Gedenkveranstaltung für Şiyar Gabar (Jakob Riemer) in Rojava

Veranstaltet von Internationalist*innen in Rojava fand am 2. Februar eine Veranstaltung in Gedenken an Şiyar Gabar (Jakob Riemer) statt. Erinnert wurde in der Kunst- und Kultureinrichtung in Dêrik auch an den 13. Todestag von Viyan Soran (Leyla Walî).

Sicher hat Rojava bisher noch nicht eine solch große Versammlung von Internationalist*innen erlebt. „Ich fühle mich hier als Ausländer”, kommentierte scherzhaft ein Genosse aus der Einrichtung der verletzten YPG-Kämpfer die große Anzahl der Internationalist*innen.

Mitglieder der Tabur und Akademie von YPG International, die YPJ International, die Mitglieder der Delegation der feministischen Kampagne „Gemeinsam Kämpfen”, von Jineolojî International und viele weitere Internationalist*innen waren in Dêrik zusammen gekommen. Auch aus vielen Institutionen in Dêrik, wie zum Beispiel dem Frauendachverband Kongreya Star, der Familien der Gefallenen und der Bevölkerung nahmen zahlreiche Menschen teil. Der Saal mit 150 Plätzen reichte nicht aus, zusätzliche Stühle wurden gebracht, und trotzdem konnten leider nicht alle einen Platz finden. Der Saal war mit Bildern von Gefallenen, Fahnen und Kerzen geschmückt.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch eine Schweigeminute und der Rede von Heval Fatma von Kongreya Star. Eine langjährige Freundin von Şehîd Şiyar erzählte aus seinem Leben, von seiner Familie, von der er schon früh ein Bewusstsein für politische Zusammenhänge und Gerechtigkeit erfahren hat. „Vielleicht auch die Liebe zu den Bergen”, denn sie seien oft wandern gegangen, so die Freundin.

Heval Diler, der wie Leyla Walî Hasan (Viyan Soran) aus Südkurdistan (Başûr) stammt, berichtete über ihr Leben. 1997 hatte sie sich in Silêmanî angeschlossen. Aus Protest gegen die anhaltende Isolation Abdullah Öcalans hatte sie sich am 2. Februar 2006 in Heftanîn selbst verbrannt. Sie war Mitglied der Frauenguerilla YJA Star. „Freiheit kennt keine Grenzen”, kommentierte Heval Diler das wachsende weltweite Interesse an den Ideen Abdullah Öcalans und dem Demokratischen Konföderalismus.

„Şehîd Şiyar ist ein Vorbild für uns, ein Beispiel für den revolutionären Internationalismus im 21. Jahrhundert. Der Kampf für die Befreiung der Gesellschaft in Kurdistan ist ein Teil der weltweiten Kämpfe für Befreiung und eine Demokratische Moderne”, hieß es in einem Beitrag der Internationalen Kommune Rojava.

„Wir sind hier, weil wir nicht in Frieden mit dem selben Staat leben können, der die Panzer produziert, die die freien Menschen in Efrîn getötet haben und die Revolution, eine Idee, auslöschen wollen, die Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit – nicht nur im Mittleren Osten – aber in der ganzen Welt bringen kann. Wir können nicht! Wir wollen nicht! Der Freund Şiyar konnte das auch nicht. Und er tat es nicht”, hieß es in einem Beitrag der YPG International.

„De te rabe mervano”, ein Lied über den Kampf in den Zagros-Bergen, den Çarçella, vorgetragen von zwei Genossinnen aus Katalonien und Deutschland, trieb einigen Besucher*innen die Tränen in die Augen.

Auf einer großen Leinwand kam Jakob (Şiyar Gabar) selbst zu Wort. In der wunderschönen Natur Nordkurdistans war er von einem Fernsehteam des Senders Sterk interviewt worden. In allerbestem Kurdisch beschreibt er das schöne und freie Leben in den Bergen und in der Natur und ruft mit einem Leuchten in den Augen die Jugend in Europa auf, das Leben in der kapitalistischen Moderne hinter sich zu lassen und in die freien Berge Kurdistans zu kommen.

Die letzte Rede einer Genossin wies auf die lange Tradition internationalistischer Kämpfe in der kurdischen Bewegung hin. Schon in den 1990er Jahren hatte Abdullah Öcalan dazu aufgerufen, internationale Brigaden in Kurdistan zu bilden und von dort aus die Revolution in die Zentren der kapitalistischen Moderne zurückzutragen. „Mit Freunden wie Jakob und vielen weiteren Internationalist*innen wird diese Vision hoffentlich immer mehr zu einer Realität.”

Zum Abschluss der Veranstaltung sangen alle gemeinsam das Lied „Bella Ciao”, Parolen in vielen Sprachen wurden gerufen, u.a. „be Serok jiyan nabe, siamo tutti antifascisti, hoch die internationale Solidarität”.

Vor der Tür des Zentrums kamen noch viele Teilnehmer*innen zusammen, um eine Grußbotschaft mit viel Liebe und Kraft an die Familie und Freunde von Jakob Riemer zu senden.