Der türkische Staat droht, Rojava noch vor den Wahlen in der Türkei im Mai anzugreifen. Damit will das AKP/MHP-Regime von der inneren Krise ablenken und nationalistische Kreise mobilisieren. In Teil IV der Serie „Es besteht weiterhin akute Gefahr für Rojava“ kommen der YPG-Sprecher Nuri Mehmud und die YPJ-Sprecherin Rûksen Mihemed zu Wort. Im ANF-Interview äußern sie sich zu den aktuellen Kriegsentwicklungen und der Bedrohungslage.
Wie ist der neueste Stand der Bedrohung für Nord- und Ostsyrien?
Rûksen Mihemed: Es wird immer wieder von der Existenz einer Bedrohung gesprochen. Das drückt die Situation jedoch nicht ausreichend aus. Es herrscht eine offene Kriegssituation. Es ist nicht bei einer Bedrohung geblieben. Der türkische Staat hat seine Angriffe auf Nord- und Ostsyrien bis heute nicht eingestellt. Er hat sie auf unterschiedliche Weise fortgesetzt. Von Zeit zu Zeit sind es Söldner und manchmal auch seine eigenen Soldaten. Dies zeigt, dass die Kriegspolitik des türkischen Staates eine kontinuierliche Situation darstellt. Es stimmt, dass es im Moment keine Bodenoperation gibt. Die Angriffe wurden jedoch stets fortgesetzt. Der türkische Staat basiert auf einer Politik des Völkermords und der Besatzung. Er setzt diese blutige Politik fort, um seine Herrschaft und Macht zu erhalten. Er sucht nach einer Möglichkeit, den von ihm angestrebten Sieg bei den bevorstehenden Wahlen durch Krieg zu erreichen.
Nuri Mehmud: Das AKP/MHP-Regime, das sich des türkischen Staats bemächtigt hat, bedroht weiterhin Nord- und Ostsyrien. Die Bedrohungen durch den türkischen Staat, der seinen neoosmanischen Traum durch Söldner wie den IS und al-Qaida verwirklichen will, sind nicht neu. Der türkische Staat hat jedoch am 1. Juni erklärt, sowohl Rojava als auch Südkurdistan besetzen zu wollen. So zielt er darauf ab, die kurdische Identität, die Demokratie und den Freiheitskampf zu beenden und die Einheit der Völker zu beseitigen. Zu diesem Zweck wurden 2022 Südkurdistan und die Region Nord- und Ostsyrien intensiv ins Visier genommen. Erdoğan macht Drohungen, um seine Niederlage im Nahen Osten und weltweit sowie die wirtschaftliche, politische, juristische und diplomatische Krise in der Türkei zu vertuschen. In diesem Zusammenhang will er sich beweisen und das Thema der Niederlage aus der Welt schaffen, indem er sich gegen Nord- und Ostsyrien wendet.
Es geht nicht nur um Kobanê
Das faschistische AKP/MHP-Regime hat keine andere Wahl als den Krieg. Es kann keine gesunde Wirtschaft, Diplomatie und Politik für die Menschen in der Türkei entwickeln. Zu diesem Zweck terrorisiert es den Nahen Osten und europäische Länder. Die Völker in Nord- und Ostsyrien haben diesen Terror demaskiert. Kobanê ist nicht das einzige Ziel. Das Ziel ist Rojava und Nord- und Ostsyrien im Allgemeinen. Die Regimekräfte haben es auf die Völker abgesehen, die an Demokratie und ein freies Leben in Würde glauben. Wir können nicht zwischen dieser und jener Region unterscheiden. Erdoğan will vor allem Menschen, die an Freiheit glauben, vom Angesicht der Erde tilgen. Er sieht diese Menschen als eine Bedrohung für seine Regierung und sein Regime. Aus diesem Grund haben die Bedrohungen nie nachgelassen. Das AKP/MHP-Regime hat nicht aufgehört, sich sämtlicher Mittel zu bedienen, um die Völker und demokratische Institutionen und Organisationen der Türkei anzugreifen. Ein neuer Angriff wird vorbereitet. Die Angriffe haben ohnehin nie aufgehört. Flugzeuge fliegen täglich rund um die Uhr über Rojava und Nordostsyrien. Darüber hinaus zielt die Artillerie auf Kinder, verletzt und tötet sie. Das Angriffsziel ist die Zivilbevölkerung.
