Jineolojî erneut in den Lehrplan in Nordostsyrien aufgenommen

Nach einer Überarbeitung der Unterrichtsmaterialien ist Jineolojî wieder in den Lehrplan der Gymnasien im Autonomiegebiet Nordostsyrien aufgenommen worden.

In Nordostsyrien hat Mitte September das neue Schuljahr begonnen. In den Gymnasien in der autonomen Föderation Nord- und Ostsyrien steht wieder Jineolojî als Unterrichtsfach auf dem Lehrplan. Die Wissenschaft der Frau war bereits in den vergangenen Jahren Unterrichtsthema. Zwischenzeitlich war das Fach jedoch ausgesetzt worden, weil die Unterrichtsmaterialien inhaltlich überarbeitet wurden. In diesem Schuljahr wurde die Jineoloji wieder für die elften Klassen in den Lehrplan aufgenommen. Der Unterricht findet auf Kurdisch und Arabisch statt.

Inhaltlich geht es im Unterricht um Lösungswege für gesellschaftliche Probleme und insbesondere frauenspezifische Fragen. Im Jineolojî-Schulbuch werden unter anderem die Themen Patriarchat und gesellschaftlicher Sexismus behandelt. Nach Angaben des Bildungskomitees der Autonomieverwaltung in Nordostsyrien soll Jineolojî im kommenden Jahr auch in den zwölften Klassen unterrichtet werden.

Jineolojî bedeutet radikales Denken

Jineolojî als Wissenschaft der Frau kritisiert das elitäre, patriarchale, positivistische Verständnis von Forschung und Lehre. Dieses radikale Denken entwickelt Wissen und Methoden für die Erforschung und Überwindung patriarchaler, staatlicher und kapitalistischer Wissens- und Herrschaftsformen mit dem Ziel der Frauenrevolution für eine freie Gesellschaft. Das erste Mal schrieb Abdullah Öcalan 2008 in seiner Verteidigungsschrift „Soziologie der Freiheit“ von Jineolojî. Darin heißt es: „Solange das Wesen der Frau im Dunkeln bleibt, ist es nicht möglich das Wesen der Gesellschaft aufzuklären. (...) Um die Geschichte der Kolonialisierung von Frauen zu lösen – einschließlich ihrer wirtschaftlichen, sozialen, politischen und mentalen Kolonialisierung – wird die Aufklärung aller anderen Fragen in der Geschichte und allen Seiten der heutigen Gesellschaften nicht möglich sein.“