Gedenken in Rojava an die internationalistischen Gefallenen

Der 24. März gilt als Höhepunkt der „Hefteya Lehengiyê“, der Woche des Heldentums, die von der kurdischen Bewegung in der Zeit vom 21. bis 28. März begangen wird. In Rojava ist zu diesem Anlass der internationalistischen Gefallenen gedacht worden.

Woche der Gefallenen

„Es lebe die Gleichberechtigung der Völker, es lebe der Frieden. Das ist Leben!“ Es war Eleftheria Fortulaki, die diese Worte in ihrem letzten Brief schrieb. Am 24. März 2006, also vor genau 25 Jahren, zündete sie sich in der griechischen Hauptstadt Athen aus Protest gegen die Isolationshaft von Abdullah Öcalan an. Einen Tag später starb sie. Um an sie und alle anderen internationalistischen Gefallenen zu erinnern, kamen am Sonntag irgendwo in der Autonomieregion Nord- und Ostsyriens über 100 Menschen zu einer Gedenkveranstaltung zusammen. Der 24. März ist ein symbolhaftes Datum hinsichtlich der internationalistischen Gefallenen und Teil der „Hefteya Lehengiyê“. Es ist die Woche vom 21. bis 28. März, die in der kurdischen Freiheitsbewegung als „Woche des Heldentums“ begangen wird.

Eleftheria (die Freie) trug einen Namen, der historisch eine große Bedeutung hat und für die Verteidigung der Wahrheit und des Friedens ist. Sie war Mutter von zwei Kindern, eine 23-jährige Griechin, die sich mit dem kämpfenden Volk Kurdistans verbunden fühlte und durch ihre Aktion zu einem Beispiel für militanten Internationalismus wurde. Sie wurde als Jugendliche politisiert, durch die Kommunistische Partei Griechenland, und nannte ihre Kinder, deren Vater Kurde ist, Ernesto und Clara.


Eleftheria verstand das internationale Komplott gegen Abdullah Öcalan als einen Angriff auf alle freiheitsliebenden Menschen. Mit ihrem freiwilligen Tod brachte sie ihre tiefe Verbundenheit mit dem kurdischen Volk und allen anderen Völkern zum Ausdruck. Ein Jahrzehnt später nahm eine andere Internationalistin ihren Namen an und setzte ihre Avantgarde fort: Elefteria Hambi. Sie sind Symbole, die zur Geschichte der Internationalist:innen gehören, die sich, auch fern ihrer Heimat, der Revolution und dem Kampf für die Menschlichkeit verschrieben haben.


In der Eröffnungsrede auf der Gedenkveranstaltung betonte die Moderation die Bedeutung der internationalistischen Gefallenen und den Faden, der sie alle über Jahre und Jahrhunderte hinweg verbindet. Mit ihrem Opfer zeigten sie der Welt, wie die Grenzen der Staaten und in den Köpfen der Menschen überwinden werden können. Sie haben die Revolution auf eine globale Ebene gebracht. Und durch die Verbindung zwischen Haki Karer und Eleftheria Fortulaki wird die Bedeutung von Abdullah Öcalan, dessen Worte in die ganze Welt hinausgingen, bis heute deutlich. Hindernisse zu überwinden ist eine große Stärke der Bewegung und dies wurde einmal mehr augenscheinlich mit der Enthüllung der Guerilla, nun in der Lage zu sein, Drohnen abzuschießen - eine Nachricht, die noch vor wenigen Tagen als „Geschenk“ zu Newroz verbreitet wurde. Es kann definitiv als eine „neue Ära des Widerstands“ angesehen werden, so die Moderation.