„Angriffsziel ist das Modell der Demokratischen Nation“
Der türkische Staat verstärkt täglich Angriffe auf die Region. Worauf zielen die Angriffe ab?
Rûksen Mihemed: Mit der täglichen Bombardierung der Region, dem gezielten Beschuss der Zivilbevölkerung und den Praktiken der psychologischen Spezialkriegsführung sollen die Einheit und die Solidarität, welche die Völker im Projekt der Demokratischen Nation geschaffen haben, beseitigt werden. Diese Kriegspolitik ist mit den täglichen Angriffen auf die Region stets präsent. Bewaffnete Drohnen greifen Zivilist:innen und führende Kommandant:innen des Kampfes gegen den IS an. Durch die Angriffe auf Kurd:innen werden alle Menschen in Nord- und Ostsyrien und ihr gemeinsamer Wille und das autonome System, das die ganze Welt inspiriert, ins Visier genommen. Die intensiven Luftangriffe auf die Region am 19. und 20. November 2022 machten erneut die Invasionsabsichten deutlich. Man will nicht nur die Region, sondern ganz Syrien zerstückeln. Die Türkei will sich bis in die arabischen Regionen ausdehnen, indem sie die Bevölkerung Syriens angreift. Die Pläne und Ziele des türkischen Staates sind weit gefasst. Mit seinen Angriffen auf die Region versucht er, seine neoosmanischen Träume zu verwirklichen. Mit der Besetzung Syriens will er auch die arabischen Regionen besetzen.
„Angriffe auf Vorreiterinnen der Frauenbewegung“
Die herrschende Mentalität, die sich an der starken Stellung der Frauen im politischen, sozialen und militärischen Bereich in Nord- und Ostsyrien und ihrer Führungsrolle in der Revolution stört, greift Frauen in der Absicht an, dadurch die Gesellschaft zu zerstören. Frauen werden angegriffen, weil sie eine wichtige Rolle bei der Bewusstwerdung und Bildung der Gesellschaft spielen. Diese Angriffe finden nicht nur in Nord- und Ostsyrien statt, sondern überall. Das Attentat auf Evîn Goyî zeigt deutlich, dass die Vorreiterinnen der Gesellschaft und diejenigen, die für eine freie Gesellschaft kämpfen, ins Visier genommen werden. Hevrîn, Hebûn, Zehra, Sosin, Jiyan und Roj und viele weitere Freundinnen, die eine führende Rolle in der Gesellschaft spielten, wurden ermordet. Das Ziel hinter diesen Angriffen war es, den Willen der Völker zu brechen, indem man ihre Führung eliminiert. Die Angriffe auf die Frauenrevolution sind ein Angriff auf die menschlichen Werte. Es ist notwendig, die Organisation, den Kampf und die Aufopferung der Frauen, die es in der Vergangenheit gab, weiterzuentwickeln und auszuweiten. Als Gesellschaft, insbesondere als Frauen, haben wir keine andere Möglichkeit als Widerstand. Wenn wir den Kampf gegen diese Politik verstärken, werden wir die Ziele des Feindes vereiteln.
„Die Gesellschaft kämpft gegen die Projekte des Faschismus in der Region“
Nuri Mehmud: Derzeit gibt es drei Projekte in Syrien. Das erste Projekt ist die Einheit der Völker, eine demokratische Organisierung, in der sich alle Identitäten ausdrücken können. Das zweite ist das Regime in Damaskus, das Russland und der Iran am Leben erhalten wollen. Das dritte Projekt ist Erdoğans Misak-ı Milli [osmanischer Nationalpakt], der osmanische Traum, der durch die Mentalität von IS, al-Qaida und Muslimbruderschaft verkörpert wird. Folglich zielen die beiden letzteren Projekte darauf ab, eigene Interessen durchzusetzen und den Krieg zu vertiefen. Das Projekt, das in Nord- und Ostsyrien durchgeführt wird, ist jedoch ein System, das auf dem Volk beruht und in dem sich die Bevölkerung selbst regiert. Das Projekt in Nord- und Ostsyrien stellt ein großes Hindernis für die beiden anderen Projekte dar.
