Studierende der Jineolojî an der Universität Rojava in Qamişlo und Studierende der Sozialen Arbeit der Hochschule Emden/Leer haben in einem gemeinsamen Feminzid-Seminar Aktivitäten zum internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen entwickelt.

Die Jineolojî-Studierenden an der Universität Rojava in der Föderation Nord- und Ostsyrien setzten anlässlich des internationalen Aktionstags am 25. November mit farbigen Handabdrücken auf einer großen Leinwand ihr Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Zuvor hatte eine Gruppe Studentinnen auf einer Vollversammlung ein Theaterstück aufgeführt, das aus den Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt aus ihrem direkten sozialen Umfeld entwickelt wurde. Bereits einige Tage zuvor hatten sie angefangen, auf eine gut sichtbaren Wand der Hochschule die Namen der Frauen zu schreiben, die im letzten Jahr ermordet wurden.

Feminizid, der Mord an Frauen, weil sie Frauen sind, wird derzeit in einem Online-Kooperationsseminar von den Jineolojî-Studentinnen der Rojava Universität und von Studierenden der Sozialen Arbeit der ostfriesischen Hochschule Emden/Leer genauer analysiert. Dabei werden historische und gesellschaftliche Hintergründe von Feminizid wie auch bestehende Gegenstrategien angeschaut und reflektiert. Eigene Projekte gegen sexualisierte Gewalt und Frauenmord wurden aus dem Seminar heraus sowohl in Deutschland wie in Rojava verwirklicht.

Videoclip, Instagram, Catcall

So entstanden durch Studierendengruppen aus Ostfriesland ein Videoclip gegen Feminizid, der über soziale Medien verbreitet wurde, eine Instagram-Seite zu digitaler, sexualisierter Gewalt sowie zwei Instagram-Seiten der Kampagne gegen „Catcall“. Bei dieser Kampagne werden erlebte Belästigungen und Bedrohungen im öffentlichen Raum mit Kreide auf öffentlichen Plätzen sichtbar angeprangert, „angekreidet“ und als Fotos veröffentlicht.

Eine Gruppe aus Emden und Ibbenbüren hat zudem ein Plakat gegen Feminizid und mit lokalen Hilfetelefonnummern in einer Lokalzeitung als Anzeige veröffentlicht und ausgedruckt in Supermärkten aufgehängt.

„Liebe mit Respekt ohne Gewalt“

Im Videoclip halten Frauen verschiedenen Alters und ein kleines Mädchen nacheinander Schilder hoch und sprechen den Text dazu. Sie informieren über das Ausmaß von Gewalt und Mord an Frauen, über unzureichende Hilfeangebote und fehlende Strafverfolgung. Es wird formuliert: „Männer fürchten um ihre Herrschaftsposition in Beziehungen. Gewalt ist das Mittel, Frauen ihren Willen zu nehmen.“ Sie fordern „Liebe mit Respekt ohne Gewalt“, denn „Liebe ≠ Besitz“. Sie geben Hinweise auf frühe Anzeichen von Gewalt in Partnerschaften und Hilfemöglichkeiten. Zudem motivieren sie „steht für euch und füreinander ein - wir haben mehr als eine Stimme - gemeinsam sind wir stark“ und weisen auf Initiativen wie #KeineMehr und #NiUnaMenos hin.

In Qamislo ist eine Gruppe von Studentinnen mit Zeichen physischer Gewalt, die sie sich auf ihre Körper geschminkt hatten, zur Universität erschienen, um anhand der Reaktionen der Mit-Studierenden und Lehrkräften in Diskussionen zu Gewalt im häuslichen Bereich, die zu oft privatisiert wird, zu kommen.

Transnationale Gegenstrategien

Im transnationalen Kooperationsseminar zu Feminizid und Gegenstrategien fand auch ein Austausch über die jeweilige Beratungspraxis und Präventionsarbeit in Rojava und Deutschland statt. Feminizid geschieht vor allem innerhalb von Partnerschaften, Gewalt und Mord an Frauen sind jedoch auch eine systematische Praxis in Kriegen und Besatzungssituationen. Für die Emder Studierenden sind das meist eher weit zurückliegende Erfahrungen der Großmütter, doch für die Studierenden in Qamişlo ist es die gegenwärtige Realität. Sowohl durch den Islamischen Staat und andere islamistische Organisationen als auch durch den türkischen Staat wurde und wird Krieg und Besatzung gegen die Selbstverwaltungsregion Nord- und Ostsyrien ausgeübt.

Aktionsvideo gegen Feminizid von Studierenden der Jineolojî-Fakultät

Die Studierenden der Rojava Universität haben an der zentralen Demonstration in Qamişlo zum 25. November, dem Aktionstag gegen Gewalt an Frauen, mit einem gemeinsamen Banner teilgenommen.