Ein Bündnis aus 26 Medienorganisationen und Journalist:innen aus Südkurdistan hat eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der sie alle Medienorganisationen dazu aufrufen, verantwortungsvoll zu handeln und die Errungenschaften in Rojava gegen die anhaltenden Angriffe zu verteidigen. Sie verwiesen auf die ernste Lage, die durch die Angriffe der Türkei und ihrer islamistischen Proxytruppen der „Syrischen Nationalarmee‟ (SNA) auf Rojava entstanden ist. Die Journalist:innen und Medienvertreter:innen betonten die Notwendigkeit einer nationalen Strategie, die mit den regionalen Veränderungen im Einklang steht und die kurdische Einheit fördert, um den wachsenden Bedrohungen entgegenzuwirken.
Eine kritische Phase mit großen Risiken und Chancen
In der Erklärung heißt es: „Nach dem Zusammenbruch des Assad-Regimes begann in unserer Region eine empfindliche und komplexe Phase. Diese neue politische Lage stellt eine große Gefahr für das kurdische Volk dar, bietet aber zugleich bedeutende Chancen. Der einzige Weg, diese Chancen zu nutzen und die Bedrohungen abzuwehren, besteht darin, eine nationale Strategie zu entwickeln, die die Einheit Kurdistans fördert und sich an die regionalen Dynamiken anpasst.“ Die Medienschaffenden betonten die zentrale Rolle der Presse in dieser kritischen Phase: „Die Medien tragen eine große Verantwortung, eine nationale, soziale und humanitäre Strategie zu entwickeln und in diesem Sinne zu arbeiten. Andernfalls könnten die Medien, anstatt den Kampf unseres Volkes voranzubringen, Spaltungen und interne Konflikte vertiefen.“
Die Rolle der Medien bei der Förderung der kurdischen Einheit
Die Erklärung hob hervor, dass die kurdische Gesellschaft trotz unterschiedlicher politischer Meinungen unter einer gemeinsamen kurdischen Identität vereint werden kann: „Wie jede andere Gesellschaft verfügt auch die kurdische über eine Vielfalt politischer Ansichten. Wir glauben jedoch, dass diese Unterschiede unter dem Dach einer nationalen Einheit, die die kurdische Identität und das Bewusstsein für Kurdistan in den Vordergrund stellt, überwunden werden können. Medien und Journalist:innen können dabei eine führende Rolle übernehmen.“ Der Zusammenschluss forderte die Medien dazu auf, die Rechte der Kurd:innen und den laufenden Kampf in den Vordergrund zu stellen. Konflikte zwischen kurdischen Fraktionen und regionale Machtkämpfe sollten verantwortungsvoll behandelt werden, um die kurdische Sache zu stärken, statt zu schwächen.
Lehren aus dem Kampf gegen den „IS‟
Die Medienschaffenden wiesen auf die Lehren aus dem Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat („IS‟) hin, bei dem die Medien eine unterstützende Rolle gespielt hätten: „Während des Kampfes gegen den ,IS‛ im Jahr 2014 war die Unterstützung der Medien für die Peschmerga-Kräfte in Südkurdistan sowie für die Widerstandskämpfer:innen in Rojava und Kobanê von großer Bedeutung. In diesem Sinne müssen die heutigen Medien vermeiden, als Werkzeug für feindliche Propaganda zu dienen oder politische Diskussionen zu fördern, die den nationalen Kampf untergraben könnten.“
Vermeidung von Polarisierung unter kurdischen politischen Kräften
Die Erklärung betonte zudem die Bedeutung Polarisierung unter den kurdischen politischen Akteur:innen zu vermeiden: „In dieser kritischen Phase sollten Journalist:innen und Medienorganisationen daran arbeiten, Gemeinsamkeiten zu betonen, anstatt die Unterschiede zwischen den politischen Kräften zu vertiefen. So können wir diesen empfindlichen Prozess auf einer soliden Grundlage bewältigen und unseren nationalen Kampf voranbringen.“
Aufruf zu verantwortungsvoller Berichterstattung
Das Bündnis forderte alle Medienorganisationen, unabhängig davon, ob sie parteigebunden oder eigenständig sind, auf, sich an die Prinzipien des ethischen Journalismus zu halten, den kurdischen Kampf zu unterstützen und die Errungenschaften in Rojava zu verteidigen.
„Wir rufen alle Journalist:innen und Medienmitarbeitende in Südkurdistan – sei es individuell oder als Teil von Institutionen – dazu auf, sich dieser Erklärung anzuschließen und im Geiste dieser Verantwortung zu handeln.“
Liste der Unterzeichnenden
Die Erklärung wurde von den folgenden Journalist:innen und Medienorganisationen unterzeichnet:
- Şiwan Mahmud – Chefredaktion von Spî Media
- Kamil Emer – Medienverantwortlich in der Casena-Organisation für Presse- und Meinungsfreiheit
- Kemal Rauf – Chefredaktion der Agentur Şarbajêr
- Hawkar İzzet – Vorsitz der Föderation der unabhängigen Journalisten und Schriftsteller (RONUS)
- Cahfer Ali – Direktion des Şar-Forschungszentrums
- Süleyman Abdullah Yunus – Leitung der Agentur Xendan
- Heval Muhammed – Direktion der Agentur Xendan
- Tarık Fatih – Chefredaktion der Agentur Hawlatî
- Muhammed Mahmud – Direktion der Agentur İrade
- Herdi Abdullah Necim – Chefredaktion der Agentur İrade
- Rahman Xerîb – Organisation des Metro-Zentrums für den Schutz der Rechte von Journalisten
- Diyarî Muhammed – Direktion des Metro-Zentrums
- Ahmet Mire – Chefredaktion des Magazins Livîn
- Asos Herdî – Generaldirektion der Zeitung Awêne
- Salar Reza – Journalistisch tätig
- Ako Muhammed Mahmud – Mitglied des Generalrats von Stander Media
- Hêmin Mahmud Reşid – Direktion von Zoom TV
- Abdulkerim Ahmet – Journalistisch tätig
- Aras İbrahim Abdullah – Journalistisch tätig
- Sinûr Kerim – Journalistisch tätig bei VOA (Voice of America)
- Roşin Kasım – Journalistisch tätig
- Erkan Muhammed – Chefredaktion von Rojnews
- Dahên Haşim – Journalistisch tätig bei KNN TV
- Şine Pîrot – Journalistisch tätig bei KNN TV
- Awat Abdullah Hüseyin – Journalistisch tätig
- Azad Osman – Deng Radio