Wie die Nachrichtenagentur ANHA (Hawarnews) berichtet, ist im Camp Hol in Nordsyrien ein junger Mann erstochen worden. Anhängerinnen der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) hätten das Opfer mit 16 Messerstichen getötet, heißt es.
Nach Angaben der Camp-Verwaltung habe der getötete Abdullah Ahmad, der aus al-Bab stammte, die IS-Ideologie abgelehnt. Daraufhin sei er ins Visier der IS-Frauen geraten. Von einem „kleinen IS-Staat“ in dem Lager, in dem auch deutsche IS-Anhänger leben, wird schon länger gewarnt.
Insbesondere die weiblichen IS-Mitglieder stellen eine große Gefahr im Camp Hol dar. ANHA-Informationen zufolge haben Dschihadistinnen einen heimlichen Gerichtshof gegründet, vor dem Frauen aus dem Camp für „Fehlverhalten“ verurteilt werden. Anfang der Woche war es in dem Lager bei Hesekê zu einem fünfzehnminütigen Schusswechsel gekommen, als weibliche IS-Mitglieder das Feuer auf Sicherheitskräfte eröffneten. Bei der bewaffneten Auseinandersetzung kam eine IS-Frau ums Leben, sieben weitere Dschihadistinnen wurden verletzt. Vergangenen Sonntag wurden zwei russische Schwestern von IS-Frauen angegriffen und verletzt. Außerdem wurde an dem Tag in der Kanalisation eine Frauenleiche entdeckt.
Im Camp Hol leben über 71.000 Menschen, darunter Schutzsuchende aus Syrien und dem Irak. Für die IS-Familien ist ein gesonderter Bereich eingerichtet. Der Generalkommandant der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), Mazlum Abdi, hat die Situation in dem Camp kürzlich mit einer „explosionsbereiten Bombe“ verglichen. Die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien ruft seit längerer Zeit die Herkunftsstaaten der IS-Mitglieder in den Camps und Gefängnissen in der Region dazu auf, ihre Staatsangehörigen zurückzuführen. Bis auf wenige Ausnahmen bleibt dieser Aufruf bisher ungehört. Besonders tragisch ist diese Situation für die Kinder von IS-Mitgliedern, die keine Chance haben der islamistischen Indoktrination zu entkommen.