Kirgisistan holte wieder IS-Frauen und Kinder zurück

Obwohl Kirgisistan die Rückführungen von IS-Anhängerinnen und deren Kindern erst 2023 startete, gehört das Land zu den Spitzenreitern unter den Herkunftsstaaten. In bisher fünf Aktionen wurden über 430 Personen zurückgeholt.

Die Demokratische Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) hat rund hundert IS-Frauen und Kinder an Kirgisistan übergeben. In der Gruppe befanden sich nach Angaben der Autonomiebehörden 27 Frauen mit kirgisischer Staatsbürgerschaft und insgesamt 72 Kinder. Für ihre Rückführung reiste eine von der Regierung in Bischkek entsandte Delegation nach Nord- und Ostsyrien und unterzeichnete ein offizielles Übergabeprotokoll mit der DAANES. Der Schritt erfolgte bereits Anfang der Woche, wie das Außenressort der Selbstverwaltung heute mitteilte.

Empfangen wurde die Delegation aus Kirgisistan, die vom kirgisischen Außenamtsdiplomaten Bakit Kadyrow angeführt wurde, von Robel Baho, dem stellvertretenden Ko-Vorsitzenden der Abteilung für auswärtige Beziehungen, dem DAANES-Vertreter Xalîd Ibrahim und der YPJ-Vertreterin Lana Hussein. Baho begrüßte die Rückführung der IS-Anhängerinnen und ihrer Kinder. Die Bewältigung der humanitären und sicherheitspolitischen Herausforderungen, die auf die Zerschlagung des sogenannten „Kalifats“ der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) folgten, sei eine der wichtigsten Prioritäten der Selbstverwaltung. Er erwarte, dass auch alle anderen Herkunftsländer der in Nord- und Ostsyrien festgehaltenen IS-Mitglieder dies endlich als gemeinsame Herausforderung betrachten und ihre Staatsangehörigen zurücknehmen.

Baho unterstrich in dem Gespräch die Notwendigkeit tragfähiger Lösungen für die seit der Zerschlagung des IS-Kalifats im Frühjahr 2019 in Camps und Gefängnissen internierten Islamisten und deren Familienangehörige. Gerade im Hinblick auf das Auffang- und Internierungslager Hol, das derzeit rund 50.000 Personen beherbergt, darunter mehr als 8.000 ausländische IS-Frauen und Kinder aus über fünfzig verschiedenen Ländern, bedürfe es einer dringenden internationalen Lösung. „Camp Hol gilt als Zentrum der Reorganisierung des IS-Terrornetzwerks und ist eine tickende Zeitbombe“, sagte Baho. Er wies auf die kontinuierlichen Angriffe der Türkei auf die Gebiete der Selbstverwaltung hin und betonte, dass der IS der einzige Nutznießer dabei sei. „Die kriegerische Aggression des türkischen Staates und die dadurch verursachte Dynamik im Bereich Sicherheit und Stabilität kommt der Reorganisierung des IS zugute.“

Kirgisistan unter Spitzenreitern bei Rückführungen

Der kirgisische Diplomat Kadyrow stimmte DAANES-Vertreter Baho zu. Sein Land erkenne die Opfer, die Nord- und Ostsyrien und die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) im Kampf gegen den IS erbracht haben, an und stehe „tief in der Schuld aller, die an diesem Widerstand beteiligt waren“, sagte er. Kadyrow dankte der Selbstverwaltung auch für einen „reibungslosen Ablauf“ aller bisherigen fünf Missionen. Darüber hinaus kündigte er an, dass seine Regierung weitere Repatriierungen kirgisischer Staatsangehöriger aus Nord- und Ostsyrien für dieses Jahr geplant habe.

Deutschland holte bisher 108 Menschen zurück

Obwohl Kirgisistan die Rückführungsmissionen von IS-Anhängerinnen und deren Kindern erst im vergangenen Jahr gestartet hat, ist es das Land mit den dritthäufigsten solcher Aktionen. Bisher holte die zentralasiatische Republik 431 Frauen und Kinder wieder zurück. Die ersten beiden Plätze auf der Liste der Rückführungen aus Nord- und Ostsyrien belegen Kasachstan (715) und Russland (481). Deutschland hat bisher nur 108 Bürgerinnen und Bürger aus der DAANES zurückgeholt.