Efrîn: 22 Menschen durch Folter ermordet

Die Menschenrechtsorganisation von Efrîn hat in den vergangenen drei Monaten den Tod von 22 Zivilist*innen aufgrund von Folter durch die Besatzungstruppen in Efrîn registriert. Sechs der Ermordeten sind Frauen.

Nach einem Quartalsbericht der Menschenrechtsorganisation von Efrîn wurden in den vergangenen drei Monaten 139 Zivilist*innen, unter ihnen 13 Frauen, verschleppt. Mindestens 22 von ihnen, darunter sechs Frauen, wurden durch Folter ermordet. Die Milizen der sogenannten Syrischen Nationalarmee (SNA) agieren dabei auf Anordnung des türkischen Geheimdienstes MIT, erpressen Lösegeld und setzen die Zivilbevölkerung unter Druck. So soll die demografische Zusammensetzung der Region systematisch verändert und der anhaltende Widerstand zerschlagen werden.

Raub und Plünderungen

Die Häuser und der Besitz von Menschen, die vor den Übergriffen geflohen waren, werden von den Besatzungstruppen geraubt. In Efrîn-Mabeta und Şiyê eigneten sich nach Angaben der Menschenrechtsorganisation die Milizen insbesondere landwirtschaftliche Flächen an. Im Dorf Dar Girê in Efrîn-Şera wurden 20.000 Olivenbäume widerrechtlich in Besitz genommen. Im Kreis Cindirês, einer geografischen Einflusszone der Miliz „Nureddin al-Zenki“, wurde ein ganzer Straßenzug mit Häusern der angestammten Bevölkerung an die Gruppierung „Ahrar al-Sharqiya“ für 25.000 US-Dollar verkauft.

Folterzentren und Gefängnisse

In Efrîn hat jede Miliz der Besatzungstruppen ihre eigenen Gefängnisse eingerichtet. In diesen Haftanstalten wird systematisch gefoltert. Darüber hinaus gibt es Folterzentren des MIT in der Stadt Efrîn. Das berüchtigtste Gefängnis in der Region liegt dem Bericht zu Folge am Kawa-Platz. In diesem Gefängnis foltert der türkische Geheimdienst. Insbesondere die MIT-Agenten Abu Haydar, Abu Arab, Abu Sayir und Abu Ziyad sind als Folterer berüchtigt. Den Gefolterten werden auch Drogen verabreicht. Die Folter besteht unter anderem in Elektroschocks, Schlägen und sexualisierter Gewalt.

Schulen in Kerker umgewandelt

Die Besatzungstruppen nutzen für ihre Gefängnisse und Militärbasen auch Schulen und historische Orte. So ist die Handelsschule im Zentrum von Efrîn ein Gefängnis der „Militärpolizei“ und die Faysar-Kedur-Schule wurde in eine Basis für Spezialeinheiten der Armee umgewandelt.