Idlib: Führender HTS-Dschihadist bei Anschlag getötet

Im Nordwesten Syriens ist ein führendes Mitglied der dschihadistischen Terrororganisation HTS bei einem dem IS zugeschriebenen Selbstmordanschlag getötet worden. Der Islamist stammte aus dem Irak und war Gründer der Al-Nusra-Front.

Konflikte unter Terroristen

Ein führendes Mitglied der islamistischen Terrororganisation Hayat Tahrir al-Sham (HTS) wurde nach Angaben von Aktivisten im Nordwesten Syriens bei einem Selbstmordanschlag getötet. Abu Maria al-Qahtani sei zunächst ins Krankenhaus gebracht worden und dort seinen Verletzungen erlegen, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR). Bei dem Attentat seien auch zwei seiner Leibwächter getötet worden.

Der Anschlag erfolgte demnach am späten Donnerstagabend in Sarmada nördlich von Idlib. Bisher hat keine Gruppe das Attentat für sich reklamiert. HTS macht die rivalisierende Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) für die Tat verantwortlich. Al-Kahtani sei „bei einem feigen Angriff eines mit einem Sprengstoffgürtel ausgestatteten IS-Mitglieds“ getötet worden.

Al-Qahtani soll erst wenige Wochen zuvor aus einem Gefängnis von HTS freigelassen worden sein. Dem Iraker wurde vorgeworfen, mit feindlichen Gruppen kooperiert zu haben, teilte die Beobachtungsstelle mit. Der 47-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Maysar Ali Musa Abdullah al-Juburi hieß, stammte ursprünglich aus Mosul und stand seit 2012 auf einer Sanktionsliste der USA. Er gilt als einer der Gründer der Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Qaida, die später in HTS aufging.

Abu Maria al-Qahtani via ANHA

Internationale Unterstützung für Terrororganisation

Bei HTS handelt es sich um einen Versuch, dem Al-Qaida-Ableger in Syrien, Jabhat al-Nusra, ein neues Gesicht zu geben. Al-Nusra wurde bereits 2012 auf internationalen Terrorlisten erfasst. Als sich der Wind drehte und nach dem Sieg über den IS in Kobanê abzusehen war, dass sich die Machtverhältnisse zumindest kurzfristig nicht zu Gunsten der Dschihadisten entwickeln würden, sagte sich Al-Nusra von Al-Qaida los und nahm 2016 den Namen Liwa Fatah al-Sham an. Dieser Etikettenschwindel war jedoch zu offensichtlich. Die Gruppe wurde weiter international als terroristische Organisation eingestuft, genoss allerdings auch weiterhin Unterstützung durch die Türkei.

HTS beherrscht Protektorat in Idlib - gemeinsam mit der Türkei

Um sich noch stärker als Ordnungsmacht darzustellen, benannte sich Al-Nusra bereits 2017 in Hayat Tahrir al-Sham um und bildete ein Bündnis von dschihadistischen Söldnergruppen, das umgehend auf die internationalen Terrorlisten gesetzt wurde – was der globalen Unterstützung für die Gruppierung jedoch kaum Abbruch tat. Während HTS in Ländern wie Deutschland als Terrororganisation verfolgt wird, fließen weiterhin Ressourcen aus der Türkei, Katar, Saudi-Arabien und westlichen Ländern an die Gruppe, die gemeinsam mit der türkischen Armee ein Protektorat in Idlib beherrscht. Die türkische Besatzungsmacht und Al-Nusra arbeiten in Idlib Hand in Hand. Die Grenzen stehen unter der Kontrolle von HTS und jegliche Hilfe in die Region findet unter der Kontrolle von HTS/Al-Nusra statt. Auch Teile von Efrîn werden inzwischen von HTS beherrscht.

Westliche Medien verharmlosen HTS als „Rebellen“

In westlichen Medien werden die Terroristen von HTS als „Rebellen“ verharmlost, die Provinz Idlib als „letzte Bastion der bewaffneten Opposition“ beschönigt. In der Region leben rund drei Millionen Menschen, rund die Hälfte von ihnen sind Vertriebene aus anderen Landesteilen, die auf humanitäre Hilfe der Vereinten Nationen angewiesen sind. Russland fliegt dort immer wieder Luftangriffe, um so Diktator Baschar al-Assad zu unterstützen, Idlib wieder unter Kontrolle zu bekommen. Zusammen mit dem Mullah-Regime in Iran ist Russland der wichtigste Verbündete der Führung in Damaskus.