Führende Persönlichkeiten arabischer Stämme haben sich in Raqqa gegenüber ANF zur Politik des Erdogan-Regimes in Syrien geäußert und Geflüchtete zur Rückkehr aufgerufen.
Deham al-Shibli vom Stamm der al-Hawas weist darauf hin, dass der türkische Staat eine Entvölkerungspolitik in Nordostsyrien betreibt und Menschen mit guter Ausbildung in Europa gerne aufgenommen werden. „Der türkische Staat nutzt spezielle Methoden der Kriegsführung, um Syrien und insbesondere Rojava zu entvölkern. Es ist allgemein bekannt, dass viele Personen aus Syrien vom türkischen Regime mit falschen Versprechungen über die Vermittlung dschihadistischer Gruppen nach Libyen, Afghanistan, Kasachstan und andere Orte geschickt werden“, erklärt al-Shibli und appelliert insbesondere an junge Menschen, die Syrien verlassen wollen oder sich bereits im Ausland befinden: „Wir fordern die Jugend auf, sich für ihr eigenes Land einzusetzen. Es gibt hier immer bessere Arbeitsmöglichkeiten und man kann den Bedarf für den eigenen Lebensunterhalt decken. Unser Land wird jeden Tag schöner und wir sollten uns bewusst sein, dass andere Länder niemals unser eigenes Land sein können. Das Haus anderer ist nicht unser Haus.“
Weiter erklärt al-Shibli: „Der Widerstand gegen die türkische Angriffe auf uns und unser Land hat ein weiteres Mal gezeigt, dass wir uns unter keinen Umständen unterwerfen lassen. Wir haben keine Angst vor dem Tod. Dem türkischen Staat kann niemals getraut werden, denn er hat in der Vergangenheit viele Massaker an unserem Volk begangen. Als Meinungsführer unterstützen wir die QSD [Demokratische Kräfte Syriens]. Wir sind mit unseren Kämpfern bereit zur Verteidigung. Dem Feind werden wir weder Raqqa noch einen Zentimeter Boden von Rojava überlassen. Dieses Land gehört uns und wir werden die Anwesenheit des Feindes hier niemals akzeptieren.“
Mustafa al-Abde vom Stamm der Afadile spricht die Migration aus der Region und die Gründe dafür an: „Die Völker der Region leben in Ruhe und Sicherheit. Trotzdem findet eine Auswanderung statt. Die jungen Menschen wandern aus und das gerade in einer Zeit, in der sie am meisten gebraucht werden. Der Ort für ein würdevolles Leben ist jedoch das eigene Land. Hinter der Migration steht der türkische Staat. Er will das Land entvölkern und betreibt dafür eine spezielle Politik.“
Auch Mustafa al-Abde appelliert an die Geflüchteten und insbesondere die Jugend: „Die Jugendlichen sind die Verteidiger dieses Landes. Wir rufen alle Ausgewanderten zur Rückkehr auf. Unser Land ist wertvoll und wir müssen es verteidigen. Der türkische Staat und von ihm unterstützte Gruppen wie al-Nusra und der IS benutzen Flüchtlinge für Angriffe auf uns. In unserem Land sind sehr viele IS-Mitglieder gefangen genommen worden und dank der Sicherheitskräfte können wir hier sicher leben.“
Al-Abde betont, dass die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien sich weiter entwickelt und unabhängig von Religionszugehörigkeit und Sprache Raum für alle Bevölkerungsgruppen bietet: „Das geschwisterliche Zusammenleben der Völker hier ist ein Vorbild für die ganze Welt. Wir halten zusammen und bilden eine Einheit. Der türkische Staat hat nicht das Recht, unser Land zu besetzen. Er hat Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî besetzt und will seine neoosmanischen Träume verwirklichen. Dagegen wehren wir uns als Stämme gemeinsam mit den QSD.“