Als Vertreterin der Generalkommandantur der YPG und YPJ sprach Sozdar Dêrik über ihre Erfahrungen im Zusammenleben mit internationalistischen Freundinnen und Freunden: „Ich habe gesehen, dass es für sie nicht einfach war, aber ich wurde auch Zeugin davon, dass alle auf der Suche waren, um gegen die Kräfte zu kämpfen, die uns verleugnen und unterdrücken, und um dieses kapitalistische System zu überwinden. Sie kamen mit einem großen Herzen, und obwohl wir ihre verschiedenen Farben, Sprachen und Kulturen sahen, lernten wir, dass wir gemeinsam das Leben auf denselben Werten aufbauen. Es ist ein Mosaik, dem sich jeder einzelne Freund und jede einzelne Freundin anschließt, und wenn es Grenzen gibt, die wir überschreiten müssen, dann werden wir sie gemeinsam überschreiten.“

Per Video drangen die Stimmen vieler internationalistischer Gefallener zu den Zuhörenden. Sie vermittelten ein eindrucksvolles Gefühl des gemeinsamen Kampfes. Im „Memorial to the Fighters for Freedom” von 1917 schrieb Alexandra Kollontai Worte, die heute aktueller denn je sind: „Und so ist die Frühlingsluft nicht nur mit Trauerliedern für die im Kampf für die Freiheit Gefallenen erfüllt, sondern auch mit den Millionen Stimmen eines jubelnden Chors, der den Sieg der Revolution verkündet." Das Video endete mit Worten von Abdullah Öcalan, die lauteten: „Ich weiß, dass die Welt uns am Ende unterstützen wird“. Heute, über 100 Jahre später, wurde das Buch „Martyrs never die – The internationalist heroes of the Rojava Revolution“ vorgestellt. Es erzählt die Geschichten von 54 internationalistischen Gefallenen. Nach mehr als zwei Jahren Arbeit und der Hilfe vieler Freundinnen und Freunde wurde das Buch in der Autonomen Selbstverwaltung auf Englisch gedruckt. Das von den YPG und YPJ International herausgegebene Buch kann als Weiterentwicklung der Anerkennung internationalistischer Freiwilliger in der Rojava-Revolution gesehen werden.


Ein von der internationalistischen Jugendkommune präsentierte Video wurde speziell zum Gedenken an Elefteria Hambi zusammengestellt, die 2018 bei einem türkischen Luftangriff in den Bergen Kurdistans ums Leben kam. Es ist eine Hommage an die deutsche Internationalistin und an ihre Verbundenheit mit der Natur und dem Leben selbst. Der bei der Veranstaltung zum ersten Mal gezeigte Film betonte ihren radikalen ökologischen Kampf und wies auf die Verbindung zwischen allen Kämpfen gegen Unterdrückung und Kolonialisierung hin.

Die Föderation der Familien der Gefallenen spielt eine sehr wichtige Rolle in der Revolution. Sie sandte eine besondere Botschaft an Abdullah Öcalan, der derzeit auf Imrali Widerstand leistet: „Es wird niemals möglich sein, die Ideen und Hoffnungen der Gefallenen zu begraben, denn sie werden immer in unseren Herzen sein.“ Die Eltern von Andok Cotkar (Konstantin Gedig), Ute Ruß und Thomas Gedig, die im vergangenen Jahr an der Gedenkfeier persönlich teilgenommen hatten, grüßten aus der Ferne per Video und betonten, wie wichtig es sei, „Widerstand zu leisten und die Geschichten derer zu erzählen, die einen bleibenden Einfluss hatten“. 

Die Theatergruppe Şanoya Çiya brachte die Geschichte des Namens Eleftheria, der Frauen, die ihn tragen, und ihre tiefe Verbindung zu Abdullah Öcalan mit ihrem Stück „Prometheus“ zum Ausdruck. Prometheus steht für Öcalan, der den Menschen das Feuer, die Erleuchtung, bringt. Er wird von hegemonialen Kräften gefangen genommen und dann von einem Chor freier Frauen unter der Leitung von Eleftheria befreit. Mit dem musikalischen Beitrag von Sîpane Xelatê konnten die Eindrücke der Tage gut wiedergegeben werden. Die Veranstaltung schloss mit Worten von Elefteria Hambi: „Organisiert euch, lernt, euch zu wehren. Wir sind nicht allein, es ist weltweit: Ein Kampf, ein Widerstand“.