Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Efrîn ist der achtzigjährige Arif Ebdo Xelîl am 9. Juni im Dorf Qizilpaşa in Bilbilê von Milizionären der Sultan-Murad-Brigade verschleppt worden. Sein Leichnam wurde einen Tag später im Dorf Meydankê in Efrîn- Şera gefunden. Die Leiche weist Folterspuren auf, außerdem soll Geld des Toten gestohlen worden sein.
Arif Ebdo Xelîl war in seinem Umfeld als „Arif Xatûne“ bekannt. Aufgrund seines hohen Alters konnte er nicht mehr laufen und hatte mehrere Krankheiten.
Die Sultan-Murad-Brigade ist Teil des türkischen Besatzungsregimes in Efrîn. Vergangene Woche war die Leiche der sechzehnjährigen Malak Nabih Khalil Jumah gefunden worden, die am 23. Mai in Efrîn von der Dschihadistenmiliz verschleppt worden war. Am 9. Juni sind in der Ortschaft Reca im Kreis Mabeta acht Zivilisten von der protürkischen Besatzungsmiliz „Jabhat al-Shamiya” verschleppt worden. Die Entführer verlangen Lösegeld von den Angehörigen.
Entführungen sind in den türkischen Besatzungszonen in Nordsyrien eine gängige Einkommensquelle. Angehörige zahlen hohe Geldsummen, um Verschleppte auszulösen. Menschen, die wieder frei sind, berichten regelmäßig von Folter und Misshandlungen durch die Besatzer. Nach einem Bericht der „Menschenrechtsorganisation Efrîn“ sind allein zwischen März 2018 und November 2019 mehr als 6.000 Fälle von Entführungen in der Region registriert worden. Bei rund der Hälfte der Fälle gibt es noch immer keine Informationen darüber, wo die Opfer festgehalten werden und wie ihr Zustand ist.