Mit einer Militärzeremonie in der nordsyrischen Stadt Minbic ist dem QSD-Kommandanten Abu Leyla (Faisal Abdi Bilal Saadoun) gedacht worden. Der Mitbegründer des Militärrats von Minbic starb vor drei Jahren bei der Befreiung der Stadt vom Terror der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS). Am 3. Juni 2016 - nur zwei Tage nach der am Tischrin-Staudamm eingeleiteten Befreiungsoffensive - traf ihn nach einem Artillerieangriff im Dorf Abu Qelqel ein Schrapnell am Kopf. Koalitionskräfte flogen den schwerverletzten Abu Leyla noch am selben Tag in ein Krankenhaus im südkurdischen Silêmanî (Sulaimaniyya) aus. Dort erlag der zum Zeitpunkt seines Todes 32-Jährige jedoch seiner Kopfverletzung.

Die Gedenkveranstaltung für Abu Leyla fand in der nach einem Gefallenen benannten Akademie „Şehîd Yekta“ statt. Anwesend waren die Repräsentant*innen aller militärischen und zivilgesellschaftlichen Organisationen der multiethnischen Stadt sowie viele Bewohner*innen Minbics.

Nach einer Schweigeminute für die Gefallenen der Revolution von Rojava wurde die Zeremonie mit einer Ansprache von Shervan Derwish, dem Sprecher des lokalen Militärrats, eingeleitet. Derwish richtete seine Worte zunächst an die Gefallenen-Angehörigen und sprach ihnen sein Beileid aus. Anschließend erinnerte er in einer Rede an den Kampf Abu Leylas. „Mit seinem Einsatz und Kampf für die Befreiung der Region hat Abu Leyla seinen Platz in der Geschichte der Revolution Nord- und Ostsyriens längst eingenommen“, sagte Derwish.

Wer war Abu Leyla?

Abu Leyla wurde 1984 in Kobanê geboren, wuchs allerdings in Minbic auf, wo er als Automechaniker arbeitete. Als im Jahr 2011 in Syrien die Revolution ausbrach, beteiligte er sich an den Protesten gegen das Regime. Ende 2012 schloss er sich oppositionellen Kräften an, Anfang 2014 war er Mitbegründer der Brigade „Shams al-Shamal”. Im September desselben Jahres begann die Belagerung seiner Geburtsstadt. Abu Leyla nahm mit seiner Brigade an der Befreiung Kobanês teil und wurde im Verlauf der Offensive sieben Mal verwundet. Nachdem die Stadt vom IS befreit wurde, kämpfte er auch in Girê Spî (Tall Abyad), Hesekê, Ain Issa, Şedadê, Sirrin und Tischrin erfolgreich gegen den Terror. Er zählt zu den Mitbegründern des Militärrats von Minbic und der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), deren Komponente der Militärrat ist.

Namenswahl bewusste politische Botschaft

Das Wort Abu ist ein Bestandteil männlicher arabischer Beinamen mit der Bedeutung „Vater von“. In der Region ist es üblich, dass Beinamen den Namen des ältesten Sohnes beinhalten. Abu Leyla war Vater von vier Töchtern, und benannte sich nach seiner ältesten Tochter Leyla. In einem Interview sagte er, die Namenswahl wäre eine bewusste politische Botschaft, um sein Engagement für die Gleichstellung von Frauen zu unterstreichen.

Abu Leyla setzte sich von Beginn an für den Aufbau eines demokratischen, säkularen, multiethnischen Syrien ein. Sein Tod war ein schwerer Schlag für seine Freund*innen und Bewohner*innen jener Städte, bei deren Befreiung er geholfen hatte. Er war nicht nur ein bedeutender Militärkommandant, sondern auch eine inspirierende Persönlichkeit und ein Befürworter von Ansichten, die Syrien vom weltweiten Epizentrum der Verzweiflung und des Extremismus zu einem Zentrum der Toleranz und des Zusammenlebens machen könnten. Nach der Befreiung Kobanês erklärte er: „Ich kämpfe nicht für eine bestimmte Gruppe oder ein islamisches, arabisches, christliches oder kurdisches Syrien. Ich kämpfe für ein freies und demokratisches Syrien.“ An seiner Beisetzung am 6. Juni 2016 in Kobanê nahmen Zehntausende Menschen aus allen Regionen Nord- und Ostsyriens teil.

Die Bedeutung von Minbic

Minbic (Manbidsch) ist eine Stadt von großer strategischer Bedeutung für Nord- und Ostsyrien. Am 15. August 2016 wurde sie vom IS befreit. Nach der Befreiung Minbics wurde die Verteidigung ausgebaut und der Aufbau demokratischer Räte vorangetrieben. Die Organisierung stellt für die Bevölkerung eine wichtige Kraftquelle dar und führte insbesondere in der letzten Zeit zu einer großen Beteiligung an der Verteidigung der Stadt. Hunderte junge Erwachsene, Männer und Frauen, haben sich den Brigaden und Bataillonen des Militärrats von Minbic angeschlossen. Diese Verstärkung des Militärrats brachte eine Restrukturierung auf die Tagesordnung und beschleunigte die militärische Organisierung.