Alltag in Efrîn: Leben zwischen Bomben und Besatzung

Mehr als 120 Mal wurden Dörfer und Siedlungen im Kanton Efrîn/Şehba im Vormonat laut einem neuen Bericht von den Besatzern bombardiert. Die Attacken richteten nicht nur schweren Sachschaden an, sondern kosteten auch Menschenleben.

Verbrechen der türkischen Besatzung

Die Menschen im Kanton Efrîn/Şehba müssen auch weiterhin in einem Alltag verharren, der vom Rhythmus der Bomben geprägt ist. Mindestens 121 Mal wurden die Dörfer und Siedlungsgebiete in der Region im nördlichen Syrien im Vormonat von türkischen Besatzungstruppen und dschihadistischen Verbündeten bombardiert. Das teilten die „Befreiungskräfte Efrîns“ (HRE) am Montag in einem Bericht mit. Die Widerstandsgruppe dokumentiert nicht nur ihr eigenes Vorgehen gegen die Besatzung, sondern hat auch die Kriegsverbrechen und Gewalttaten der türkischen Armee und deren Proxy-Truppen im Blick.

Insgesamt 44 Ortschaften waren den HRE zufolge im März von den dokumentierten Angriffen im Kanton Efrîn/Şehba betroffen. Dabei setzten die Besatzer vielfältiges Kriegsgerät ein, wie etwa Haubitzen, Panzer, Maschinengewehre, diverse Kampfdrohnen und Granatwerfer. Die Attacken richteten nicht nur schweren Sachschaden an, sondern kosteten auch Menschenleben. Im Ort Belûniyê wurden zwei kurdische Zivilisten bei mehreren Artillerie- und Drohnenangriffen getötet.

Die Angriffe forderten auch mehrere Verletzte. So wurde ein Mensch Anfang März bei einem Drohnenschlag im Dorf Elqemiyê (Al-Alqamiyeh) im östlich von Zentral-Efrîn gelegenen Kreis Şera verwundet – zunächst war man vor Ort nur von Sachschaden ausgegangen (ANF berichtete). Die HRE teilen in ihrem Bericht mit, als Vergeltung für das Bombardement unmittelbar danach eine unbemannte Drohne der Besatzer über Elqemiyê abgeschossen zu haben.

Efrîn/Şehba liegt vor Aleppo und ist nunmehr eingeschlossen in einem teilweise wüstenähnlichen Niemandsland zwischen dem syrischen Regime und der türkischen Besatzungszone. Der Kanton fasst die Regionen Efrîn und Şehba zusammen und erhielt seinen Namen im vergangenen Jahr durch eine Neuerung des Gesellschaftsvertrags von Nord- und Ostsyrien. Bei etwa 200.000 Bewohnerinnen und Bewohnern des Kantons handelt es sich um Menschen aus dem alten Kanton Efrîn, die im Zuge des türkischen Angriffskrieges von 2018 aus ihrer Heimat vertrieben wurden.