Efrîn: Zivilist gefoltert und in Brunnen geworfen

Der 75-jährige Hisên Ismail Ereb wurde im besetzten Efrîn von den Besatzungstruppen verschleppt, gefoltert und in einem Brunnen zum Sterben zurückgelassen.

Die Kriegsverbrechen des Erdoğan-Regimes und seiner Milizen in Efrîn reißen nicht ab. Der 75-jährige Hisên Ismail Ereb war trotz Drohungen in Efrîn-Şiyê geblieben. Ereb wurde zwei Jahre lang zum Zeugen der Verbrechen der Türkei, über die er nun in einem Interview berichtet.

Niemand konnte sich vor der Grausamkeit der Milizen retten

„Die Besatzungsmilizen entführten Zivilisten und verlangten von den Familien Lösegeld. Weder Frauen noch Kinder, niemand konnte sich vor der Grausamkeit der Milizen retten. Wir begannen, die Milizen unterscheiden zu können”, erklärt er. „In Şiyê befand sich vor allem die sogenannte Sultan-Sulaiman-Schah-Brigade. Die Gruppe wurde von Abu Amsha angeführt. Abu Amsha arbeitete direkt für den türkischen Geheimdienst. Diese Miliz beging all diese Verbrechen.“

Türkisierungspolitik wird praktiziert

Ereb fährt fort: „An allen Einrichtungen wurden türkische Fahnen gehisst. Allen Straßen wurden türkische Namen gegeben. Die Menschen wurden gezwungen, ihre syrischen Pässe wegzuwerfen, es wurden türkische Ausweispapiere ausgegeben. Die Familien der Besatzungsmilizen wurden in den Häusern der vertriebenen Bevölkerung untergebracht.“

Gefoltert und in Brunnen geworfen

Ereb berichtet, wie sich die Folter über den ganzen Kanton ausbreitete und er selbst von den Milizen misshandelt wurde. Er erinnert sich: „Eines Nachts stürmten türkische Soldaten und Mitglieder der Amshat-Miliz mein Haus. Ohne jeden Anlass fingen sie an, mich grausam zu schlagen. Ich wurde aufgrund der Folter ohnmächtig und bekam nicht mehr mit, was um mich herum geschah. Da ich alt bin, konnte ich mich nicht verteidigen. Sie schlugen mir mit der Waffe auf den Kopf. Sie wollten 3.000 Dollar von mir. Ich sagte, ich hätte nicht soviel Geld. Dann warfen sie mich in den Brunnen und versuchten so, mich umzubringen. Als ich in den Brunnen stürzte, verlor ich das Bewusstsein. Ich wachte am nächsten Morgen auf. Ich kletterte aus dem Brunnen heraus und sah die Folterspuren an meinem Körper. Diese Male trage ich immer noch.“

Die Plünderungen gehen weiter

Laut Ereb kämpfen in den von der Türkei kontrollierten Söldnergruppen auch Kinder unter 15 Jahren. „Diese Milizen stürmen die Häuser und rauben die Produkte aus der Olivenernte. Jahrealte Bäume werden gefällt und historische Güter gestohlen.“ Außerdem gibt er an, dass 300 Mitglieder der Amshat-Miliz mittlerweile nach Libyen verlegt worden sind.