Front in Efrîn: Hinter uns das Volk, vor uns der zitternde Feind

Ersin Çaksu berichtet von der Front in Efrîn.

Seit 39 Tagen hält der Widerstand in Efrîn gegen die türkische Armee und die von ihr rekrutierten Banden der al-Qaida, des IS und der al-Nusra an. Der türkische Staat versucht mit Kampfflugzeugen, Panzern, Raketenwerfern, Mörsergranaten und weiteren schweren Waffen den Kanton Efrîn zu besetzen. Die Frontlinie zwischen Şera, Meydankê und Bilbilê gehört zu den am heftigsten umkämpften Gebieten. ANF hat mit den dortigen Kämpferinnen und Kämpfern gesprochen.

Sie lachen selbst unter der Bombardierung und sagen: „Blicken wir uns um, sehen wir unser Volk. Blicken wir nach vorne, sehen wir einen vor Angst zitternden Feind. Wir werden unter allen Umständen weiter Widerstand leisten.“

In Efrîn herrscht der Geist von Kobanê

Der YPG-Kämpfer Welat Efrîn verteidigt sein Land in den vordersten Stellungen an der Front zwischen Bilbilê und Şera. „Seit 38 Tagen greifen sie mit jeder möglichen Technik und zahlenmäßiger Überlegenheit an, aber bisher haben sie noch nichts erreicht“, sagt er. „In den türkischen Medien erscheinen ständig falsche Siegesmeldungen. Angeblich wollen sie tausend Dörfer eingenommen haben. Das stimmt nicht. Wir sind hier und verteidigen unser Land weiterhin. Die ganze Welt und auch der türkische Staat sieht unseren Widerstand. Wir kämpfen mit Kalaschnikows gegen Panzer. Dazu gehört ein bestimmter Geist. Der Geist von Kobanê wiederholt sich in Efrîn.“

Die Moral an der Front sei sehr hoch, fährt Welat Efrîn fort: „Wir kämpfen für unser Volk. Blicken wir hinter uns, sehen wir das Volk. Blicken wir nach vorne, sehen wir einen vor Angst zitternden Feind. Wir wissen sehr gut, wofür wir kämpfen. Deshalb haben wir Selbstvertrauen. Und wir werden die Gewinner sein.“

Der nächste YPG-Kämpfer, mit dem wir sprechen, ist Çekdar Efrîn: „Ich bin seit einem Monat in dieser Stellung. Es finden ständig Angriffe mit schweren Waffen statt. Und wir verteidigen uns mit den Waffen, die wir haben. Wir treffen Vorsichtsmaßnahmen und sind darauf vorbereitet, uns gegen jede Art von Angriff zu verteidigen“, sagt er.

Der YPG-Kämpfer Merwan Aras erklärt: „Der türkische Staat vertraut auf seine technische Überlegenheit, aber hier wird wirklich ein legendärer Widerstand geleistet. Wir werden bis zum Schluss weiterkämpfen. Sollten sie in Efrîn einmarschieren, dann nur über unsere Leichen. Efrîn wird jedoch ein unerfüllbarer Traum für sie bleiben. Ihre Angst zeigt sich eigentlich schon daran, dass sie derartig schwere Waffen einsetzen.“

Auch die YPJ-Kämpferin Fidan Garzan betont, dass der türkische Staat auf seine technische und zahlenmäßige Überlegenheit baue: „Wir kämpfen jedoch mit einem festen Willen. Es gibt Gefallene und Verletzte unter uns, aber kein Tag vergeht ohne Widerstand und es geht keinen Schritt zurück. Dieser Widerstand festigt unsere Moral. Wir lächeln ununterbrochen, denn wir wissen, dass auch Lachen eine ideologische Aktion ist. Wir zweifeln nicht an unserem Widerstand und wir zweifeln auch nicht an unserem Sieg. In diesem Bewusstsein kämpfen wir.“

Die YPJ-Kämpferin Sozda Kobanê fordert den Feind zum Nahkampf heraus: „Sie mögen einige Dörfer eingenommen haben, aber auch diese Dörfer werden niemals ihnen gehören. Sie versuchen, mit Kampfjets und schweren Waffen Ergebnisse zu erzielen, aber wir sagen ihnen: Kommt her, wenn ihr euch einen Nahkampf zutraut.“