Die Nachrichtenagentur ANHA führte mit Jamal Rashid vom Büro für Außenbeziehungen des Volksrats von Efrîn ein Interview zu den aktuellen Entwicklungen insbesondere im Nordwesten Syriens. Rashid betonte, beim Konflikt um Idlib gehe es vor allem um einen Interessenskonflikt zwischen Russland und der Türkei. Eigentlich sei nach dem Astana-Abkommen vorgeschrieben gewesen, die internationale Straße zwischen Dîlok (Antep), Damaskus, Aleppo und Latakia für den Handel zu öffnen. Außerdem wurden an den Treffen in Astana keine Personen, welche die Bevölkerungen der Region repräsentieren, beteiligt.
Rashid bezeichnet das Abkommen zwischen der Türkei und Russland als fragil und beschreibt Russlands Bedenken: „Russland hat den Eindruck, dass die Türkei ihre eigenen Interessen durchsetzen will, indem sie terroristische Gruppen in Idlib und vor allem in der demilitarisierten Zone schützt. Russland und Syrien können wegen der logistischen Unterstützung der Dschihadisten durch den türkischen Staat kein positives Ergebnis erzielen. Mit der Unterstützung von al-Nusra ist die Hilfe, die der türkische Staat den Dschihadisten zukommen lässt, einmal mehr deutlich geworden.“ Russland wolle aber nicht gegen den türkischen Staat Krieg führen, sondern nur seine Syrienpläne zunichtemachen. Russland wolle die Türkei wegen des Abkommens über die S-400 Raketen nicht verlieren und auch der Faktor Iran bringe die Türkei und Russland einander näher.
Zur russischen Präsenz in Tel Rifat in Şehba erklärte Rashid: „Es gab auch eine russische Militärpräsenz in Efrîn. Deshalb dürfen wir uns nicht auf Russland stützen. Die Stellungen in Tel Rifat wurden in Folge des Kriegs in Idlib und der Drohungen des türkischen Staates errichtet.“ Rashid vermutet, dass das syrische Regime und Russland in Idlib keine Wirkung entfalten können, denn die Kontrolle von Idlib sei eng verbunden mit der Befreiung von al-Bab und Efrîn. Dies brauche aber Zeit.
Er schloss mit den Worten: „Wir erleben eine Phase, in der eine revolutionäre Offensive der Bevölkerung von Idlib notwendig ist. Die Bevölkerung wird sehen, dass die Türkei und die anderen Staaten in Syrien nur ihre eigenen Interessen vertreten.“