Erneut mehrere Zivilisten in Efrîn entführt

Erneut wurden in Efrîn Zivilisten von dschihadistischen Milizen im Dienst der Türkei verschleppt. Das Aktivistennetzwerk AAN hat die Namen von drei Entführungsopfern veröffentlicht, deren Aufenthaltsort unbekannt ist. Zwei der Betroffenen sind Frauen.

In der im Frühjahr 2018 von der Türkei und verbündeten Dschihadistenmilizen besetzten Region Efrîn im nordwestlichen Syrien werden weiterhin Menschen verschleppt. Zuletzt registrierte das Aktivistennetzwerk AAN (Afrin Activists Network) drei weitere Fälle von Entführungen. Die Opfer sind zwischen 17 und 55 Jahre alt, ihr Aufenthaltsort ist unbekannt.

Bei einer der Betroffenen handelt es sich demnach um Maryam Avdek Sheikho. Die 2003 geborene junge Frau sei am vergangenen Donnerstag von Söldnern der Miliz „Ahrar al-Sharqiya“ aus ihrem Dorf Qasim im Kreis Raco verschleppt worden. Wie AAN in Erfahrung bringen konnte, wird Sheikho der Zusammenarbeit mit der ehemaligen Kantonsverwaltung beschuldigt. Andere Quellen berichten, dass die Entführung der 17-Jährigen vom türkischen Geheimdienst MIT angeordnet wurde.

Am Mittwoch wurde der 38-jährige Zivilist Murad Abdul Rahman Rashid, auch bekannt als Murad Abu Tabbeh, von Mitgliedern der Miliz „Sultan-Murad-Brigade“ aus seinem Haus im Kreis Cindirês verschleppt.

Am heutigen Samstag wurde Ofa Seydo von bislang unbekannten pro-türkischen Milizionären entführt. Die 55-jährige Frau lebe eigentlich im Viertel Mahmûdiyê im Zentrum von Efrîn, sei aber auf der Straße nach Cindirês verschleppt worden, wie es heißt. Zum Zeitpunkt ihrer Entführung war sie auf dem Rückweg von einem Besuch bei ihrer Tochter im Dorf Kora.

Sheikho, Rashid und Seydo (von l. n. r.) | Quelle: AAN

Entführungen in Nordsyrien werden von den in Ankara gesteuerten Besatzungstruppen in der Regel zur Aufbesserung ihres „Solds“ genutzt. Die Methode hat sich im Zuge der Invasion in Efrîn zu einer lukrativen Einnahmequelle entwickelt. Oft landen die Entführungsopfer in Gefängnissen und Internierungslagern und erfahren grausame Folter und sexualisierte Gewalt. Meist wird ihnen eine Nähe zur ehemaligen Selbstverwaltung oder Widerstand gegen die Besatzung vorgeworfen.