Zwischen dem Al-Qaida-Ableger „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS) und anderen von Ankara gelenkten Dschihadistengruppen finden die heftigsten Kämpfe der letzten Jahre in Nordsyrien statt. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) sind bei den Gefechten in der Grenzregion zur Türkei mindestens 28 HTS-Mitglieder, 20 Mitglieder anderer Milizen und zehn Zivilpersonen getötet worden.
„Ohne Genehmigung der Türkei hätte HTS nicht in die Region vorrücken können“, sagte Rami Abdelrahman, Leiter der in London ansässigen Beobachtungsstelle. Laut SOHR haben sich HTS und die anderen Gruppen darauf geeinigt, dass HTS die Kontrolle über die seit 2018 von der Türkei besetzte Region Efrîn übernimmt und künftig verantwortlich für die Kontrollposten zwischen der türkischen Besatzungszone und der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien ist. Demnach sollte die Einigung auch die anderen Grenzregionen zur Türkei umfassen, inzwischen seien jedoch neue Kämpfe in der Umgebung der von der protürkischen SNA-Miliz Jabhat al-Shamiya (Levante-Front) kontrollierten Region um Azaz aufgeflammt.
Şami: Die Region wird wieder zu einem Anziehungspunkt für Dschihadisten
Der Pressesprecher der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), Ferhad Şami, erklärte dazu am Montag auf Twitter: „Al-Qaida übernimmt Efrîn und bewegt sich mit offensichtlichem türkischen Segen in Richtung Azaz. Dies ist der Beginn einer neuen Phase, die alle anderen terroristischen Gruppierungen dazu zwingt, sich der al-Nusra (HTS) anzuschließen und die Region wieder zu einem Anziehungspunkt für internationale Dschihadisten zu machen. Wir haben seit mehr als einem Jahr vor dem türkischen Plan gewarnt. Die Türkei und die extremistischen Organisationen haben eine organische und eine langjährige historische Beziehung. Wir warnen im Voraus vor den jüngsten Bewegungen des IS in den Städten Suluk und Hammam al-Turkmen in Tal Abyad [Girê Spî] parallel zu den Mobilisierungen von al-Nusra. IS-Elemente haben unter den Augen der türkischen Besatzungstruppen eine Reihe von Koordinierungstreffen und Schulungen in den beiden genannten Städten abgehalten. Wir stehen in Kontakt mit der dortigen Zivilbevölkerung, die ihre tiefe Furcht vor der Ausbreitung des IS in ihren Gebieten zum Ausdruck gebracht hat. Sie geben auch an, dass sie vom IS unter Druck gesetzt werden, sich den IS-Zellen anzuschließen. Da sich in den türkisch besetzten Gebieten regelmäßig Katastrophen ereignen, muss die internationale Gemeinschaft rasch handeln, um eine weitere Ausbreitung des Terrorismus dort zu verhindern.“