Bewegender Abschied für Luftangriffsopfer in Dêrik

Mit einer bewegenden Zeremonie sind in Dêrik elf Menschen verabschiedet worden, die vor zwei Tagen bei Luftangriffen der Türkei auf Nordostsyrien getötet wurden.

In der Stadt Dêrik ist Abschied von elf Menschen genommen worden, die vor zwei Tagen bei Luftangriffen des NATO-Staates Türkei auf die Autonomiegebiete von Nord- und Ostsyrien getötet wurden. Tausende Bewohnerinnen und Bewohner aus der gesamten Cizîrê beteiligten sich an der bewegenden Beerdigung auf dem Gefallenenfriedhof Xebat Dêrik, um den Toten die letzte Ehre zu erweisen. Ihre Namen sind: Isam Abdullah, Hisên Elî, Çîçek Harûnî, Hîlal Qasim, Hediye Ebdullah, Ubêd Xalid, Mehmûd Elî, Fayîz Ebdullah, Nuri Çiftçi, Hisên Xilto und Mazin Osê.

Im Vorfeld der Beisetzung wurden die Särge mit den Leichnamen am örtlichen Krankenhaus in Empfang genommen und von einem Konvoi durch die Stadt geleitet. Entlang der Straßen, die von der Fahrzeugkolonne passiert wurden, standen viele Menschen und würdigten die Ermordeten mit den: „Unsere Verbundenheit ist unsere größte Stärke.“


Als die Särge auf den Schultern von Trauergästen durch den Friedhof getragen wurden, rief die Menschenmenge immer wieder „Şehîd namirin“ – Die Gefallenen sind unsterblich. In der Mitte des Bestattungsplatzes wurden die Särge niedergelegt, es folgte eine Schweigeminute. Mit Trauerbekundungen an die Angehörigen der Toten durchbrach Ciwan Ali vom Rat der Familien von Gefallenen die Stille und versprach: „Wir werden die Ideale unserer getöteten Freundinnen und Freunde nach Freiheit und Gerechtigkeit erreichen. Dafür geben wir unser Wort.“


Eine weitere Rede hielt die Frauenrechtlerin Cihan Hisên, die zugleich Koordinationsmitglied der Frauenbewegung Kongra Star ist. Hisên verurteilte die Luftangriffe der türkischen Armee als kriegerische Aggression und Bedrohung der Sicherheit in der Region, für die es keinerlei Rechtfertigung gebe. Weiter sagte sie: „Der Terror aus der Luft des türkischen Aggressors unter Absegnung und Zustimmung des sogenannten Westens ist Ausdruck des Willens, die Existenz des kurdischen Volkes zu leugnen und gewaltsam deren Ende herbeiführen zu wollen. Doch Rojava steht für Widerstand und die Hoffnung in Menschlichkeit und Frieden. Der Wunsch der Aggressoren auf Unterwerfung und Gefangenschaft wird nicht in Erfüllung gehen. Wir verweigern die Unterdrückung und werden unseren Kampf gegen die Besatzer ausweiten.“


Der Ko-Vorsitzende des Exekutivrats der Cizîrê-Region, Talat Yunis, bezeichnete den türkischen Staatspräsidenten Erdogan als „Staatsterrorist und Völkermörder“, der einen Genozid am kurdischen Volk verüben wolle. „Alle internationalen Kräfte sind Zeugen und Mitverantwortliche der Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen, die der Terrorstaat Türkei in Nord- und Ostsyrien verübt. Das Blut unseres Volkes wird vergossen – wer jetzt nicht aktiv wird, um dem ein Ende zu setzen, ist gleichermaßen schuldig. Wir als Autonomieverwaltung sind jedenfalls bereit, mit allen Seiten an einen Tisch zu kommen, um für Syrien eine demokratische Lösung zu schaffen und die türkische Besatzung zu beenden.“

Isam Abdullah war Journalist und berichtete für die Nachrichtenagentur ANHA von den Luftangriffen

Nach der letzten Rede wurden die Gefallenenurkunden verlesen, die anschließend den Angehörigen ausgehändigt wurden. Unter der Parole „Şehîd namirin“ wurden die Särge sodann in die Erde gelassen.