Fast 60 Tote und Verletzte bei Angriff auf Asayîş-Zentrale

Bei den türkischen Luftangriffen auf die Asayîş-Zentrale in Dêrik sind 29 Angehörige der Sicherheitsbehörde getötet worden, 28 weitere wurden verletzt. Die Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens hat eine dreitägige Trauer ausgerufen.

Bei den türkischen Luftangriffen von Sonntagnacht auf die örtliche Zentrale der Asayîş in der Stadt Dêrik (Al-Malikiya) sind 29 Angehörige der Sicherheitsbehörde getötet worden, 28 weitere wurden verletzt. Es handelt sich um die opferreichsten Luftschläge seit Beginn der jüngsten Angriffe. Die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien (AANES) verurteilt dieses „abscheuliche Kriegsverbrechen“ auf das Schärfste und hat eine dreitägige Trauer ausgerufen.

Bei den Opfern der Luftangriffe in Dêrik handelt es sich nach AANES-Angaben um Personal der Anti-Drogen-Einheit der Asayîş, die rund um die Uhr daran arbeite, die Gesellschaft vor den Auswirkungen von Drogen zu schützen. Die Luftschläge richteten sich demnach auf eine Akademie der Einheit, die sich auf dem Gelände des Asayîş-Standorts in der Koçerat-Region im Einzugsgebiet von Dêrik befindet. Einige der Verwundeten hätten schwere Verletzungen davongetragen, daher wird ein Anstieg der Zahl der Todesopfer befürchtet. Weitere Verletzte forderten demnach Luftangriffe auf Ölförderungsanlagen, landwirtschaftliche Flächen und zivile Siedlungsgebiete im Großraum von Dêrik, Dirbêsiyê (Al-Darbasiyah) und Rimêlan (Rumelan). Unter ihnen seien mehrere Arbeiter, heißt es. Nähere Angaben zum gesamten Ausmaß liegen noch nicht vor.

Der genozidale Hass des NATO-Partners Türkei gegen die Bevölkerung Kurdistans und die Aggression gegenüber dem in Nord- und Ostsyrien gelebten emanzipatorischen Gesellschaftsentwurf ohne Staat, mit Basisdemokratie und Rätestruktur sowie Frauenbefreiung auf allen Ebenen dauert bereits seit Jahren an. Mehrere Angriffskriege der türkischen Armee und ihrer dschihadistischen Verbündeten führten zwischen 2016 und 2019 bereits zur Besetzung weiter Teile von Rojava. Aufgehört hat das Kriegsgeschehen jedoch nie, es nahm nur neue Formen an.

Türkei verübt Vergeltung, keine Selbstverteidigung

Am Donnerstag vergangener Woche hat eine neue Welle von umfangreichen Angriffen gegen Nordostsyrien eingesetzt, die sich gezielt gegen lebenswichtige Infrastruktur richtet. Ankara rechtfertigt die Militärgewalt mit einem PKK-Anschlag. Am 1. Oktober waren in der türkischen Hauptstadt zwei Polizisten verletzt worden, als zwei Guerillakämpfer eine Fedai-Aktion durchführten. Ohne Beweise behauptet die Regierung, die Kämpfer seien in Nordsyrien ausgebildet und in die Türkei geschickt worden. Damit begründet sie ihre Angriffe auf die Infrastruktur der Autonomieverwaltung, die nach dem Völkerrecht Kriegsverbrechen darstellen.

AANES: Schweigen der Staatengemeinschaft bedeutet Zustimmung und Beihilfe

Die AANES kritisiert, dass in der internationalen Staatengemeinschaft derzeit großes Schweigen gegenüber den türkischen Angriffen herrscht. „Und Schweigen bedeutet in diesem Zusammenhang Zustimmung und Beihilfe. Es bedeutet, diese Situation, die zur Zerstörung unserer Infrastruktur, zu Chaos, Leid und Massakern führt, unseren Kampf gegen die IS-Terrorismus beeinträchtig, zu billigen“, heißt es in einer unmissverständlichen Erklärung der Selbstverwaltung. „Wir haben mehrfach davor gewarnt, dass die Ignoranz der Staatengemeinschaft angesichts des Unrechts gegen unsere Gebiete die Türkei dazu ermutigt, noch mehr Massaker zu begehen. Was letzte Nacht passiert ist, ist ein klarer Ausdruck des genozdial motivierten Handelns des türkischen Staates“, stellt die AANES fest.

Eindeutige Position gegen die ungerechtfertigte Militärgewalt der Türkei beziehen

Dabei machten es die Angriffe auf Nord- und Ostsyrien es schon lange erforderlich, dass der Westen eine eindeutige Position gegen die ungerechtfertigte Militärgewalt der Türkei bezieht und ihre Kriegsverbrechen sowie Menschenrechtsverletzungen dort als solche benennt und entsprechend mit diesem Umstand umgeht. Es sei ein äußerst gefährliches Signal, dass die Türkei, die sich erwiesenermaßen als „Schutzpatron des IS“ betätigte, ganz unbehelligt die Bevölkerung Nord- und Ostsyriens sowie ihre Verteidigungskräfte angreifen könne mit der Intention, die Region und ihre Menschen zu vernichten, „obwohl wir es gewesen sind, die mit über 11.000 Gefallenen und weit über 20.000 Kriegsversehrten die größten Opfer im Kampf gegen den Terror und Extremismus erbracht haben. Wir bekräftigen an dieser Stelle, dass wir unser Volk und seine Errungenschaften weiterhin schützen und uns zu unserem Recht auf legitime Verteidigung bekennen, ohne die Errungenschaften der demokratischen Revolution unseres Volkes zu beeinträchtigen, und dass wir dem Willen unserer Gesellschaft und ihrem Beharren auf einem Leben in Freiheit und Würde verpflichtet sind“.