das Geld erhalten würde. Şiban hatte vom Vater des Kindes 35.000 Dollar verlangen wollen, den Betrag aber auf Flodis Forderung hin auf 50.000 Dollar erhöht. Die Fotos mit dem weinenden Kind seien dafür gewesen, dass ihre Forderungen schneller umgesetzt werden.

In den Aussagen von Mihemed Naci heißt es, er wisse nicht, warum das Kind entführt wurde, Fadil habe ihm nur gesagt, dass es sich bei diesem Kind um das Kind, von dem Şiban gesprochen hatte, gehandelt habe.

Bankraub in Qamişlo 2016

Die Gruppe blieb nicht nur bei Entführungen und Attentaten. Sie planten auch einen Bankraub. Dafür wählten sie auf Flodis Vorschlag hin die Fikret Bank in Qamişlo als Ziel aus. Abdulrezak Eli und Abdulhek Dawud wurden mit der Umsetzung des Plans beauftragt. Dem Plan entsprechend sollte Xelil Cedud Cinewi beobachten und Elai Sileman Cerbui das Fahrzeug zur Verfügung stellen.

In den Aussagen von Şiban heißt es, dass es zunächst um die Frage ging, ob der Bankraub mit einer Entführung durchführt werden sollte. Der Besitzer der Bank sei ein Freund von Flodi gewesen. Flodi rief Şiban an und sagte ihm, dass es sehr einfach sei, Fikret aus seiner Wohnung zu entführen.

Şiban sagte weiter: „Ich sprach mit Mesud Betal von Jabhat al-Nusra. Bevor wir uns mit Mesud Jabhat al-Nusra anschlossen, waren wir bei Ahrar al-Şam. Mesud wollte zu dieser Zeit einen Raub ohne Totesopfer durchführen, aber Flodi bestand auf der Tötung von Fikret. Die Mitglieder der Zelle sollten die Asayish-Kleidung, die Flodi uns gebracht hatte, anziehen und Fikret in ein schwarzes Auto nehmen.“

Abdulrezaq sagte ebenfalls in der Vernehmung, dass Şiban mit Abdulhaq eine Bank ausrauben wollte und dass sie Fikret, sobald sie seine Waffe, sein Geld und sein Telefon an sich genommen hatten, ihn zum christlichen Friedhof zwischen Korniş und Seyahi in Qamişlo bringen sollten.

Şiban wollte, dass Abdulrezaq Fikret ins Bein schießt, so dass er einen Monat lang nicht zur Arbeit gehen könne. Allerdings wurden sie erwischt, bevor der Plan umgesetzt werden konnte.

Im Rahmen der Ermittlungen der Asayish-Kräfte kamen am 11. Dezember 2016 Spezialeinheiten der Asayish (HAT) zur Wohnung von Flodi Iskender Ibrahim, um ihn festzunehmen. Flodi eröffnet das Feuer auf das HAT-Team und es kam zum Kampf. Beim Kampf wurde Flodi getötet. Das Mitglied der HAT Cudi Ismail fällt im Kampf. In Flodis Haus wurden Waffen und Sprengstoff gefunden. Mihemed Xer Adbi Xelif stirbt bei seiner Festnahme an einem Herzinfarkt.

ANHA | ROJ MÛSA – SEYDO ÎBO