Al-Qaida-Ableger HTS steht vor Minbic

Die türkische Besatzungsmacht in Syrien hat ihre Söldnertruppen ausgetauscht und Einheiten des Al-Qaida-Ablegers Hayat Tahrir al-Sham (HTS) im Nordosten von Minbic stationiert.

In den von der Türkei besetzten Gebieten in Nordsyrien findet ein Wechsel der Söldnertruppen statt. Während Efrîn zum größten Teil bereits der Kontrolle des Nachfolgers von Jabhat al-Nusra, Hayat Tahrir al-Sham (HTS), übergeben wurde, haben Einheiten des Al-Qaida-Ablegers nun die Grenze zum selbstverwalteten Minbic (Manbidsch) erreicht. Die SNA-Söldnergruppe Jabhat al-Shamiya wurde aus sechs Dörfern abgezogen und durch HTS-Einheiten ersetzt. Quellen in Cerablus und des Militärrats von Minbic zufolge wurden außerdem die Stützpunkte von Jabhat al-Shamiya in den Dörfern Arab Hasan al-Saghir (ku. Ereb Hesen), Jatal, al-Hamran, Tal Ali, Shuaib und al-Khadadij an die Dschihadistengruppe Ahrar al-Sham übergeben. Ahrar al-Sham steht dem von al-Nusra dominierten Dschihadistenbündnis HTS nahe. Auch die türkischen Basen in den Dörfern Yashli Base und Abu Basma wurden Ahrar al-Sham übergeben.

Quellen zufolge bereiten sich die Samerkand-Brigade und die Sultan-Murad-Brigade westlich von Minbic darauf vor, ihre Stellungen in den kommenden Tagen an Ahrar al-Sham zu übergeben. Die Front im Nordwesten von Minbic und die Westfront insgesamt werden nun von Ahrar al-Sham kontrolliert.

Die Umstrukturierung der Fußtruppen der türkischen Besatzungsmacht hängt mit der Vorbereitung einer Übergabe von Idlib an das syrische Regime zusammen. HTS wurde aus dieser Region abgezogen und hat die Kontrolle über große Gebiete von Efrîn bis an die Grenzen von Minbic erhalten. Die HTS-Milizen sollen auch zur Eroberung der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien eingesetzt werden. Die Türkei zielt darauf ab, die Selbstverwaltung der Region zu vernichten. Gleichzeitig soll ein „schwarzer Gürtel“ errichtet werden. Dabei geht es um die Errichtung eines von Dschihadisten regierten Gebietes in Nordsyrien als Pufferzone.

Die von HTS und Türkei besetzten Gebiete sind Rückzugsräume für den IS. So fand in Idlib der sogenannte IS-Kalif al-Baghdadi ebenso Zuflucht wie seine Nachfolger und konnten von dort aus den Terror organisieren. Von den besetzten Gebieten aus werden Anschläge und große IS-Angriffe wie im Januar auf das Sine-Gefängnis in Hesekê geplant und umgesetzt. Die offene Stationierung der extremsten dschihadistischen Verbände um Hayat Tahrir al-Sham und Ahrar al-Sham in den direkt an Rojava angrenzenden besetzten Gebieten vergrößern die Gefahr noch weiter.