Die QSD, YPG und YPJ sind Kräfte, die auf Wunsch der Gesellschaft und für den Aufbau von Demokratie, Freiheit und einem Leben in Würde gegründet wurden. Sie sind Kräfte, die die Gesellschaft und ihre Ziele verteidigen. Wenn wir an die QSD, YPG und YPJ denken, dann denken wir nicht nur an eine Kraft, sondern an die Gesellschaft. Sie sind die gesamte Gesellschaft in Nord- und Ostsyrien. Die Revolution wurde zu einem Projekt und zog die Aufmerksamkeit der Welt auf sich. Denn sie hat die Welt vor der Gefahr durch den IS bewahrt und ein neues Projekt für Syrien geschaffen. Die Regionalstaaten sind der Meinung, dass die Schaffung einer demokratischen Grundlage in Syrien Auswirkungen auf ihre eigenen Länder haben wird. Deshalb befindet sich unser Projekt im Visier und die YPG, die YPJ und die QSD werden angegriffen. Die Einheit der Identitäten, der gemeinsame Wille, die Demokratie und der Freiheitskampf in der Region sollen zerstört werden. Denn die YPG, die YPJ und die QSD sind die Verteidiger:innen dieser Politik.
„Stärkere Einheit und Solidarität ist nötig“
Wie werden Sie Ihre bisherigen Erfahrungen in die Verteidigung der Region einbringen?
Rûksen Mihemed: Die Luftangriffe am 19. und 20. November zielten auf Dienstleistungs- und Infrastruktureinrichtungen, mit denen die Gesellschaft sich versorgte. So sollten die Menschen zur Flucht gezwungen werden. Ähnlich ist es auch schon in Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî geschehen. Der Widerstand, der Wille und die Haltung der Gesellschaft haben gezeigt, dass die Menschen nicht bereit sind wegzugehen. Das System der Selbstverteidigung wurde auf der Grundlage der Erfahrungen der Vergangenheit gestärkt. Wir müssen für jeden Krieg bereit sein. Erdoğan sagt, dass Kobanê, Minbic und Tell Rifat Ziele seien. Kobanê war der Anfang vom Ende des IS. Kobanê gab dem von den YPJ angeführten Kampf eine Stimme, die die ganze Welt erreichte. Der türkische Staat wollte die Stadt als globales Symbol angreifen. Mit dem Angriff auf Kobanê sollen die Errungenschaften, die Einheit und die Solidarität beseitigt werden. Der Geist des Widerstands, der sich 2014 und 2015 in der ganzen Welt verbreitete, muss sich heute noch stärker und organisierter gegen die Angriffe stellen. Der Schutz von Kobanê und seiner Errungenschaften ist heute notwendiger denn je. Während Erdoğan sagte, dass Kobanê fallen wird, hat das IS-„Kalifat“ dort sein Ende gefunden. Der Widerstand dort hat Erdoğans Träume platzen lassen. Wir müssen heute eine stärkere Haltung gegenüber möglichen Invasionsangriffen einnehmen. Wir brauchen mehr Einigkeit und Solidarität, um die Errungenschaften, die wir in Nord- und Ostsyrien erreicht haben, unser Modell der Selbstverwaltung, gegen den türkischen Staat zu verteidigen.
Alle müssen das freie, demokratische Leben auf der Grundlage der Prinzipien des revolutionären Volkskriegs verteidigen. So wie der Mensch Wasser, Nahrung und Sauerstoff zum Überleben braucht, so braucht er auch die Selbstverteidigung. Es besteht dringender Bedarf. Die Selbstorganisierung wird durch Selbstverteidigung nachhaltig realisiert. Wir haben aus den Unzulänglichkeiten des Widerstands von Efrîn und im Kampf um Serêkaniyê und Girê Spî unsere Lehren gezogen und wichtige Erfahrungen gemacht. Wir haben wichtige Erfahrungen aus der Analyse der Organisierung und des Prozesses insgesamt gezogen. Es geht darum, die Gesellschaft stärker zu sensibilisieren. Der revolutionäre Volkskrieg ist die Aufgabe aller. Jedes Mitglied der Gesellschaft, insbesondere die Frauen, müssen im Geiste dieser Verantwortung handeln. In den Stadtvierteln Şêxmeqsud und Eşrefiyê in Aleppo haben die Menschen und die Kämpfer:innen gemeinsam so gehandelt. Wir müssen uns verteidigen, um ein freies Leben zu führen. Wo auch immer man sein mag, im Dorf, im Viertel oder in der Stadt, die Menschen brauchen Selbstverteidigung. Es ist notwendig, den Geist des revolutionären Volkskriegs in der Gesellschaft weiter zu stärken. Der Krieg wird nicht nur von militärischen Kräften geführt. Heute führen wir diesen Krieg zusammen mit unserem Volk. Wenn dieser Geist der Einheit und Solidarität stärker wird, hat der Feind keine Chance. Der Sieg wird unser sein. Nur wenn die Menschen ihre Errungenschaften schützen und für die Gefallenen eintreten, kann die hier entstandene Einheit und Solidarität verstetigt werden.
