65 Tage Folter in Haft der Besatzungstruppen

X.M. aus Efrîn wurde 65 Tage in einem von den türkischen Truppen eingerichteten Gefängnis in Azaz festgehalten. Er berichtet über die schwere Folter an ihm und den anderen Gefangenen durch türkeitreue Milizionäre.

X.M. ist von türkeitreuen Milizen aus Efrîn nach Azaz verschleppt worden und war dort 65 Tage im Rai-Gefängnis inhaftiert. Er erzählt gegenüber der Nachrichtenagentur ANHA: „Man kann aufgrund der Brutalität der türkischen Besatzungstruppen und ihrer Milizen in Efrîn nicht mehr leben. Wir waren 27 Menschen, die sich entschlossen hatten, die Region zu verlassen. Wir trauten uns nicht durch die Kontrollpunkte der Milizen. Deshalb suchten wir einen anderen Weg, aber die wachhabenden Milizionäre bemerkten uns. Sie umzingelten uns und richteten ihre Waffen auf uns. Danach fesselten sie uns die Hände auf den Rücken und stülpten uns Säcke über die Köpfe, steckten uns in Autos und nahmen uns mit.“

X.M. berichtet von seiner Atemnot aufgrund des Sacks über seinem Kopf: „Einer von uns ist wegen des Sacks über dem Kopf fast erstickt. Als wir forderten, dass ihm der Sack abgenommen wird, schlugen die Gangster ihn, bis wir beim Gefängnis ankamen.“

Er fährt fort: „Die Gangster stießen uns brutal aus dem Fahrzeug und steckten uns in eine drei Quadratmeter große Zelle. Später nahmen sie uns die Säcke ab, aber unsere Hände blieben gefesselt. In der Zelle gab es nur eine Decke. In den Abendstunden brachten sie uns Essen. Wir wollten, dass sie uns die Fesseln lösen, aber sie haben uns nur beleidigt. Zwei Tage später wurden wir an einen anderen Ort gebracht. Dort wurden die Handfesseln gelöst, aber es begann dann eine ganz andere Art der Folter. Sie riefen meinen Namen, ich stand auf und ging zu ihnen. Sie verbanden mir die Augen, warfen mich zu Boden und traten auf mich ein. Sie haben mich mit Strom, Schläuchen und Stöcken gefoltert. Ich bin wegen dieser zwölf Tage dauernden Folter verrückt geworden.“

X.M. ist Zeuge schwerster Verbrechen gegen die Menschlichkeit geworden: „Angesichts solcher Folter brennt das menschliche Gewissen. Die Bandenmitglieder haben das Ohr eines Zivilisten mit einer Zange abgeschnitten. Diese Gangster haben die Augen der Gefangenen verbunden und sie mit Schläuchen und Kabeln bis zur Ohnmacht gefoltert. Sie schlugen trotz Ohnmacht weiter mit Stromkabeln und Schläuchen zu.“ Im Gefängnis konnte X.M. auch die Stimmen von Frauen hören, die gefoltert wurden.

X.M. klagt an, 65 Tage ohne Schuld eingesperrt gewesen und auf jede nur erdenkliche Weise gefoltert worden zu sein. Einen Tag, bevor er freigelassen wurde, kam ein türkischer Militärkommandant zu ihm und nahm ihn mit zu Verhör. Am folgenden Tag wurde er in ein leeres Gebiet gebracht und mit dem Tod bedroht. Dann wurde eine Scheinhinrichtung an ihm vollzogen. Anschließend wurde er laufengelassen und konnte den Kanton Şehba erreichen. Seine Freunde sind weiter in Haft.