Vor gut zwei Wochen hat das iranische Regime damit begonnen, die Region am Kosalan-Massiv in Merîwan und Serwawa in Rojhilat/Ostkurdistan vom Boden aus und aus der Luft flächendeckend zu bombardieren. Dabei haben die Artillerieangriffe schwere Waldbrände ausgelöst, die bereits weite Teile des Naturschutzgebietes vernichtet haben. Die Behörden unternahmen nichts, um den Brand zu stoppen. Darüber hinaus verhinderten sie sogar die Löschversuche der drei Umweltaktivisten Mohsên Dadger, Seid Dadger und Yaser Sabêrî und nahmen sie fest.
Diese Angriffe der iranischen Revolutionsgarde stellen schwere Repressionen gegen die ortsansässige Bevölkerung und die regionale Dorfwirtschaft dar, deren Lebensgrundlagen durch die Umweltkatastrophe bedroht werden. Die Bombardierung ist aber vor allem gegen die Guerilla gerichtet, die für ein freies Leben, für die Frauenbefreiung, für Ökologie und radikale Demokratie kämpft.
Staatliche Gewalt gegen die Freiheitsbewegung
Es werden aber nicht nur die YRK (Verteidigungskräfte Ostkurdistans) und HPJ (Frauenverteidigungseinheiten) in den Bergen Rojhilats von der Revolutionsgarde angegriffen, sondern auch die kurdische Gesellschaft. Gleichzeitig findet in Rojava ein Drohnenkrieg der Türkei gegen die Autonomieregion statt. Beide Staaten, der türkische und der iranische, versuchen mit massiver Brutalität die Freiheitsbewegung zu schwächen, die sich zwischen diesen beiden Aggressoren erhebt.
Am 20. Juni 2023 tötete eine türkische Drohne die hochrangige Vertreterin der Selbstverwaltung von Rojava, Yusra Derwêş, Ko-Vorsitzende des Kantons Qamişlo, ihre Stellvertreterin Lîman Şiwêş und ihren Fahrer Firat Tuma. Seit Jahren kämpft die kurdische Frauenbewegung gegen die kapitalistische und imperialistische Besatzung und das patriarchale System. Dieser Angriff ist ein Angriff auf die Philosophie von „Jin Jiyan Azadî“ und gegen alle Frauen, die dafür einstehen und kämpfen.
Nationalstaat und Solidarität mit der „Jin Jiyan Azadî“-Bewegung?
Seit letztem Jahr wird auf der ganzen Welt und auch in Deutschland die Parole „Jin Jiyan Azadî“ gerufen. Tausende Menschen sind auf die Straße gegangen und haben sich mit den Protestierenden im Iran und Ostkurdistans solidarisiert. Ricarda Lang, frauenpolitische Sprecherin und Bundesvorsitzende der Grünen zusammen mit Omid Nouripour, hat letztes Jahr gesagt: „Wir dürfen nicht wegschauen.“ Dementsprechend versuchten die europäischen Staaten mit der Parole in Social Media, die Proteste auf der Straße und in ihren Parlamenten zu „unterstützen“. Gleichzeitig exportieren sie aufgrund ihrer ökonomischen Interessen und imperialistischen Projekte seit Jahren Waffen in die Türkei. Dadurch unterstützen sie weiterhin iranische und türkische Staaten in ihrer verbrecherischen und brutalen Politik gegen die kurdischen Freiheitskämpfer:innen. So nutzt die Parole „Jin Jiyan Azadî“ den westlichen Staaten als Ausdruck ihrer Liberalität, sie wird aber gleichzeitig ausgenutzt, missbraucht und entleert. Die Sicherheit der imperialistischen NATO-Partner ist die Sicherheit der Herrschenden und nicht die Sicherheit der Gesellschaften.
Unsere Antwort ist Widerstand, weil Widerstand Leben heißt
Als KJAR-Europa (Gemeinschaft der freien Frauen von Rojhilat in Europa) laden wir alle Feminist:innen, Umweltaktivist:innen und revolutionäre Menschen ein, nicht zu schweigen und auf diese staatliche Brutalität aufmerksam zu machen und aktiv etwas dagegen zu tun. Es sollte auch Druck auf die europäischen Regierungen aufgebaut werden, um die kurdische Freiheitsbewegung zu unterstützen. Eine Freiheitsbewegung, die auf Frauenbefreiung basiert und für eine demokratische und politische Lösung für Iran und den Nahen und Mittleren Osten kämpft, sollte unterstützt werden. Wir lassen nicht zu, dass der staatliche Feminizid sowie die Bombardierung der kurdischen Freiheitsbewegung normalisiert werden. Wir setzen uns gemeinsam gegen die Besatzung und die mörderischen Angriffe des faschistischen Regimes ein. Unsere Antwort ist Widerstand, weil Widerstand Leben heißt. Jin Jiyan Azadî!