Regime eskaliert Angriffe
Nach den schweren Angriffen der syrischen Regimetruppen auf die Zivilbevölkerung in Deir ez-Zor mit dreizehn Todesopfern und mindestens zwölf Verletzten haben die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) den Verantwortlichen mit Vergeltung gedroht. „Wir haben reagiert und werden weitere Maßnahmen durchführen“, erklärte das multiethnische Bündnis in einer Mitteilung vom Samstag. „Wir werden diese Massaker nicht ohne eine entschlossene Antwort hinnehmen und unser Recht auf Selbstverteidigung im Einklang mit dem Völkerrecht ausüben.“
Seit Mittwoch kommt es in Deir ez-Zor zu Angriffen auf zivile Siedlungsgebiete. Die aus der Regimezone verübten Attacken richten sich auf Gebiete, die zur Demokratischen Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) gehören. Der bisher folgenschwerste Angriff ereignete sich in der Nacht zu Freitag, als Truppen des Sicherheitsapparats der syrischen Führung in Damaskus auf Häuser in den östlich von Deir ez-Zor gelegenen Ortschaften al-Dahla und Jadeed Bakkarah Raketen und Artilleriegeschosse abfeuerten. Allein hier wurden elf Menschen ermordet, darunter auch sechs Kinder. Die DAANES verurteilte die Angriffe als Massaker.
Ein zerschossenes Haus in Jadeed Bakkarah © ANHA
Die QSD gaben an, dass es zusätzlich zu diesen Angriffen auch Durchbruchsversuche in die Autonomieregion gegeben hat. Bewaffnete Kräfte, darunter neben regulären Regierungstruppen und Mitgliedern der Regimemiliz Difa al-Watani auch pro-iranische Söldner und arabische Stammesangehörige, sickerten demnach vom Regimegebiet am Westufer des Euphrat in die DAANES ein und griffen deren Militärverbände an. Als Reaktion darauf lieferten sich die den QSD angeschlossenen Militärräte von Deir ez-Zor und Hajin in den infiltrierten Dörfern am Ostufer des Euphrat heftige Gefechte mit Regimesöldnern, deren Zahl auf über 400 geschätzt wird. Nach QSD-Angaben seien dabei mindestens 25 Angreifer getötet und zehn weitere verletzt worden. In den eigenen Reihen beklagte das Bündnis zwei Verluste, weitere zehn Mitglieder sind demnach verwundet. Aktuell läuft in der Region eine groß angelegte Sicherheitsoperation.
Stiller Protest der Stammesanfüher gegen das Massaker in Deir ez-Zor heute in Hesekê © ANHA
Nord- und Ostsyrien sieht in der Angriffswelle auf Deir ez-Zor ein deutliches Zeichen der Bemühungen regionaler Akteure, Chaos zu stiften und ferner der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) zur Reorganisierung zu verhelfen. Diesen Eindruck haben auch die QSD: „Wir sind der festen Überzeugung, dass die Attacken unter anderem den Interessen des IS dienen und eine Gelegenheit für sein Wiedererstarken und die Verbreitung von Terrorismus bieten“, erklärte das Bündnis und würdigte alle Parteien für ihren Beistand. „Die lokale Bevölkerung, einschließlich aller Stämme und Clans, beteiligte sich aktiv am Widerstand und an der Reaktion auf die Angriffe der Söldner. Sie demonstrierten ihre unerschütterliche Unterstützung für die QSD.“
Dank an die Bevölkerung
Weiter erklärte das Bündnis: „Die kollektive Stimme der Region verurteilte die Angriffe unmissverständlich und lehnte es ab, ihre Heimat in ein Schlachtfeld zu verwandeln, das ausländischen Interessen dient. Das eigentliche Ziel dieser Angriffe ist es, die Kontrolle über die Region zu erlangen, Zwietracht zu säen und das Gebiet in Chaos und Zerstörung zu stürzen. Dies steht in krassem Gegensatz zu der seit langem bestehenden Harmonie und Einheit zwischen den verschiedenen Gemeinschaften in der Region, die unter dem Schutz der Autonomieverwaltung und der QSD gedeihen konnten. Wir sprechen allen Menschen in Deir ez-Zor sowie den Scheichs und angesehenen Persönlichkeiten unseren aufrichtigen Dank und unsere Anerkennung aus für ihr unerschütterliches Nationalbewusstsein, ihre beharrliche Unterstützung für unsere Kräfte bei der Abwehr dieser Angriffe und ihre entscheidende Rolle bei der Wahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Ihre entschlossene Ablehnung der Einmischung von außen und ihr Engagement für die Erhaltung der Sicherheit und Stabilität der Region verdienen Anerkennung.“
Titelbild: QSD-Kämpfer an der Front vor Baghuz beim finalen Sturm auf den IS im Februar 2019 © ANF