Efrîn: Dorfzerstörung für Mauerbau

Die türkische Armee baut eine rund 70 Kilometer lange Mauer, um den nordsyrischen Kanton Efrîn an das eigene Territorium anzuschließen. Obwohl der Mauerbau im direkten Blickfeld russischer und syrischer Militärposten liegt, gab es bisher keine Reaktion.

Seit Beginn der Invasion im nordsyrischen Kanton Efrîn stehen Plünderungen, Enteignungen und Entführungen auf der Tagesordnung der türkischen Besatzungsmacht. Landwirtschaftliche Flächen der ansässigen Bevölkerung wurden beschlagnahmt, die Oliven- und Weizenproduktion Efrîns ausgebeutet, alle erdenkbaren Kriegsverbrechen begangen. Nun baut der türkische Staat Mauern um Efrîn, um den Kanton vollständig von dem Rest der Region zu isolieren.

Seit vergangener Woche baut die Besatzungsmacht Türkei in den Dörfern Kîmar und Cilbirê im Kreis Şêrawa sowie im Dorf Meryemîn im Kreis Şera drei Meter hohe Mauern. Hierfür wurden allein in Cilbirê rund 20 Gebäude - darunter 15 Wohnhäuser, die Dorfschule und ein Wasserdepot – zerstört. Wie berichtet wird, sollen die drei Mauerteile in den nächsten Tagen aneinandergestoßen werden. Die Gesamtlänge der Mauer wird offenbar 70 Kilometer betragen und von der Region Şêxberekat über Efrîn bis nach Azaz reichen. Damit wäre Efrîn faktisch an die Türkei angebunden. Durch den Bau dieser Mauer soll zudem die Sicherheit der radikal-islamistischen Gruppierungen in der Region gewährleistet werden.

Keine Reaktion aus Damaskus

Das syrische Regime hat bisher nicht auf den Mauerbau in Efrîn reagiert, obwohl es sowohl in Şehba als auch in Şêrawa Militärposten betreibt. Zwischen den Regimestellungen in Tinib und Sikhuneke in Şêrawa und dem Standort der in dem Kreis errichteten Mauer liegen lediglich zwei Kilometer. Auch Russland zeigt keine Reaktion, wenn auch die russischen Militärstellungen in Keştehare nur rund sechs Kilometer von der Mauer in Şêrawa entfernt sind. Außerdem werden russische Militärfahrzeuge vermehrt bei Fahrten nach Zentral-Efrîn beobachtet. Aus der Kantonshauptstadt erreichten uns ebenfalls Berichte über den Bau von Mauern.

Turkmenen und Araber angesiedelt

Zudem wird auch weiterhin der Plan verfolgt, die demografische Struktur der illegal besetzten Gebiete in Efrîn nachhaltig zu verändern. Die Kreise Bilbilê und Raco dürfen Kurdinnen und Kurden schon nicht mehr betreten. In beiden Bezirken wurden Turkmenen und Araber angesiedelt, außerdem sind turkmenische Einheiten hierher verlegt worden. Im Zentrum von Efrîn leben nun größtenteils Araber aus Ghouta. Lediglich in einigen von der Türkei besetzten Gebieten in Şêrawa dürfen sich Kurden aufhalten.

Anbindung von Efrîn an die Türkei

Die türkische Armee baut diese Mauern, um Efrîn an das eigene Territorium anzuschließen. Die Besatzerarmee errichtet in der Umgebung Efrîns auch immer mehr Militärstützpunkte. Mittlerweile ist die Zahl der türkischen Stützpunkte auf rund 200 angestiegen, hinzukommen Basen verschiedener dschihadistischer Gruppierungen und des türkischen Geheimdienstes (MIT). Des Weiteren hat die türkische Besatzungsarmee im gesamten Kanton Überwachungskameras installiert. Außerdem finden täglich Aufklärungsflüge über der Region statt.