Vor acht Jahren hat die Revolution in Rojava begonnen. Einer der Menschen aus Nordostsyrien, die die Entwicklungen von Anfang an verfolgen, ist der Armenier Şexmus Ehmed Fetah. Er lebt in Dirbêsiyê und ist in seinem Umfeld als „Vater Zana“ bekannt. Seine Familie stammt aus Bedlîs (türk. Bitlis) in Nordkurdistan. Während des armenischen Völkermords 1915 musste sie in die Region Rojava fliehen.
Wie er die Revolution von Rojava erlebt hat, erzählt Fetah mit folgenden Worten:
„Wir waren eines der Völker, die sich seit Beginn an der Revolution beteiligt haben. Wir haben uns sozusagen in dieser Revolution wiedergefunden. Es ist unsere Revolution, eine Revolution der Befreiung. Sie gehört nicht nur einem Volk, sondern allen Unterdrückten. Als Armenier haben wir sie als unsere eigene Revolution betrachtet. Bereits als es losging, haben wir gesehen, dass mit den Kurden, den Armeniern, den Suryoye, den Eziden, den Arabern und den Aleviten alle Völker und Glaubensrichtungen vertreten sind. Es ist die Revolution aller hier lebenden Menschen. Wenn es nur um eine Volksgruppe gegangen wäre, hätten wir uns darin nicht gesehen. Sie hat jedoch alle Menschen umarmt und wir verdanken ihr viel.“
Fetah bewertet die Ereignisse vor acht Jahren auch als „Rache der Armenier“ und sagt: „Die Rojava-Revolution ist gleichzeitig die historische Vergeltung meiner Familie. Für uns ist sie ein neues Zeitalter. Als es so weit war, sind wir sozusagen neu geboren.“
Fetah erinnert an die Tausenden Gefallenen, die seitdem ihr Leben verloren haben. Er sagt, dass er es den Gefallenen schuldig ist, die Errungenschaften der Revolution zu schützen. Dann verweist er auf die Zerstörung religiöser Stätten in der Region durch den türkischen Staat und sagt: „Die Besatzer haben in Serêkaniyê und Til Temir alle armenischen Siedlungen niedergebrannt. Armenische Frauen sind verschleppt worden, von ihren Familien wurde Lösegeld verlangt. Die türkischen Truppen haben ‚Allah-u Ekber‘ gerufen und alle ermordet. Viele Menschen haben sich über die Religion hinters Licht führen lassen und schreckliche Dinge getan. Der türkische Staat hat jeden Tag Gruppen wie den IS und al-Nusra in die Region geschleust. Erdogan repräsentiert den IS, er ist der Sultan des IS. Wenn es mit dieser Revolution vorbei geht, sind wir alle am Ende.“
Fetah spricht auch den türkischen Killerdrohnenangriff auf Dirbêsiyê am 16. Juli an und sagt: „Die Menschen haben inzwischen Angst, das Haus zu verlassen. Durch die Angriffe auf Zivilisten soll die Stadt entvölkert werden. Es wird versucht, Muslime und Christen gegeneinander aufzuhetzen. Das alles ist aus der osmanischen Geschichte bekannt. Seitdem sind viele Massaker begangen worden. Viele Menschen, die heute in der Türkei leben, haben sich von ihren Wurzeln entfernt und sind zu Türken gemacht worden. Wenn man die Geschichte des Osmanischen Reichs kennt, begreift man die heutigen Entwicklungen viel besser.“
Zuletzt richtet Fetah einen Appell an das armenische Volk: „Seid euch bewusst, wer ihr seid, und reicht euch gegenseitig die Hand. Seht euch selbst als die Eigner der Revolution. Nur mit dieser Revolution könnt ihr euch selbst als Armenier betrachten. Denn sie ist eine Revolution der armenischen Rache.“