Nach langem Hin und Her konnte eine von der Autonomen Administration Nord- und Ostsyriens (AANES) bereitgestellte Kolonne mit Dieseltankern für Erdbebenbetroffene in Aleppo und Şehba endlich den Checkpoint in die selbstverwalteten Gebiete passieren. Nachdem Mitglieder vom Ausschuss für soziale Angelegenheiten am Samstag zunächst mit Şêxmeqsûd und Eşrefiyê die kurdischen Stadtviertel von Aleppo abgefahren sind, um Kraftstoff zum Heizen und Tanken auszugeben, sind die helfenden Hände aktuell in Şehba unterwegs. Der Diesel wird rationiert verteilt, damit alle Bedürftigen etwas bekommen.
Zwar hatte die Selbstverwaltung direkt kurz nach der verheerenden Erdbebenserie in der türkisch-syrischen Grenzregion genau hundert Tankwagen mit Kraftstoff entsandt, um Şehba und Aleppo – einschließlich Gebiete unter Kontrolle des Regimes – mit Diesel zu versorgen. Die Damaszener Regierung weigerte sich aber lange, eine Durchfuhrgenehmigung zu erteilen. Der Konvoi durfte in der Nacht zum Donnerstag schließlich die Regimezone passieren – allerdings nur unter der Auflage, dass 60 der Tankfahrzeuge abgegeben werden. Die restlichen 40 Tanker steckten bis gestern dennoch vor Şêxmeqsûd fest. Die 4. Division, eine Eliteeinheit der syrischen Streitkräfte, verhinderte mit Verweis auf das seit 2019 gültige Embargo gegen die kurdischen Stadtteile Aleppos und Şehba die Durchfahrt.
Weil das Regime mehr als die Hälfte des Kraftstoffs einbehalten hat, kann der Diesel in den selbstverwalteten Gebieten nur stark rationiert ausgegeben werden | Foto: ANHA
Wie der Ausschuss für soziale Angelegenheiten, ein Komitee, das von der „Exil-Verwaltung“ des ehemaligen Kantons Efrîn koordiniert wird, nun mitteilte, wurde der Inhalt von zehn Dieseltankern für die Bevölkerung in Şêxmeqsûd und Eşrefiyê ausgegeben. Die restlichen Fahrzeuge fahren seit dem Vormittag die Dörfer und Städte in Şehba ab. Ein Reporter der Nachrichtenagentur Hawarnews (ANHA) begleitet den Ausschuss und konnte in der Ortschaft Fafîn, etwa 17 Kilometer nordöstlich von Şêxmeqsûd, die Diesel-Ausgabe mit seiner Kamera dokumentieren. Für jeden Haushalt seien zunächst 25 Liter vorgesehen, anschließend werden die Vertriebenenlager angefahren, so der Ausschuss.
Heyva Sor a Kurd-Konvoi weiter im Niemandsland
Ein Hilfskonvoi des Kurdischen Roten Halbmonds (Heyva Sor a Kurd) steckt derweil noch immer im Niemandsland zwischen Autonomie- und Regimezone fest, weil die Assad-Führung die Erdbebenkatastrophe nutzt, um mit der Not ihrer Gegner zu pokern.
Kolonnen mit Hilfsgütern anderer Organisationen durften die Grenzen indes passieren, um die syrischen Erdbebengebiete zu erreichen. Darunter befindet sich auch Nothilfe, die von zivilgesellschaftlichen Einrichtungen in den Gebieten der AANES gesammelt wurde, unter anderem der Frauenstiftung.