Nuri Mehmud: Nach dem Sieg über den IS hat der türkische Staat sofort gehandelt. Denn das AKP/MHP-Regime ist die Quelle des IS-Terrors. Die Vernichtung des IS bedeutete das Versiegen von Erdoğans Einfluss in der Region. Aus diesem Grund ist der türkische Staat ganz offen unter eigenem Namen in Syrien eingedrungen und hat Efrîn angegriffen. Eigentlich hatten wir uns das anders vorgestellt. Unser Volk hat die Welt vor der Bedrohung durch den IS geschützt und die internationalen Mächte in der Region hätten eine solche Invasion nicht zulassen dürfen. Aber es ging um politische Interessen. Unser revolutionärer Volkskrieg und unser legitimer Verteidigungskampf waren damals nicht so stark.
Bis dahin hatten wir gegen den IS gekämpft, aber in Efrîn kämpften wir gegen eine Armee. Wir haben gegen eine mit NATO-Technologie hochgerüstete Armee gekämpft, die die Zivilbevölkerung ins Visier nahm. Wir waren mit einem Angriff konfrontiert, der sich gegen die gesamte Infrastruktur richtete, von Schulen über Krankenhäuser bis hin zu Wohnhäusern. Aus diesem Grund war unsere legitime Selbstverteidigung nicht in der Lage, gegen eine ganze Armee zu kämpfen. Andererseits waren wir überzeugt, dass internationales Recht, Moral und Gewissen unsere Revolution schützen würden. Aber die bestehenden Regierungen unterstützten Erdoğan und verfolgten ihre eigenen Interessen. Aufgrund des Bündnisses mit Erdoğan wurden Efrîn, Girê Spî und Serêkaniyê einfach fallen gelassen. Nachdem die Völker Nord- und Ostsyriens und unsere Kräfte diese Haltung der internationalen Mächte begriffen hatten, wurde klar, dass die Menschen und die Verteidigungskräfte auf eigenen Füßen stehen müssen und dass sie, solange sie sich nicht selbst organisieren, der Interessenpolitik der internationalen Staatengemeinschaft ausgesetzt sein würden.
„Wir werden die Errungenschaften verteidigen“
Wie werden Sie sich im Falle eines Angriffs verteidigen? Was sind Ihre Vorbereitungen?
Rûksen Mihemed: Wir wollen keinen Krieg, wir lieben den Krieg nicht. Aber wenn es einen Angriff auf die Existenz und die Errungenschaften unseres Volkes gibt, werden wir uns verteidigen. Als YPJ treffen wir in jeder Hinsicht Vorbereitungen. Um man selbst sein zu können, muss man sich selbst verteidigen können. Die YPJ führen gemeinsam mit den Menschen der Region, insbesondere mit den Frauen, einen ununterbrochenen Kampf. Die Grundlage dafür ist geschaffen worden. Sowohl im Kampf gegen den IS als auch im Krieg in Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî haben Frauen die Führung übernommen. Die Opferbereitschaft und das Verantwortungsbewusstsein haben das Verständnis der Notwendigkeit der Verteidigung der Region weiter gestärkt. Die YPJ-Kämpferinnen haben sich durch militärische Ausbildung professionalisiert und befinden sich in jedem Bereich, ob militärisch oder technisch, ideologisch oder taktisch in der Weiterentwicklung und bereiten sich auf alle Eventualitäten vor.
