AANES erinnert an ermordete Schuaitat-Mitglieder

Die Autonome Administration von Nord- und Ostsyrien hat mit Blick auf den Jahrestag der IS-Massaker an Angehörigen des Stammes der Schuaitat das Schweigen der internationalen Gemeinschaft angesichts der Gewalt gegen die Menschen des Landes kritisiert.

Die Autonome Administration von Nord- und Ostsyrien (AANES) hat mit Blick auf den Jahrestag der Massaker an Angehörigen des Stammes der Schuaitat das Schweigen der internationalen Gemeinschaft angesichts der Gewalt gegen die Menschen des Landes kritisiert. „Acht Jahre sind vergangen, seit der selbsternannte Islamische Staat in Deir ez-Zor seine brutalsten Massaker an der Bevölkerung Syriens verübte“, erklärte die AANES am Sonntag in einer Mitteilung. „Seine Ziele konnte Daesch am Ende zwar nicht erreichen. Heute ist es jedoch der türkische Staat, der dieses Rad der Gewalt gegen unserer Völker am Laufen hält“, hieß es weiter.

Besonders gravierend sei der Umstand, dass diese Ignoranz auch trotz der Intensivierung des türkischen Drohnenkrieges gegen Nord- und Ostsyrien andauere, so die Autonomieverwaltung. In den Gebieten der AANES sterben immer wieder Menschen durch Killerdrohnen der Türkei, allein seit Anfang Juli wurden fünfzehn Menschen durch solche Angriffe ermordet. In erster Linie richteten sich diese Luftschläge gegen führende Mitglieder der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), die sich wegweisend am Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) beteiligten. Unter den Todesopfern gibt es aber auch Zivilpersonen und Angehörige der Autonomiestrukturen.

„Insofern ist es beschämend, dass die internationale Öffentlichkeit an ihrem Schweigen bezüglich des Unrechts an unseren Völkern festhält“, erklärte die AANES. An die nordostsyrischen Gemeinschaften appelliert die Selbstverwaltung, die QSD in ihrem Kampf für Nord- und Ostsyrien und gegen eine Besatzung durch die Türkei zu unterstützen.

Massaker an den Schuaitat

Die sunnitisch-arabische Stammeskonföderation der Schuiatat – auch als Al-Schuaitat-Stamm bezeichnet – der etwa 70.000 bis 80.000 Menschen angehören, ist in Deir ez-Zor beheimatet. Es handelt sich flächenmäßig um die größte Provinz Syriens und um jene Region des Landes, in der sich dies reichsten Öl- und Gasvorkommen befinden. Als 1968 die Ölförderung in Syrien begann, wurden die ersten Förderanlagen in Deir ez-Zor errichtet. Für die lokale Bevölkerung und vor allem die zahlreichen Stämme, die zwar aufgrund der unitären, monistischen Politik des Assad-Regimes stets im Widerspruch zur Regierung in Damaskus standen, teilweise aber während der Regierung Saddam Husseins unter dem Einfluss des sunnitisch dominierten Baath-Regimes im Irak waren, eröffnete sich ein neuer Arbeitsmarkt im Ölsektor. Indes wurde die vom Regime vernachlässigte Landwirtschaft immer weiter geschwächt. Im Zuge des Bürgerkriegs erlitten dann auch noch die lebensnotwendigen Bewässerungskanäle schwere Schäden und die Landwirtschaft wurde völlig an den Rand gedrängt.

1200 Schuaitat-Mitglieder vom IS ermordet

Während der Herrschaft des IS kam es im Juli 2014 zu Zusammenstößen mit dem Stamm der Schuaitat. Der IS beanspruchte die Kontrolle über die Ölquellen, die Stammesmitglieder weigerten sich, nach den Regeln der Dschihadisten zu leben. Im August überrannte der IS das Stammesgebiet der Konföderation und beging Massaker, bei denen rund 1.200 Menschen brutal niedergemetzelt, geköpft oder erschossen wurden. In der nachfolgenden Zeit verkaufte der IS das Öl aus Deir ez-Zor über Händler in die Türkei und an das syrische Regime. In den letzten Jahren wurden in der Region mehrere Massengräber entdeckt, in denen etwa 800 ermordete Schuaitat-Angehörige verscharrt worden waren. Hunderte weitere Mitglieder des Stammes bleiben verschwunden. Ende Juni hatte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe einen syrischen Staatsangehörigen angeklagt, dem unter anderem Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit den IS-Massakern an den Schuaitat vorgeworfen werden.