Efrîn: Einladung zum Widerstand

Während ich diesen Artikel schreibe, hält der Granatbeschuss der türkischen Armee auf Efrîn an. Der Lärm der Explosion der Granaten in der Stadt und im Umland kann den quicklebendigen Widerstand Efrîns nicht stoppen.

Während des Tages tobte das Leben in den Straßen des Stadt. Zu Beginn gingen die Kinder auf die Straße und protestierten gegen die Besatzung… Anschließend die Frauen, Väter und jene im Widerstand. Menschen aus Aleppo, die seit Jahren gegen jegliche Unterdrückung der Besatzer und ihrer Söldner Widerstand leisten, sind nach Efrîn gekommen. Sie sind so standfest, so voller Leben, so voller Erwartung…

Die Bevölkerung von Efrîn hat sich am Eingang zur Stadt auf der Kreuzung am Fuße des Denkmals von Schmied Kawa versammelt. Doch der Platz reicht nicht aus, viele sind auch auf den angrenzenden Häusern. Babys mit dem Schnuller im Mund, Alte, die kaum gehen können, Frauen, alles was Beine hat, ist hier zusammengekommen. Ich wurde Zeuge des Moments, als die Wagenkolonne aus Aleppo in die Stadt kam, sah die Ergriffenheit in ihren Herzen aufbranden, die Tränen in ihren Augen. Zwei Alte hielten sich an den Händen. Sie sangen Lieder, riefen Parolen. Es fallen Parolen wie: „Efrîn ist unser!“, „Efrîn wird siegen!“, „Es lebe der Widerstand von Efrîn!“. Die Kämpfer*innen und die Menschen aus Efrîn werden umarmt.

Es sind tausend, es werden zehntausend. Tausende Menschen, die aus der Stadt Aleppo, die selbst einen Kampf um Leben und Tod führt, nach Efrîn, auf dessen Straßen der Tod wandelt, gekommen sind, um dort ihren Geschwistern die Hand zu reichen. Sie vereinen sich mit ihnen im Rundtanz des Widerstands. Der Himmel ist erfüllt mit dem Lärm der Kampfflugzeuge und dem der Bomben, die auf die Erde niederprasseln.

Es wird Zeit für Efrîn, die Stimme zu erheben, in Aktion zu treten, die Aktionen fortzuführen. Die türkische Armee, Tayyip Erdoğan und seine Söldner wollen an Efrîn Rache für Şengal, für Kobanê und Raqqa nehmen. Wollen in Efrîn einen offenen Völkermord an den Kurden begehen. Die türkische Armee will mit Panzern, Granaten, Kampfflugzeugen und ihren Söldnern Kinder, Alte und die Jugend massakrieren. Will die Städte, die Dörfer, die historischen Stätten, die Felder, die Gärten, die Olivenhaine vernichten. Wollen alles vernichten, was den Kurden eigen ist. Efrîn hingegen leistet Widerstand. Seit 33 Tagen leistet Efrîn pausenlos Widerstand, Tag und Nacht. In den Anhöhen um die Stadt, auf den Hügeln, in den Tälern, in den Dörfern. In Efrîn bedeutet Widerstand Leben. Auch zu atmen, bedeutet nichts anderes. Denn die Besatzer wollen Efrîn ersticken.

Doch es ist nicht nötig, viele Worte zu verschwenden. Es ist nicht nötig, das Geschehen in Worte zu kleiden, es auszuführen, zu vertiefen. Efrîn steht jetzt für eins: Für ganz Kurdistan. Efrîn ist der Ort, an dem das Gewissen beheimatet ist. Efrîn, das ist die Menschlichkeit. Gegen die türkischen Annexion, gegen den Völkermord an den Kurden gilt es heute, sich Efrîn zur Seite zu stellen, gilt es seine Kinder, seine Frauen, seine Jugend, seine Alten zu verteidigen. Es ist Zeit, dass jene, die „An jedem Ort ist Efrîn, an jedem Ort ist Widerstand“ rufen, den Widerstand forcieren und verbreitern.

Gib auch du Efrîn deine Stimme! Geh für Efrîn auf die Straße. Stell dich den Besatzern entgegen und gebiete ihnen Einhalt.

YENI ÖZGÜR POLITIKA