„Etwas von anderen zu erwarten, bedeutet den Tod“
Heute werden die Vorbereitungen auf höchstem Niveau getroffen. Es wurden Erfahrungen aus dem Krieg gesammelt. So wurde eine solide Grundlage geschaffen. Wenn man die Angriffe des türkischen Staates, seine Abkommen und die Entwicklungen politisch, militärisch und ideologisch betrachtet, dann ist es notwendig, auf jeden Krieg vorbereitet zu sein. Der Wille, die Stärke und die Beharrlichkeit aller Kämpfer:innen der YPJ, der YPG und der QSD, ihr Land zu verteidigen, werden unseren Erfolg in diesem Krieg sicherstellen. Jede und jeder Einzelne in der Gesellschaft sollte in diesem Bewusstsein handeln. Um die Errungenschaften in Nord- und Ostsyrien zu schützen, werden wir den Geist der kurdischen Solidarität und Einheit fördern und verteidigen. So wird jeder Angriff zunichte gemacht. Es gibt keinen anderen Weg als Widerstand und Sieg. Die Verteidigung ist notwendig für die Existenz. Deshalb erwarten wir von niemandem und keiner Macht etwas. Wir beziehen uns nur auf unsere eigene Kraft und die Kraft unseres Volkes. Etwas von anderen zu erwarten, bedeutet den Tod. Wir werden unser Land mit unserem eigenen Widerstand und unserer eigenen Haltung verteidigen. Niemand kann unseren Willen brechen. Niemand kann uns zwingen, unser Land noch einmal zu verlassen.
Nuri Mehmud: In Rojava und Nordostsyrien sind nicht die militärischen Einheiten die wichtigste Widerstandskraft, sondern das Volk. Die Selbstverteidigung findet auf der Grundlage der gesellschaftlichen Moral und Ethik statt. Die Söhne und Töchter dieses Volkes verteidigen dieses Land. Auch in der Frage der Stellungen für den Krieg wird das Volk konsultiert und dessen Position berücksichtigt. Dementsprechend werden die Stellungen errichtet. Es ist das Volk, das Widerstand leistet. Insbesondere die QSD, die YPG, die YPJ, die sich im Rahmen der legitimen Verteidigung organisieren, haben Vorbereitungen auf höchstem Niveau getroffen.
In Nord- und Ostsyrien haben nicht nur die Verteidigungskräfte, sondern auch die Kommunen und Institutionen in der Region ein System und eine Art der Kriegsführung, die auf ihrer eigenen Kraft beruht, entwickelt. So wie unser Volk den revolutionären Volkskrieg in Til Koçer, Til Zîro, Serêkaniyê und Şêxmeqsûd geführt und Erfolge erzielt hat, wird es auch bei den bevorstehenden Angriffen erfolgreich sein. Nach dem Erfolg des revolutionären Volkskriegs in der Schlacht um Kobanê beteiligten sich regionale und internationale Mächte am Krieg. Niemand außer dem Volk und unseren Verteidigungskräften hatte gegen den IS gekämpft und Erfolge erzielt. Aus diesem Grund herrschte nach dem Kobanê-Krieg der Eindruck, dass internationale Kräfte in die Region kamen und es keinen Grund mehr gäbe, zu kämpfen. Doch dann wurde klar, dass die internationalen Mächte, wenn es um die Türkei und das AKP/MHP-Regime geht, ihre eigenen Interessen ins Spiel bringen. In Anbetracht dieser Situation bestand das Volk auf dem revolutionären Volkskrieg. Denn die internationale Gemeinschaft hat keine Verantwortung für Rojava und Nordostsyrien übernommen. Deshalb müssen wir unsere eigenen Aufgaben und Verantwortlichkeiten erfüllen. Bei der Besetzung von Efrîn hat sich keine internationale Macht und keine Institution oder Organisation in die Region begeben. Im Vergleich dazu wird in der Ukraine von der internationalen Gemeinschaft in jeder Hinsicht Unterstützung geleistet und sogar die militärische Ausrüstung zur Verfügung gestellt. Der revolutionäre Volkskrieg erfordert eine organisierte Beteiligung und keine große Anzahl von Kämpfer:innen. Was wir brauchen, ist Organisierung. Wir haben Taktiken und Strategien entwickelt, wie wir gegen hochentwickelte Technik vorgehen können. Wenn es zu einem Bodenangriff kommt, dann verfügen wir über eine neue Art der Kriegsführung. In Nord- und Ostsyrien sollte es keine unorganisierte Bevölkerung geben. Es muss eine soziale Organisation geben, und die Menschen müssen bereits wissen, was ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten sind. Von der Wirtschaft bis zur Gesundheit, von der Bildung bis zur Kommune sollten alle wissen, was sie für eine Rolle zu spielen haben.