15 Beatmungsgeräte nach Rojava geliefert
Im Rahmen der internationalen Kampagne „100 Beatmungsgeräte für Rojava“ von Heyva Sor a Kurdistanê e.V. sind die ersten fünfzehn Apparate bereits im nordostsyrischen Autonomiegebiet angekommen.
Im Rahmen der internationalen Kampagne „100 Beatmungsgeräte für Rojava“ von Heyva Sor a Kurdistanê e.V. sind die ersten fünfzehn Apparate bereits im nordostsyrischen Autonomiegebiet angekommen.
In Qamişlo sind Anfang der Woche fünfzehn Geräte für die intensivmedizinische Beatmungstherapie von Covid-19-Patienten eingetroffen. Die Apparate wurden mit 345.000 Euro an Spendengeldern aus der Kampagne „100 Beatmungsgeräte für Rojava“ finanziert und vom italienischen Standort der kurdischen Rothalbmondorganisation Heyva Sor a Kurdistanê nach Nordostsyrien verschifft. Nach Angaben von Verantwortlichen werden die Maschinen nun nach Bedarf an die Krankenhäuser in der Region verteilt.
Seit Anfang des Jahres versetzt ein neues Coronavirus die Weltgemeinschaft in Unruhe. Die Pandemie hat praktisch jedes Land der Erde erreicht. Mehr als 77 Millionen Infektionen mit dem Erreger von SARS-CoV-2 wurden registriert, über 1,7 Millionen Menschen sind an der Erkrankung gestorben. Und selbst in die Länder, aus denen keine Fälle gemeldet wurden, dürfte Corona längst vorgedrungen sein.
Auch in Nord- und Ostsyrien verbreitet sich das Virus. Bisher wurden im Autonomiegebiet 7.777 Corona-Infektionen registriert (Stand 21. Dezember). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit der Erkrankung liegt aktuell bei 259. Da die Corona-Testkapazitäten in der Region jedoch stark begrenzt sind, dürfte die Dunkelziffer bei den Infektionen in der Bevölkerung recht groß sein. PCR-Tests gelten als chronische Mangelware. Ohnehin ist Rojava im Kampf gegen die Pandemie de facto auf sich allein gestellt, die WHO leistet kaum nennenswerte Unterstützung. Hinzu kommen die Bedingungen der Besatzung, den fortgesetzten Angriffen dschihadistischer Gruppen und dem türkischen Militär, einem weitgehenden Embargo und der Zerstörung medizinischer Infrastruktur. Angesichts dessen steht das Gesundheitssystem von Rojava an der Grenze der Belastbarkeit. In der selbstverwalteten Region Nord- und Ostsyrien leben vier Millionen Menschen und 600.000 Binnenvertriebene. Es wurde zwar Personal ausgebildet und Krankenhäuser wurden gebaut, doch es fehlt an Medikamenten, technischer Infrastruktur und Schutzausrüstungen.
Neue Beatmungsgeräte für Rojava
„Wir bedanken uns bei allen Unterstützer*innen, die den Kauf der ersten fünfzehn Beatmungsgeräte ermöglicht haben“, sagte Süleyman Ahmed als Ko-Außenbeauftragter im Büro des Gesundheitsrates von Nord- und Ostsyrien. Zusammen mit Dilgeş Îsa aus dem Vorstand der Rojava-Sektion des kurdischen Halbmonds hatte Ahmed am Montag die Gelegenheit, die Apparate zu inspizieren.
Beatmungsgeräte gelten in der Corona-Krise als essenziell für die Behandlung von schwer an Covid-19 erkrankten Patientinnen und Patienten. Doch gerade diese Apparate fehlen in Nord- und Ostsyrien am meisten. Vor diesem Hintergrund hatte Heyva Sor a Kurdistanê im November einen Spendenaufruf für 100 Beatmungsgeräte gestartet. Die in Troisdorf bei Köln beheimatete Hilfsorganisation hat ausgerechnet, dass der Preis für jedes Gerät, einschließlich der Transportkosten nach Rojava, 23.000 Euro beträgt. Für die restlichen 75 Geräte werden also noch insgesamt eine Million 750.000 Euro benötigt.
„Eine weitere Bitte unsererseits ist Unterstützung bei der Beschaffung von grundlegender medizinischer Schutzausrüstung, Medikamenten zur Behandlung von Infizierten, steriles Material für Abstriche, mehr Testkits zur schnellen Identifikation von Fällen sowie infektionspräventive Instrumente/Hilfsmittel. In Nordostsyrien fehlt es uns an allem. Wir hoffen und bauen auf die Solidarität unseres Volkes und unserer Freundinnen und Freunde in diesen schwierigen Zeiten“, so Ahmed.