Auch mehr als ein Jahr nach der Befreiung der nordsyrischen Stadt Raqqa von der Terrorherrschaft der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) fordern die tödlichen Hinterlassenschaften der Islamisten menschliche Opfer. Rund 4200 Menschen wurden seit der Befreiung durch die Detonation von Minen und Sprengfallen verstümmelt.
Mit der Besetzung der Großstadt durch den IS im Jahr 2014 galt Raqqa als Hauptstadt des sogenannten „Kalifats“. Tausende Menschen wurden Opfer von Massenexekutionen, Versklavungen und Gräueltaten gegen die Menschlichkeit. Unter der Führung der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) wurde die Stadt am 17. Oktober 2017 vollständig befreit. Die Terrormiliz ist zwar aus der Region vertrieben, allerdings sorgen die insbesondere in zivilen Siedlungsgebieten hinterlassenen Sprengfallen noch immer für Massaker.
Versehrte Menschen können nicht ausreichend versorgt werden
Mit der Befreiung der Stadt wurde mit dem Wiederaufbau der Infrastruktur begonnen. Nach und nach kehrten die Menschen zu Tausenden in ihre Heimat zurück. Viele verloren dabei ihr Leben oder ihre Körperteile. Das Büro des Zivilrats von Raqqa für Menschen mit Behinderung gibt eine Zahl von 4.200 verstümmelten Menschen in Folge der Detonation von IS-Hinterlassenschaften an. Die Minenräumarbeiten in Raqqa sind noch immer nicht abgeschlossen. Es wird Jahre dauern, bis die Stadt vollständig geräumt ist.
Emire al-Hassan ist Ko-Vorsitzende des Büros für Menschen mit Behinderung. Sie erklärt, dass der Zivilrat die versehrten Menschen nicht ausreichend versorgen kann. Bisher konnte lediglich drei Prozent der Menschen mit Behinderung ausreichende Hilfe und Unterstützung zur Verfügung gestellt werden. Al-Hassan ruft deshalb internationale Hilfsorganisationen auf, sie bei der Unterstützung der Zivilbevölkerung mit Behinderung zu unterstützen.