Idlib: Abzug protürkischer Milizen von der M5

Im Vorfeld eines heutigen Besuchs einer russischen Delegation in Ankara sollen die protürkischen Dschihadisten einen Abzug von der Schnellstraße M5 zwischen Idlib und Aleppo beschlossen haben. Erdoğan macht einen Schritt zurück.

Nach der mit russischer Luft- und Bodenunterstützung erfolgten Einnahme von Saraqib im Süden von Idlib durch die syrische Armee sollen die von der Türkei unterstützten Milizen den Rückzug von einigen Gebieten an der Verkehrsstraße M5 beschlossen haben.

Nach vorliegenden Informationen haben sich die dschihadistischen Gruppen nach dem Fall der strategisch wichtigen Ortschaft Saraqib zum Abzug aus etwa 20 Wohnsiedlungen entlang der M5 zwischen Saraqib und Aleppo entschieden. Der Beschluss wurde im Vorfeld eines Türkei-Besuchs einer russischen Abordnung gefällt.

SOHR: Russische Luftschläge wurden eingestellt

Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) berichtet, hat die russische Luftwaffe seit 36 Stunden keine Angriffe mehr ausgeführt. Der Vormarsch der syrischen Truppen auf Idlib geht weiter, laut SOHR sind weitere Gebiete erobert worden.

Türkei als Schutzmacht der Dschihadisten

Gemäß dem am 17. September 2018 in Sotschi geschlossenen Abkommen zwischen Russland, der Türkei und dem Iran haben alle drei Parteien jeweils zwölf Beobachtungsposten in der Umgebung von Idlib errichtet. Während die Türkei als Garantiemacht der Dschihadisten auftrat, übernahmen Russland und der Iran die Garantie für das syrische Regime.

Die Bestimmungen des Sotschi-Abkommens

Das Abkommen von Sotschi sah vor, dass im Süden von Idlib und Norden von Hama sowie im Osten von Idlib eine 15 bis 20 Kilometer breite waffenfreie Zone entsteht. Die Schnellstraßen M4 und M5 sollten der Kontrolle des syrischen Regimes übergeben werden, außerdem sollten die bewaffneten Gruppen nach den Kategorien „radikal“ und „gemäßigt“ getrennt werden.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Nach dem von Russland unterstützten Vormarsch der syrischen Armee nach Idlib hat der türkische Präsident Tayyip Erdoğan Russland beschuldigt, sich nicht an das Sotschi-Abkommen zu halten. Russland wiederum beschuldigte die Türkei, ihre Verpflichtungen aus dem Abkommen nicht zu erfüllen und „terroristische Gruppen“ zu schützen.

M5-Rückzug als Geste an Russland?

Der Abzug der Dschihadisten von der M5 im Vorfeld des heutigen Ankara-Besuchs einer russischen Delegation wird dahingehend interpretiert, dass der türkische Staat seine Position am Verhandlungstisch stärken will.

Erdoğan fordert Abzug syrischer Truppen aus Syrien

Erdoğan hat vor wenigen Tagen angekündigt, dass sich die türkischen Truppen nicht aus Idlib zurückziehen werden. Für den Abzug des syrischen Militärs aus den zuletzt eroberten Gebieten hatte er ein Ultimatum bis Ende Februar gestellt.

Türkische Truppenverlegungen gehen weiter

In der vergangenen Nacht ist eine weitere Militärkolonne bestehend aus etwa 200 Fahrzeugen aus der Türkei in der Region Idlib eingetroffen. In Idlib sollen sich insgesamt 5000 türkische Armeeangehörige aufhalten.