Journalistin Nazila Maroofian in Teheran verhaftet

Die wegen eines Interviews mit Jina Mahsa Aminis Vater verurteilte Journalistin Nazila Maroofian ist in Teheran erneut verhaftet worden. Vor wenigen Tagen war ihre Wohnung von iranischen Sicherheitskräften durchsucht worden.

Die kurdische Journalistin Nazila Maroofian ist in Teheran erneut verhaftet und in das berüchtigte Foltergefängnis Evin gebracht worden. Am Dienstag war ihre Teheraner Wohnung von iranischen Sicherheitskräften durchsucht worden, persönliche Gegenstände wurden konfisziert, darunter ihr Mobiltelefon und ihr Laptop. Maroofian berichtete auf Twitter von dem Vorfall und fügte hinzu, dass sie für heute zur Staatsanwaltschaft von Evin vorgeladen wurde. Im Juni hatte sie mitgeteilt, dass sie auf dem Valiasr-Platz in Teheran von Sicherheitskräften geschlagen und wegen Nichteinhaltung der Hijab-Zwangsregeln vom öffentlichen Dienst ausgeschlossen worden sei.

Nazila Maroofian stammt aus der Stadt Seqiz in Ostkurdistan, dem Heimatort von Jina Mahsa Amini, an deren Tod sich die „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution entzündet hat. Die 22-Jährige war am 13. September während eines Familienbesuchs in der iranischen Hauptstadt Teheran von der Sittenpolizei wegen Verstoßes gegen die Kleiderordnung festgenommen und in der Haft durch Misshandlung getötet worden. Am 19. Oktober veröffentlichte Maroofian ein Interview mit Aminis Vater Amjad auf der Website „Mostaghel“. Darin wies der Mann die offiziellen Angaben zurück, dass seine Tochter an einer Erkrankung gelitten habe. Der Titel des kurz darauf entfernten Interviews war eindeutig: „Mahsa Aminis Vater: ‚Sie lügen!‘“

Wenige Tage später wurde Maroofian in Teheran festgenommen und ins Evin-Gefängnis gebracht. Im Januar wurde sie wegen „Propaganda gegen den Staat” und „Verbreitung von falschen Informationen” zu zwei Jahren Haft verurteilt, ausgesetzt auf fünf Jahre zur Bewährung. Das „Revolutionsgericht“ belegte sie zudem mit einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 310 Euro und einem fünfjährigen Ausreiseverbot. . Obwohl sie bereits zu Beginn ihrer Haft zwei leichte Herzattacken erlitt, wurde sie erst im Januar nach Hinterlegung einer Kaution freigelassen.