Eine Albanerin aus Şehba in Efrîn
Die Albanerin Sabiha Şaban ist vor den türkischen Milizen aus Şehba nach Efrîn geflüchtet. Ihr Großvater kämpfte gegen die Osmanen, sie selbst und ihre Kinder leisten in Efrîn Widerstand gegen den türkischen Staat.
Die Albanerin Sabiha Şaban ist vor den türkischen Milizen aus Şehba nach Efrîn geflüchtet. Ihr Großvater kämpfte gegen die Osmanen, sie selbst und ihre Kinder leisten in Efrîn Widerstand gegen den türkischen Staat.
Sabiha Şaban ist eine Albanerin aus Şehba. Sie wuchs mit den Geschichten ihres Großvaters über den legendären Widerstand gegen die osmanischen Angriffe auf. Später heiratete sie Hasan Xidro, der als einer der ersten kurdischen Patrioten in Şehba gilt. Aus dieser Ehe gingen vier Söhne hervor, die sich der Cephet el-Ekrad bereits 2013 in der Gründungsphase anschlossen. Die Familie flüchtete 2013 vor den Angriffen türkischer Milizen nach Efrîn, wo sie seit fünf Jahren lebt. Ein Sohn wurde von türkischen Milizen gefangengenommen und dem IS übergeben. Sabiha Şaban beteiligt sich jetzt gemeinsam mit ihren Kindern am Widerstand gegen die türkische Militärinvasion in Efrîn.
Gründung der Cephet el-Ekrad
Die erste Einheit der Cephet el-Ekrad wurde auf kurdische Initiative im Januar 2013 in Tilşehir in Azaz gegründet und wuchs durch den Beitritt verschiedener Völker der Region schnell an. Dem türkischen Staat missfiel die rasante Entwicklung der Cephet el-Ekrad in Orten wie Azaz, Bab, Rai, Minbic, Aleppo und Raqqa. Zur Bekämpfung der Cephet el-Ekrad wurde eine gemeinsame Koordinierungsstelle ins Leben gerufen. 21 dschihadistische Milizen, darunter der IS und al-Nusra, veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung gegen Cephet el-Ekrad und die Kurden.
Zu den ersten Angriffszielen wurden die zwischen arabischen Dörfern liegenden Dörfer Til Hasil und Til Aran auserwählt. Die Angriffe begannen am 27. Juli. Aus den Moscheen ertönten Lautsprecheransagen, in denen Angriffe auf Kurden und die Verschleppung von Frauen als religiös gerechtfertigt deklariert wurden. Am 1. August waren in Til Eran und Til Hasil bis zu 70 Menschen brutal ermordet worden, darunter viele Frauen und Kinder. Hunderte Menschen wurden verschleppt. Die Angriffe blieben nicht auf Til Eran und Til Hasil beschränkt, sondern dehnten sich mit der Zeit auf alle Gebiete aus, in denen die Cephet el-Ekrad organisiert war. Nach den Massakern in Til Eran und Til Hasil kündigte die Kommandantur der Cephet el-Ekrad zum Schutz der Zivilbevölkerung ihren Rückzug an. Der Rückzug erfolgte zunächst nach Aleppo und von dort aus in Dörfer in Efrîn.
Flucht nach Efrîn
Sabiha Şaban lebte zu dieser Zeit mit ihrer Familie in Tilşehir. Da ihre Söhne sich der Cephet el-Ekrad angeschlossen hatten, gehörte die Familie zu den ersten, die angegriffen wurden. Sabiha Şaban erzählt, wie sie sich retteten: „Sie kamen ins Dorf, aber nicht wie Menschen, sondern wie Ungeheuer. Zunächst gingen sie in die Moschee und machten eine Lautsprecherdurchsage, in der sie ankündigten, den Männern die Kehle durchzuschneiden und ihre Familien zu foltern. Wir konnten uns gerade noch retten. Unseren gesamten Besitz mussten wir zurücklassen. Es war kein Auto aufzutreiben, das uns fahren konnte. Schließlich gaben wir vor, zu einer Hochzeit zu wollen, und ein Fahrer erklärte sich bereit. Hätte er gewusst, dass wir flüchten, hätte er uns niemals gefahren. Wir weinten auf dem Weg. Das Erbe unserer Vorfahren, unsere Felder, Häuser und unser gesamtes Eigentum blieben zurück.“
Die Familie ging zunächst nach Şêx Meqsûd in Aleppo und eine Woche später nach Efrîn. Zwei Monate später geriet Sabihas Sohn Ahmet Xidro zusammen mit vier Freunden auf dem Weg nach Efrîn in einen Hinterhalt der Ahrar-u Şam, die die fünf Gefangenen an al-Nusra verkaufte. Diese wiederum übergab sie dem IS. Seitdem hat Sabiha Şaban nichts mehr von ihrem Sohn gehört. Die Hoffnung ihn wiederzufinden, gibt sie nicht auf.
Heute leistet Sabiha Şaban Widerstand gegen die von 46 verschiedenen Milizen unterstützte türkische Militärinvasion in Efrîn. Ihre drei Söhne sind als Kämpfer der Cephet el-Ekrad an der Front. Sabiha sagt, der türkische Staat und seine Milizen versuchten in Efrîn dasselbe, was sie schon in Şehba angerichtet hätten: „Wir kämpfen, um uns zu verteidigen. Und wofür kämpfen diese Banden? Um unsere Böden zu erobern. Falls es notwendig ist, werden sich Jung und Alt dagegen bewaffnen. Wir werden bis zum letzten Blutstropfen kämpfen.“
Erdoğan eifere den Osmanen nach, sagt sie weiter: „Auch die Osmanen hatten es auf unser Land abgesehen und angegriffen. Mein Großvater soll sehr mutig und kämpferisch gewesen sein. Er hat elf Jahre gegen die Osmanen gekämpft und sie erfolgreich zurückgeschlagen. Er war ein guter Mensch. Wir sind auch Kämpfer, wir folgen seinem Weg. Er hat sein Land niemandem überlassen und wir werden es auch nicht tun. So Gott will, werden wir Erdoğan aus unserem Land jagen.“