Die Journalistin Rojin Altay ist in der westtürkischen Metropole Istanbul festgenommen worden. Gegen die Mitarbeiterin der pro-kurdischen Zeitung „Yeni Yaşam“ liege im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens eine richterliche Anordnung zur Festnahme vor, teilte ihr Anwalt Sercan Korkmaz mit. Altan war unterwegs nach Amed (tr. Diyarbakır). Ihre Festsetzung erfolgte am späten Samstagabend am Flughafen Sabiha Gökçen.
Zu den Hintergründen des Verfahrens ist bisher nichts bekannt. Rechtsanwalt Korkmaz vermutet, dass der Vorgang im Zusammenhang mit der Tätigkeit Altays als kritische Journalistin steht. „Für 24 Stunden wird meiner Mandantin der Kontakt zur Außenwelt verwehrt, es gilt ein Anwaltsverbot”, erklärte er. Inzwischen wurde Altay in das als Folterzentrum berüchtigte Polizeipräsidium Vatan im Istanbuler Bezirk Fatih gebracht.
Medienschaffende in der Tradition der freien kurdischen Presse befinden sich im permanenten Fokus der türkischen Repressionsbehörden. Auch Rojin Altay gerät immer wieder ins Visier von Polizei und Justiz. Im Sommer 2021 tauchte ihr Name in dem Zusammenhang auch in der internationalen Presse auf. Damals hatte sie noch als Korrespondentin für die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) gearbeitet und in Istanbul eine Protestaktion gegen die Morde von Konya begleitet.
Am 30. Juli 2021 waren sieben Mitglieder der kurdischen Familie Dedeoğulları in der zentralanatolischen Provinz von einem türkischen Rassisten ermordet worden, landesweit stürmten Menschen aus Wut die Straßen. Rojin Altay und fünf weitere Medienschaffende wurden im Anschluss an eine große Demonstration in der Bosporus-Metropole auf dem Heimweg von einem nationalistischen Mob angegriffen und verletzt. Mehrere Polizisten beobachteten den Übergriff und ließen die rassistische Gruppe gewähren. Am Ende wurden nur die Journalist:innen festgenommen - und von der Polizei misshandelt.