Erneut konnte eine gefährliche IS-Zelle in Nordostsyrien zerschlagen werden. Die Gruppe, bestehend aus elf Männern und drei Frauen, ist für viele Terroranschläge verantwortlich. Bei den drei Frauen in der Zelle handelt es sich um die Ehefrauen des Emirs.
Bereits in der ersten Vernehmung machten die Dschihadisten offen Aussagen und gaben an, dass die Zellen aus der Türkei kommandiert würden. Nach Angaben der Dschihadisten ging man in der Zelle arbeitsteilig vor. So waren einige von ihnen dafür verantwortlich, Sprengstoff aus den von der Türkei besetzten Gebieten in die von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) kontrollierten Gebiete zu schmuggeln, andere waren für die Kommunikation verantwortlich, wieder andere für die Auswahl der Anschlagsziele und die konkrete Anschlagsvorbereitung.
„Alles IS-Mitglieder der ersten Stunde“
Bei den Mitgliedern der Zelle soll es sich um IS-Veteranen der ersten Stunde handeln. Es heißt, die Mitglieder dieser Gruppe hätten bis zum letzten Tag in Aleppo und al-Bagouz gekämpft. Die Zelle sei in den vergangenen drei Monaten observiert und anschließend zerschlagen worden.
Schlüsselfigur „Doktor” lebt in der Türkei
Die Zellenmitglieder haben unabhängig voneinander zugegeben, von einem Kommandanten mit dem Codenamen „Doktor” befehligt worden zu sein. Keiner der Mitglieder kennt die Identität dieses „Doktors”. Der „Doktor” habe ihnen Ort und Zeit mitgeteilt, an denen sie Massaker verüben sollten, und ihnen gesagt, wo sie den notwendigen Sprengstoff bekommen können. Allen Mitgliedern der Zelle ist bekannt, dass der „Doktor” von der Türkei aus agiert.
Erstes Massaker auf Befehl des „Doktor”
Am 9. April 2019 hatten die Dschihadisten das erste Mal den Befehl des „Doktors” erhalten, einen Anschlag vorzubereiten. Die Mitglieder berichten, sie hätten einen Lastwagen, wie er häufig zum Obst- und Gemüseverkauf genutzt wird, für die Ausführung des Anschlags gekauft und unter dem Obst und Gemüse Bomben versteckt. Dann hatten sie das Fahrzeug an der Al-Nur-Straße in Raqqa geparkt. Zunächst hätten sie eine Bombe in der Straße gesprengt und auf die Sicherheits- und Rettungskräfte gewartet. Dann hätten sie die zweite große Ladung auf dem Lastwagen gezündet. Bei dem Anschlag wurden zehn Zivilist*innen getötet und Dutzende weitere verletzt.
Explosion an der al-Neim-Kreuzung
Eine der blutigsten Aktionen der Zelle war der Anschlag an der Al-Neim-Kreuzung in Raqqa. Die festgenommenen Dschihadisten sagten detailliert über den Angriff aus. Bei der Explosion vor Beginn des Ramadan, am 1. Juni 2019, wurden neun Zivilist*innen getötet und 32, unter ihnen drei Kämpfer*innen der QSD, verletzt. Dieser Anschlag wurde nach Angaben der gefangenen Dschihadisten ebenfalls auf Befehl des „Doktors” durchgeführt. Der Dschihadist Abu Basir soll die Autobombe an der Kreuzung plaziert haben. Die Bombe detonierte um 20 Uhr, als die Zivilbevölkerung zu Festtagseinkäufen auf der Straße war.
Sicherheit und Ruhe im Visier
Die Zelle ist allein in Raqqa für Dutzende Anschläge verantwortlich. Sie zielten darauf ab, die Ruhe und den Frieden in der Stadt zu zerstören. Einige dieser Anschläge sind:
Explosion vor dem Restaurant al-Rawda, als eine QSD-Patrouille den Ort passierte
Angriff auf die Kräfte der Inneren Sicherheit an der Al-Sawami-Kreuzung
Explosion im Al-Rashid-Park
Bombenanschlag auf eine Bäckerei
Bombenanschlag vor dem Tewlid-Krankenhaus
Bombenanschlag auf den Al-Nasir-Markt in der Al-Mansur-Straße
Mordversuch am Vorsitzenden der Kommune in der Qitar-Straße
Außerdem ist die Zelle ist in weitere Aktivitäten wie Schmuggel, Entführungen und Diebstahl verwickelt.
Aktivität mit türkischer Invasion gesteigert
Wie bei vielen anderen zuvor aufgeflogenen IS-Zellen belegen Dokumente und Aussagen, dass die Befehle aus der Türkei kamen und die Zellen ihre Aktivität mit den türkischen Angriffen auf Nordsyrien steigerten.