RSF unterstützt iranische Medienschaffende

Reporter ohne Grenzen (RSF) leistet im Bereich der digitalen Sicherheit praktische Unterstützung für Journalist:innen und Medien, die durch ihre Berichterstattung über die Aufstände im Iran gefährdet sind.

Das iranische Regime geht unvermindert hart gegen die landesweiten Proteste vor, die durch den Mord an der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini durch die Sittenpolizei in Teheran ausgelöst wurden. Reporter ohne Grenzen (RSF) weist auf die Massenverhaftungen von Medienschaffenden hin und hat in Zusammenarbeit mit der Friedensnobelpreisträgerin Dr. Schirin Ebadi ein persischsprachiges Helpdesk eingerichtet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Unterstützung von Journalist:innen und Medien, die durch ihre Berichterstattung über die Ereignisse im Land gefährdet sind, im Bereich der digitalen Sicherheit. Über das Helpdesk werden sichere VPN-Zugänge bereitgestellt. Außerdem wird Medienunternehmen bei der Umgehung von Zensur geholfen, indem geblockte Seiten im Rahmen des RSF-Projekts Collateral Freedom wieder zugänglich gemacht werden. Zudem will RSF iranische Medien innerhalb und außerhalb des Landes in Notfällen finanziell unterstützen.

Journalistinnen droht die Todesstrafe

RSF weist darauf hin, dass fast die Hälfte aller neu inhaftierten Medienschaffenden Frauen sind, zwei von ihnen droht die Todesstrafe. „Dass immer mehr Journalistinnen inhaftiert werden, zeigt das Vorhaben des iranischen Regimes: Es will die Stimmen von Frauen systematisch unterdrücken“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Wir sind zutiefst besorgt über das Schicksal dieser mutigen Journalistinnen. Sie gehen ein hohes Risiko ein und nehmen sogar die Todesstrafe in Kauf, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, die das Regime mit aller Macht zu verbergen versucht.“

Wie RSF am Donnerstag erklärte, sind seit dem 16. September mindestens 43 Journalistinnen und Journalisten in allen Landesteilen des Iran inhaftiert worden, acht von ihnen wurden freigelassen. 35 sind noch immer in Haft, 15 von ihnen sind Frauen. Zwei Fälle sind laut RSF besonders besorgniserregend: Nilufar Hamedi und Elahe Mohammadi, die beiden Journalistinnen, die als erstes öffentlich auf den Tod von Jina Amini aufmerksam gemacht haben, sind seit mehr als einem Monat in Haft. Mittlerweile werden sie der „Propaganda gegen das System und Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ beschuldigt, Vorwürfe, die zur Todesstrafe führen könnten. Mehr als 500 Journalistinnen, Journalisten und Medienaktivisten im Iran verfassten daraufhin einen Aufruf für die Freilassung ihrer inhaftierten Kolleginnen und Kollegen – in der aktuellen Situation ein enorm mutiger Schritt.

Nilufar Hamedi berichtete für die Zeitung Shargh aus dem Krankenhaus, in dem Jina Amini vor ihrem Tod im Koma lag. Die Journalistin wurde am 20. September inhaftiert. Elahe Mohammadi, Journalistin der Zeitung Ham Mihan, berichtete über Aminis Beerdigung in ihrer Heimatstadt Saqez im Nordwesten der iranischen Region Kurdistan. Die Beerdigung entwickelte sich zu einer der ersten Protestaktionen. Am 29. September wurde Hamedi inhaftiert.

Am 4. November wurde eine weitere Journalistin ins Gefängnis gesteckt, die versuchte, die Wahrheit über Jina Aminis Tod ans Licht zu bringen: Nazila Maroufian, eine Reporterin für die Nachrichtenseite Rouydad24, veröffentlichte auf der Nachrichtenseite Mostaghel ein Interview mit Aminis Vater. Darin bestritt dieser, dass seine Tochter unter Gesundheitsproblemen gelitten hatte. Das Interview trug den Titel: „Sie lügen.“ Auch wenn es später offline genommen wurde, nahmen die Behörden Nazila Maroufian fest und brachten sie in das berüchtigte Evin-Gefängnis.

Bereits vor der neuen Welle an Protesten und Unterdrückungen durch das iranische Regime waren drei Journalistinnen inhaftiert, darunter Narges Mohammadi, die seit dem 16. November 2021 wegen angeblicher Propaganda und Verleumdung in Haft ist.

Mit insgesamt 49 inhaftierten Journalistinnen und Journalisten, darunter 18 Frauen, steht der Iran nach China und Myanmar auf Platz 3 der Länder mit den meisten inhaftierten Medienschaffenden. Vor den Protesten saßen bereits 14 Medienschaffende in Haft. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht der Iran auf Platz 178 von 180 Staaten.