Ezidisches Neujahrsfest in Şehba
Die aus Efrîn vertriebenen Ezidinnen und Eziden haben in Şehba unter dem Motto „Das Ezidentum steht für Identität, Kultur, Geschichte und Widerstand“ das Neujahrsfest Çarşema Sor gefeiert.
Die aus Efrîn vertriebenen Ezidinnen und Eziden haben in Şehba unter dem Motto „Das Ezidentum steht für Identität, Kultur, Geschichte und Widerstand“ das Neujahrsfest Çarşema Sor gefeiert.
In Ehdas im Kanton Efrîn-Şehba ist das ezidische Neujahrsfest Çarşema Sor („Roter Mittwoch“) gefeiert worden. Zu der Veranstaltung haben die Ezidische Vereinigung von Efrîn und der Ezidische Frauenverband Rojava unter dem Motto „Das Ezidentum steht für Identität, Kultur, Geschichte und Widerstand“ eingeladen. Die Veranstalter:innen riefen zur Einheit auf und wünschten den Teilnehmenden ein frohes Fest. Es traten mehrere Musik- und Tanzgruppen auf, außerdem gab es eine Theateraufführung, die den Genozid und Femizid an der ezidischen Gemeinschaft in Şengal thematisierte.
Çarşema Sor bzw. Çarşema Serê Salê oder Çarşema Serê Nîsanê – es gibt regional verschiedene Bezeichnungen für das ezidische Fest zur Entstehung der Erde und für den Obererzengel Tawisî Melek (Engel Pfau / Gottes Engel).
Der Feiertag ist nach ezidischer Mythologie der Tag, an dem die Schöpfung vollendet wurde und Tawisî Melek erstmals auf die Erde kam. Der Mittwoch ist der Ruhetag der Ezid:innen, ähnlich dem Sonntag für die Christ:innen.
Im Kanton Efrîn gab es früher eine große ezidische Gemeinde. Zu Beginn des syrischen Bürgerkrieges lebten in Efrîn 30.000 bis 35.000 Ezidinnen und Eziden und weitere 5.000 in Aleppo. Mit dem Krieg begann auch die Förderung von dschihadistischen Gruppen durch die Türkei und andere Staaten in der Region. Die Gewalt der Islamisten gegen Andersgläubige zwang viele Menschen zur Flucht nach Europa. Ein nicht unbedeutender Teil der ezidischen Bevölkerung bestand aber darauf, die Heimat nicht zu verlassen und als Teil der demokratischen Selbstverwaltung eigene Institutionen aufzubauen und die ezidische Identität zu erhalten. Vor der türkischen Invasion im Januar 2018 betrug die Anzahl der Ezidinnen und Eziden in Efrîn noch etwa 25.000. Sie wurden vertrieben oder zwangsislamisiert, ihre Heiligtümer wurden systematisch zerstört. Die Ezidische Vereinigung von Efrîn musste ihren Sitz aufgrund der Besatzung in die benachbarte Region Şehba verlegen.