Am 27. Juli 2013 begannen in den größtenteils von Kurdinnen und Kurden bewohnten Ortschaften Til Eran (Tell Aran) und Til Hasil (Tell Hasil) im nordsyrischen Aleppo mehrtägige Massaker – ausgeführt von verschiedenen Milizen der „Freien Syrischen Armee“ (FSA). Zu Beginn des Blutbads ertönten aus den örtlichen Moscheen Lautsprecheransagen, in denen Angriffe auf die kurdische Bevölkerung und die Verschleppung ihrer Frauen als religiös gerechtfertigt deklariert wurden. Am 29. Juli 2013 waren mehr als 70 Zivilist*innen getötet und Hunderte verschleppt worden. Mit der Zeit dehnten sich die Angriffe auf weitere Gebiete in Nordsyrien aus.
Der Sommer 2013 war geprägt vom revolutionären Aufbruch in Rojava, dem Westen von Kurdistan. Wenige Tage vor den Massakern in Til Eran und Til Hasil hatten die Volksverteidigungseinheiten (YPG) eine Reihe von Städten und Dörfern entlang der syrisch-türkischen Grenze befreit, für die Dschihadisten kam es zu immer mehr Geländeverlusten. Zuletzt war am 17. Juli Serêkaniyê (Ras al-Ain) von den YPG freigekämpft und die Islamisten von Al-Nusra vetrieben worden. Als Reaktion griffen Dschihadisten am 20. Juli das kurdische Volkshaus in Girê Spî (Tall Abyad) an. Über drei Tage lang kam es zu schweren Kämpfen zwischen dem Bündnis aus YPG und der kurdischen Miliz Al-Akrad und der Al-Nusra-Front. Die hohen Verluste trieben die verbliebenen Islamisten vorerst in die Flucht - Richtung Aleppo. Während den Massakern waren drei kurdische Geiseln bei lebendigem Leib verbrannt worden, Szenen des Verbrechens hatte Al-Nusra in sozialen Netzwerken veröffentlicht. Eine Vielzahl der Verschleppten aus Til Eran und Til Hasil ist bis heute „verschwunden“. Die Namen von 25 der Toten sind bis heute nicht bekannt.
Anlässlich des siebten Jahrestages der Massaker in Aleppo hat in der Gemeinde Fafîn bei Tel Rifat eine Kundgebung stattgefunden. Ezîz Beşar, der Ko-Vorsitzende des Kantonsrats von Şehba, erklärte in einer Ansprache, dass es sich um „systematische und andauernde Massaker an der kurdischen Zivilbevölkerung“ handele, die seit Til Eran und Til Hasil verübt würden. „Zwischendurch ändern sich die ausführenden Täter. Waren es zu Beginn Islamisten von Al-Nusra, die mordeten, während der türkische Staat ihnen im Hintergrund über die Schulter schaute, ist er es heute selbst, der in den besetzten Gebieten Verbrechen an der Menschlichkeit begeht.“ Das Ziel sei es, den Willen den Völker zu brechen, um sie dadurch leichter zu vertreiben, sagte Beşar. „Dass diese Pläne nicht so einfach umzusetzen sind, zeigen wir seit Jahren mit unserem Widerstand. Sei es der Kampf gegen die Milizen, gegen den türkischen Staat, den IS oder andere Aggressoren. Unser Widerstand ist ungebrochen, die Verteidigung unserer Gebiete steht an erster Stelle.”
Auch vor dem Büro der Demokratischen Allianz Syriens wurde eine Erklärung in Gedenken an die Toten von Aleppo verlesen.