Hunderte Granaten auf Efrîn und Şehba

Im Großraum von Efrîn und Şehba sind im August mehr als 300 Mörser, Granaten und Raketen eingeschlagen – abgefeuert in der türkischen Besatzungszone in Nordsyrien. Dabei kam es zu Zerstörungen der zivilen Infrastruktur und Schäden in Anbauflächen.

Einst galt Efrîn als sicherer Hafen inmitten eines brutal geführten syrischen Bürgerkriegs und wurde nach dem Kantonsprinzip von Rojava selbstverwaltet. Seit der Besetzung durch die Türkei, die in der Region im Nordwesten Syriens ein Terrorregime etabliert hat, ist der Alltag in Efrîn geprägt von Gewalt in ihren unterschiedlichsten Ausformungen. Das Gros dieser Gewalt geht von der türkischen Armee aus, die im Bündnis mit islamistischen Milizen ist. Täglich schlagen Bomben und Granaten in Siedlungen ein und Drohnen des NATO-Staates führen gezielte Angriffe durch. Auch der an Efrîn angrenzende Kanton Şehba, wohin zehntausende Bewohnerinnen und Bewohner im Zuge des Angriffskrieges von 2018 vertrieben wurden, ist von der Gewalt betroffen.

51 Angriffe in 33 Orten

Doch ein Ende der Gewalt zeichnet sich auch nach mehr als fünf Jahren der Besetzung nicht ab. Allein im Monat August wurden die Dörfer, Gemeinden und Städte von Efrîn und Şehba mindestens 51-mal zum Ziel von Angriffen türkisch-dschihadistischer Invasionstruppen. Das geht aus einem am Freitag vorgelegten gemeinsamen Bericht der Militärräte beider Regionen hervor. Insgesamt 33 Ortschaften waren demnach von der Gewalt betroffen. Was das konkret bedeutete, zeigen die Zahlen der Statistik: 256 Mörser, 164 Haubitzengeschosse und sechs Raketen seien im Zeitraum eines Monats in Efrîn und Şehba eingeschlagen. Mit eingeflossen in die Bilanz sind auch sechs Drohnenangriffe.

HRE-Kämpferin bei Drohnenangriff getötet

Ob Menschen aus der Zivilbevölkerung dabei verletzt wurden, geht aus dem Report nicht hervor. Jedoch verursachten die Bombardements massive Schäden an Häusern, Anbauflächen und Infrastruktur. Die Militärräte sprechen von gezielter Zerstörung der Lebensgrundlagen der Bevölkerung und damit „systematischen Völkerrechtsbrüchen“ durch die türkische Armee und ihre Hilfstruppen. Am 18. August kam zudem eine Kämpferin der „Befreiungskräfte Efrîns“ (HRE) bei einem türkischen Drohnenangriff in einem an Efrîn grenzendes Gebiet in Nordsyrien ums Leben. Zîn Sekvan hieß mit bürgerlichem Namen Roşîn Elî und stammte aus Kobanê. Die Kurdin war Mitbegründerin der „Widerstandsgruppe Şehîd Avesta“, die innerhalb der HRE gegen die türkische Besatzung kämpft.

Syrische Regimesoldaten bei Angriffen auf Stützpunkte verletzt

Der Bericht der Militärräte von Efrîn und Şehba enthält auch Daten zu Angriffen auf syrische Regimekräfte, die entlang der Grenze zur türkischen Besatzungszone Stützpunkte und Kontrollposten betreiben. Vier Mal seien Bombardements gegen die Truppen der Regierung von Baschar al-Assad von der türkischen Armee und ihren islamistischen Partnern verübt worden. Dabei wurden den Angaben nach mindestens zehn Soldaten verletzt.

Titelbild: Blick auf das Dorf Eqîbê (auch Aqibe) im nicht vollständig von der Türkei besetzten Kreis Şêrawa bei Efrîn