Im nordsyrischen Kanton Şehba haben ezidische Geflüchete aus Efrîn gegen die ethnischen Säuberungen und demografischen Veränderungen zugunsten dschihadistischer Milizen arabischer Herkunft in Efrîn protestiert. An der Demonstration in der Stadt Tel Rifat (ku. Arfêd) beteiligten sich hunderte Menschen. Viele trugen Bilder von Zivilist:innen, darunter zahlreichen Kindern, die im völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Efrîn sowie im Zuge der Besatzung von türkisch-dschihadistischen Besatzern ermordet wurden. Auch hielten die Menschen Transparente mit den Konterfeis gefallener Kämpferinnen und Kämpfer der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), die bei der Verteidigung von Efrîn ums Leben kamen.
Seit mehr als drei Jahren ist die zuvor friedlichste Region Syriens von der Türkei und ihren Islamistischen Verbündeten im Rahmen eines Kolonialisierungsplans besetzt. Über 300.000 Einwohner:innen der am homogensten von Kurd:innen besiedelten Region auf syrischem Territorium sowie mehr als 150.000 Binnenflüchtlinge wurden vertrieben. Für die Verbliebenen stehen Menschenrechtsverletzungen wie Entführungen sowie Enteignungen und Kriegsverbrechen an der Tagesordnung. Insbesondere die Situation der Ezidinnen und Eziden Efrîns, die bereits 2014 vom IS in Şengal in Südkurdistan (Irak) verfolgt und versklavt wurden, ist alarmierend. Sie sind einmal mehr mit Islamisten konfrontiert, die schon einmal tausende Männer ihrer Gemeinschaft ermordeten und Frauen und Mädchen versklavt hielten.
Bilder von ermordeten Zivilist:innen
Innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft herrscht dennoch eine bedenkliche Ruhe zu den Vorgängen in Efrîn. Die „Vereinigung der Eziden Efrîns“ mobilisiert derzeit wieder ihre Kräfte, um Organisationen wie UNO oder EU an ihre Verantwortung zu erinnern, Menschenrechte zu verteidigen. „Es kann und darf nicht sein, dass demokratische Selbstverwaltungsstrukturen zerschlagen und die ethno-demografische Zusammensetzung der Bevölkerung verändert werden, dies für den türkischen Staat aber ohne Konsequenzen bleibt“, sagte die Ko-Vorsitzende der ezidischen Exil-Vereinigung, Sûad Hiso.
Sûad Hiso während ihrer Ansprache auf der Demonstration in Tel Rifat
Islamistischer Terror nach Efrîn exportiert
Die Türkei habe als Nato-Partner den islamistischen Terror nach Efrîn exportiert. Zivilrechtliche Organisationen dürften nicht länger dabei zusehen, wie die Regierung Erdoğan eine klassische Kolonialpolitik in Efrîn betreibe und die ethnische Zusammensetzung verändere. „Wir Vertriebenen werden unseren Widerstand gegen den türkischen Staat und seine Verbrecher fortsetzen, ob in den Vertriebenencamps oder Ruinen. Der Kampf endet erst, wenn Efrîn und alle anderen besetzten Regionen frei sind. Wir werden aber auch weiterhin dafür kämpfen, dass die EU und UNO ihren Pflichten gerecht werden und Handeln, statt zu schweigen“, sagte Hiso.
Solidarität für den Guerillawiderstand in Südkurdistan
Die Vereinigung der Eziden aus Efrîn wollen ihre Aktionen gegen den Ethnozid in ihrer Heimat fortsetzen.