Russische Luftangriffe auf Ankara-treue Miliz in Efrîn

Die russische Luftwaffe hat im Osten von Efrîn mehrere Positionen der Ankara-treuen Dschihadistenmiliz „Suqur al-Shamal“ bombardiert. Zwei Söldner sollen getötet worden sein, neun weitere sind offenbar verletzt.

Russland hat im Nordwesten von Syrien die Dschihadistenmiliz „Suqur al-Shamal“ angegriffen. Kampfflugzeuge der russischen Luftwaffe hätten am Sonntagfrüh in fünf aufeinanderfolgenden Angriffswellen Bomben auf Positionen der Terrorgruppe im östlich der Stadt Efrîn gelegenen Kreis Şera abgeworfen, meldeten lokale Quellen. Zwei Söldner sollen dabei getötet worden sein, neun weitere sind demnach verletzt. Die Syrische Bobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) mit Sitz in London bestätigte den Angriff.

Die Söldnerfraktion Suqur al-Shamal ist Teil des von der Türkei kommandierten Milizbündnisses „Syrische Nationalarmee“ (SNA), welches das Gros der türkischen Besatzungstruppen in Nordostsyrien stellt. Nach ANF-Informationen zielten die Luftschläge auf sogenannte Kontrollposten von Suqur al-Shamal in einem Gebiet zwischen den ezidisch geprägten Dörfern Qitmê (Katma) und Kefer Cenê (Kafar Ganeh).

Die Region galt bisher als Einflussgebiet der SNA-Miliz „Jabhat al-Shamiya (Levante-Front). Seit der Al-Qaida-Sprössling „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS) Efrîn vor einigen Tagen überrannte und einen Großteil der SNA-Gruppen vertreiben konnte, stand Şera teilweise unter de-facto Kontrolle von Suqur al-Shamal. Die Miliz habe sich geweigert, Efrîn „kampflos“ an HTS zu übergeben. Die Übergabe des zerschlagenen Kantons erfolgte gemäß eines Abkommens, das am vergangenen Mittwoch während eines militärischen Sicherheitstreffens in der seit 2016 von der Türkei besetzten Stadt Azaz geschlossen wurde. Offiziere des türkischen Geheimdienstes MIT und der Armee sowie Führer der Milizen in der Besatzungszone haben bei dem Treffen beschlossen, dass die verschiedenen SNA-Fraktionen Efrîn und sein Umland verlassen sollten. Die Kämpfe zwischen HTS und Milizen, die sich bislang weigerten, aus der Region abzuziehen, dauern vereinzelt weiter an.

Efrîn seit 2018 besetzt

Noch bis vor einigen Jahren wurde Efrîn nach dem Kantonsprinzip von Rojava selbstverwaltet. Seit dem 18. März 2018 ist die Region von türkischen Militärs und islamistischen Milizen besetzt. Unter den Besatzungstruppen ist in Efrîn ein Terrorregime etabliert worden: Bombardierungen von zivilen Siedlungsgebieten bestimmen den Alltag der einst sichersten Region ganz Syriens; Verschleppungen, Exekutionen, Folter, Plünderung und Vertreibung gehören zum Tagesgeschäft der Söldner der Besatzungsmacht. Die kurdische Bevölkerung wurde zum Großteil vertrieben und durch türkeitreue Siedler ersetzt.