Zentrales Gedenken an Jakob Riemer in Hamburg
Jakob Riemer ist als Guerillakämpfer in Kurdistan gefallen. Am 3. Februar finden in Hamburg im Gedenken an ihn eine Demonstration und eine Veranstaltung statt.
Jakob Riemer ist als Guerillakämpfer in Kurdistan gefallen. Am 3. Februar finden in Hamburg im Gedenken an ihn eine Demonstration und eine Veranstaltung statt.
Vor einem halben Jahr ist Jakob Riemer bei einer Militäroperation der türkischen Armee in Nordkurdistan ums Leben gekommen. Er hatte sich wenige Jahre zuvor den kurdischen Volksverteidigungskräften HPG angeschlossen. Am kommenden Sonntag finden in Hamburg im Gedenken an ihn eine Demonstration und eine Veranstaltung im St. Pauli Museum statt.
Die „internationalistische Jugend“ ruft zur Teilnahme auf:
„Am 9. Juli 2018 ist unser Freund Şîyar Gabar (Jakob Riemer) im Kampf gegen die kolonialistische Besatzung des türkischen Staates in der Region Carçella in Gever, Kurdistan, durch einen Luftangriff gefallen.
Jakob wurde am 10. Oktober 1994 in Hamburg geboren. Schon in der Jugend entwickelten sich für ihn die ersten Widersprüche zum System.
„Ich sah die Leere, die im Leben der Menschen herrschte. Das System hatte einen roboterartigen Gesellschaftstypus erschaffen. Das Wesen des Lebens bestand nur noch im Materiellen, im Konsum, völlig losgelöst von jeglichen ideellen Werten. Ein solches Leben konnte ich nicht teilen. Ich konnte die herrschende Ungerechtigkeit in der Welt nicht hinnehmen. Ich hätte in dem System nicht leben können und suchte nach einer Alternative.“
Sein Weg hat ihn zur kurdischen Freiheitsbewegung geführt, in die Berge Kurdistans. 2013 verließ er Deutschland und schloss sich der PKK an. Wenn er über das Leben dort erzählt, strahlt er über das ganze Gesicht.
„Das Leben jetzt in den Bergen ist ein Leben ohne Luxus und Konsum, mit Anstrengungen. Ich liebe es. Man kann sagen, ich liebe die Freiheit.“
Das herrschende System lässt uns vergessen. Uns selbst, unsere Geschichte, unsere Freund*innen. Die, die einst waren und auch die, die noch kommen wollen. Wenn wir uns erinnern, dann verteidigen wir uns gegen den Versuch der Herrschaft, uns voneinander und von der Welt zu entfremden. Wir verstehen uns als Erbe aller gesellschaftlichen Widerstände.
Die Gefallenen sind Teil unserer Geschichte und Teil unseres Kampfes. In der kurdischen Bewegung haben sie einen hohen ideellen Wert. Dieser entsteht aus den freiheitlichen Zielen und Idealen, für die diese Menschen lebten, arbeiteten, kämpften und starben. Wir würdigen die Ideen und Handlungen, mit denen sie zum Kampf, zum Aufbau genossenschaftlicher Beziehungen und zur Umsetzung solidarischer Werte beigetragen haben. Unsere Erinnerungen sind gleichzeitig ein Versprechen, den Kampf unserer gefallenen Gefährt*innen fortzusetzen, denn das Gedenken an sie ist zugleich ein wichtiger Teil der Geschichte und des Widerstandes.
Uns nicht an die Gefallenen zu erinnern bedeutet, sie ein zweites Mal zu töten, weil wir die Erinnerung an sie nicht aufrechterhalten. Genauso wie tausende von Freund*innen ihr Leben für die Freiheit der Menschheit gegeben haben, haben wir die Verantwortung, dem gerecht zu werden und ihren Kampf zu würdigen. Jede*r Freund*in hat ihre/ seine eigene Geschichte, die mit ihrem/ seinem Namen verbunden ist und die eine bestimmte Botschaft vermittelt. Das Gedenken an die Gefallenen ist nicht auf einen Tag begrenzt, denn es ist Teil eines revolutionären Kampfes und einer revolutionären Bewegung. Sie stehen für die Ziele, für die sie sich auf den Weg gemacht haben.
Es ist an uns, gegen das Vergessen zu kämpfen und die Verbindungen unserer Bemühungen aufzuzeigen und die revolutionären Kämpfe als einen gemeinsamen zu begreifen. Ein wichtiger Bestandteil dessen ist eine revolutionäre Gedenkkultur, die in unseren Alltag einfließt und uns bewusst ist.
„Die Jugend der Welt sollte sich um die Revolution bemühen. Die Jugend in Europa sollte erkennen, dass man mit dem System nicht leben kann. Das System täuscht mit seinen Lügen die Gesellschaft. Die Herren des kapitalistischen Systems sagen, dass die Zeiten der Revolution vorbei seien und der Sozialismus besiegt sei. Das ist eine Täuschung. Der Beweis dafür sind Rojava und das Werk und die Philosophie von Abdullah Öcalan.“
Wir folgen seinem Aufruf, alles daran zu setzen, für eine gerechte, freie Welt zu kämpfen, weil wir, genau wie Jakob, die bestehenden Verhältnisse nicht ertragen können. Die Revolution in Rojava zeigt uns, dass eine andere Welt, eine geschlechterbefreite, ökologische und basisdemokratische Welt, möglich ist. Sie ist weltweit zum Hoffnungsträger für revolutionäre Kämpfe geworden, zum Lichtblick in einer gewaltvollen, patriarchalen Welt. Die Revolution in Kurdistan ist die unsere, und damit ist es auch unsere Verantwortung, ihr Bestehen und ihre Weiterentwicklung auf allen Ebenen, mit aller Kraft zu unterstützen.
Während Bakur (Nordkurdistan/Osttürkei) und die Berge in Südkurdistan (Nordirak) ununterbrochen von Operationen und Bombardements der türkischen Armee getroffen werden, sind nun auch erneut die Menschen in Rojava akut von einem Angriffskrieg des türkischen Staates bedroht. An den Grenzen werden seit Wochen Truppen zusammengezogen und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie angreifen werden. Die Menschen vor Ort bereiten sich darauf vor; sie werden sich verteidigen und Widerstand leisten. Es ist der Konflikt einer freiheitlichen Zukunft gegen die faschistische, patriarchale Realität.
Daher wird es am Sonntag, dem 3. Februar 2019, um 12 Uhr vom Bahnhof Hamburg-Altona ausgehend eine Demonstration geben und anschließend um 14 Uhr eine Gedenkveranstaltung im FC St. Pauli Museum am Millerntor.
Wir rufen alle dazu auf, zum Gedenken nach Hamburg zu kommen, um der Wut, der Trauer und dem Wunsch, Jakobs Kampf fortzusetzen, Ausdruck zu verleihen!
Gedenkdemonstration
Sonntag 3. Feburar 2019 12.00 Uhr
Bahnhof Hamburg-Altona
Gedenkveranstaltung
Sonntag 3. Februar 2019 14.00 Uhr
FC St. Pauli-Museum am Millerntor, Heiligengeistfeld 1, 20359 Hamburg“